DIE STORY: „The Danish Girl“ erzählt die wahre Geschichte des dänischen Malers Einar Wegener (Eddie Redmayne), der um 1920 in der Kunstszene von Kopenhagen Furore machte und mit seiner Frau Gerda (Alicia Vikander) – auch sie eine Malerin – ein aufregendes Eheleben führte.
Doch langsam veränderten sich Einars Prioritäten. Er entdeckte seine Leidenschaft für Frauenkleider. Nicht nur das: Er legte sich eine zweite, weibliche Persönlichkeit zu, in der er sich Lili Elbe nannte. Irgendwann war ihm auch das zu wenig. Die Frau im Körper eines Mannes wollte eine Frau im Körper einer Frau werden. 1930 war Einar/Lili einer der ersten Menschen, der sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen ließ.
DIE STARS: Zwei Oscar-Preisträger und ein Rising Star des aktuellen Kinos stehen im Mittelpunkt von „The Danish Girl“. Regisseur Tom Hooper gewann 2011 einen Academy Award für „The King’s Speech“, Eddie Redmayne holte 2015 den Oscar des besten Darstellers für sein Porträt des britischen Physikers Stephen Hawking („Die Entdeckung der Unendlichkeit“). Die Schwedin Alicia Vikander kann am 10. Januar gleich zwei Golden Globes gewinnen: Sie ist als beste Hauptdarstellerin in „The Danish Girl“ und als beste Nebendarstellerin im Science-Fiction-Drama „Ex Machina“ nominiert.
DIE KRITIK: „The Danish Girl“ ist einer jener Filme, die wie maßgeschneidert sind für eine gute Position im Oscar-Rennen. Der Film berichtet auf sehr berührende Art vom Schicksal eines Außenseiters, der entschlossen seinen Weg geht. Die Schauspielleistungen sind glanzvoll, die Inszenierung ist edel und elegant. Fazit: Gut möglich, dass diese Geschichte eines Mannes, der eine Frau sein will, am 28. Februar bei den Academy Awards belohnt wird.
Doch natürlich wird kein Film nur deshalb produziert, weil es am Ende die eine oder andere Gold-Statue zu gewinnen gäbe. „The Danish Girl“ ist für ein großes Publikum gemacht.
Das Drama beginnt als prickelndes Kammerspiel in der Kunstszene des alten Kopenhagen. Das Künstler-Ehepaar Einar und Gerda Wegener lebt in einer offenkundig glücklichen und sehr intensiven Beziehung. Ganz langsam stellen sich dann bei Einar Veränderungen ein, die seine weibliche Seite herausstreichen.
Erst steht Eddie Redmayne als Einar in Damenkleidern für ein Gemälde Modell. Dann wagt er sich in diesem Outfit auch in die Öffentlichkeit: Die Kunstfigur Lili wird geboren – Einars zweites Ich, das sofort auch das erotische Interesse von Männern weckt.
Als Einar/Lili bei Medizinern Ratschläge sucht, wie er mit seiner weiblichen Prägung umgehen soll, wird er zunächst schroff abgelehnt oder gar für verrückt erklärt. Nur seine Frau Gerda hält stets zu ihm; egal, ob er ihr als Einar oder als Lili gegenübersteht.
So funktioniert „The Danish Girl“ auf mehreren Ebenen: Als Transgender-Drama aus einer Zeit, in der das Thema Geschlechtsumwandlung noch ein absolutes Tabu bedeutete. Als Psychodrama, in dem die schwierige Suche eines Menschen nach seinem wahren Selbst im Mittelpunkt steht. Und als große Liebesgeschichte zweier mutiger, vorwärtsgewandter Lebenspartner.
Eddie Redmayne legt in der Hauptrolle einmal mehr eine furiose Leistung hin. Sehr still, leidend und couragiert, geht sein Einar den Weg zu Lili, zur Weiblichkeit.
Noch fulminanter agiert allerdings Alicia Vikander als Gerda Wegener. Die 27-jährige Schwedin, die 2015 schon im Science-Fiction-Hit „Ex Machina“ und im Actionthriller „Codename U.N.C.L.E.“ begeisterte, ist eine der Entdeckungen des Kinojahres. Ihre Gerda Wegener ist eine furchtlose, hochbegabte und sinnliche Abenteurerin, die in unverbrüchlicher Solidarität zu ihrem Lebensmenschen Einar/Lili steht.
Ein rundum beeindruckender Film also? Das denn doch nicht. Regisseur Tom Hooper hat aus dem Drama ein Melodram gemacht, das mit schwülstiger Musik und viel Schmalz die Ereignisse auf der Leinwand noch überhöht. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen.
IDEAL FÜR: FreundInnen große Kinodramen, die dem Thema Transsexualität etwas abgewinnen können.