Väter und Töchter

Ein Melodram, gut geschmiert mit viel Schmalz


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„Väter und Töchter“: Jake (Russel Crowe) liebt seine Katie (Kylie Rogers), ist aber überfordert © Einhorn
DIE STORY: „Väter und Töchter“ ist ein Familien-Melodram voller Liebe und Zuneigung – und zugleich voller Unglück, das sich gleich über zwei Generationen erstreckt.
In der ersten Zeitebene spielt Russell Crowe einen berühmten Schriftsteller namens Jake Davis. Dessen Leben verdüstert sich, als er einen Autounfall verursacht, bei dem seine Frau ums Leben kommt. Jake steht nun mit seiner kleinen Tochter Katie allein da.
Der Schmerz und die Selbstvorwürfe setzen dem sensiblen Mann so schwer zu, dass er sich wegen Depressionen in Behandlung begeben muss. Sein Zustand verschlimmert sich, als Elizabeth (Diane Kruger), die Schwester seiner verstorbenen Frau, Katie adoptieren will. 
Jake behält seine Tochter zunächst mal bei sich, findet jedoch wenig Zeit, sich um die Kleine zu kümmern. Denn in einem verzweifelten Anfall von Arbeitswut schreibt er einen neuen Roman: „Väter und Töchter“. Mit den Erträgen aus dem Buch will er nachweisen, dass er finanziell in der Lage ist, sich um das Mädchen zu kümmern.
In der zweiten Zeitebene ist Katie, nun gespielt von Amanda Seyfried, eine erwachsene Frau von 30 Jahren. Als Sozialarbeiterin ist sie vom Wunsch beseelt, anderen Menschen zu helfen. Nur sich selber helfen kann sie nicht. Die Querelen der Jugend haben tiefe Spuren hinterlassen: Katie ist vollkommen beziehungsunfähig und vergnügt sich, wenn sie einmal die Lust überkommt, mit kalten Sex-Quickies.
Von diesem Gemütszustand hat der junge Schriftsteller Cameron (Aaron Paul) natürlich keine Ahnung, als er sich in Katie verliebt. Katie reagiert auf seine Zuneigung. Doch bald ist klar: Eine unbeschwerte Fahrt ins Glück wird diese Beziehung nicht.

Wie die böse Stiefmutter aus dem Märchen: Elizabeth (Diane Kruger) mit Katie © Einhorn

DIE STARS: Wer Russell Crowe als Macho erleben will, muss die Thriller-Farce „The Nice Guys“ (seit 2. Juni im Kino) anschauen. In „Väter und Töchter“ spielt der Neuseeländer einen verzweifelten Softie, der unter der Last der Schicksalsschläge zusammenzubrechen droht.
Daran ist Diane Kruger („Inglourious Basterds“) nicht unschuldig, die als Tante Elizabeth so eiskalt auftritt, als wäre sie die böse Stiefmutter aus dem Märchenbuch. Hollywood-Legende Jane Fonda findet in der kleinen Rolle von Jake Davis‘ Verlegerin nur wenig Gelegenheit, den darbenden Dichter zu trösten. Und Amanda Seyfried („Mamma Mia!“) muss als Jakes erwachsene Tochter Katie später mit dem ganzen Schlamassel zurechtkommen.

Die erwachsene Katie (Amanda Seyfried) mit Freund Cameron (Aaron Paul) © Einhorn

DIE KRITIK: Hat Gott Geld? Und, wenn ja: Wie würde er es verwenden? Das ist mal eine interessante Frage, über die man nach „Väter und Töchter“ nachdenken kann. Denn: „Ich habe mehr Geld als Gott“, schleudert der Jurist William (Bruce Greenwood) dem schockierten Jake Davis (Russell Crowe) entgegen. Da droht er ihm an, mit allen Mitteln und im Auftrag seiner Frau Elizabeth um die Adoption von Jakes Tochter Katie zu kämpfen. Teufel auch!
Dass ein Witwer das Sorgerecht für seine Tochter verlieren könnte, weil Onkel und Tante des Kinds mit dicken Schecks für teure Anwälte wedeln – das ist ein windelweicher juristischer Fall. In Europa hätte so ein Ansinnen wohl kaum Aussichten, die erste Runde vor Gericht zu überstehen. In „Väter und Töchter“ aber soll der absurde Konflikt das dramatische Hauptgewicht des ganzen Film-Plots tragen. Das geht natürlich schief. Weil man den Hokus Pokus nicht ernst nehmen kann.
Die juristische Logik ist nicht das einzige, was in diesem Melodram zusammenbricht. Der arme Jake, eh schon vom Schicksal gebeutelt, sinkt regelmäßig mit Epilepsie-ähnlichen Anfällen zu Boden. Seine Tochter Katie zerbricht 25 Jahre später beinahe unter der Erkenntnis: „Ich kann nicht lieben. Ich weiß nicht, wie das geht, eine Freundin zu sein.“  Obwohl da mit dem sanften Cameron ein Mann in ihr Leben tritt, der ihr zeigen will, wie’s geht.
Das Drehbuch zu „Väter  und Töchter“ von Brad Desch wurde vor der Verfilmung lange als besonders heißer Tipp in Hollywood gehandelt. Dass die Sache bei der Realisierung dann gründlich schiefging, mag auch an Regisseur Gabriele Muccino liegen. Der Italiener,  der sich mit den Will-Smith-Dramen „Das Streben nach Glück“ und „Sieben Leben“ im US-Kino etablierte,  wählte nur ein einziges Stilmittel (oder besser: Schmiermittel), um die holprige Story in Schwung zu bringen: Schmalz.
Der Film wirkt so grotesk überkitscht, als hätte der Regisseur den Auftrag erteilt, sämtliche Schmalzfässer der Stadt an den Set zu rollen. Die Szenen und Dialoge triefen vor Pathos und falscher Gefühlsduseligkeit. Die Schauspieler können einem leid tun – voran Diane Kruger, die mit düsterem Gesicht und dunkler Stimme die dämlichste Binsenweisheit des Films aufzusagen hat: „Männer können ohne Liebe überleben. Doch wir Frauen können das nicht.“ Autsch.

IDEAL FÜR: Fans von Melodramen im Stil von Rosamunde Pilcher.






Trailer
LÄNGE: 116 min
PRODUKTION: USA / Italien 2015
KINOSTART Ö: 09.06.2016
REGIE:  Gabriele Muccino
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Russell Crowe: Jake Davis
Amanda Seyfried: Katie Davis
Kylie Rogers: junge Katie
Diane Kruger: Elizabeth
Aaron Paul: Cameron
Jane Fonda: Teddy Stanton
Quvenzhané Wallis: Lucy