DIE STORY: In „The Amazing Spider-Man: Rise of Electro“ ist eine Menge los. Der Film beginnt mit einem Rückblick. Man erlebt Richard Parker, den Vater des Superhelden, wie er die Resultate seiner wissenschaftlichen Arbeit beim Oscorp-Konzern vernichtet. Wichtige Daten werden gespeichert. Dann liefert Parker seinen kleinen Sohn Peter bei Onkel und Tante ab und flüchtet mit seiner Frau in einem Privatjet nach Europa. Dummerweise ist der Copilot des Fliegers ein Killer. Über den Wolken kommt es zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Schnitt. Viele Jahre später. Peter Parker (Andrew Garfield) soll gemeinsam mit seiner Freundin Gwen (Emma Stone) den College-Abschluss feiern, doch er kommt zu spät zur Zeremonie, weil er noch als Spider-Man beschäftigt ist: Gangster haben einen Plutonium-Transport gestohlen. Spider-Man macht die Schurken zur Schnecke und sammelt das tödliche Plutonium wieder ein. Nebenbei rettet er noch einem linkischen Passanten namens Max (Jamie Foxx) das Leben, der traumverloren über eine Straße stolpert.
Dieser Max ist ein Nobody mit klugem Verstand - ein genialer Elektro-Konstrukteur. Doch niemand nimmt ihn wahr. Auch Spider-Man, der Max bei seiner Rettungstat ewige Freundschaft bekundete, erkennt ihn später nicht wieder. Als Max eines Tages bei einer Reparatur in einen Stromkreis gerät, entwickelt er selbst magische Kräfte. Aus dem Elektriker wird der bärenstarke Electro, der mit einem Griff ins richtige Kabel ganz New York verdunkeln kann.
Als Reaktion auf die ewigen Kränkungen setzt Electro seine Fähigkeiten zerstörerisch ein. Er wird zu Spider-Mans schlimmstem Feind. Aber nicht zu seinem einzigen. Auch Peter Parkers einstmals bester Freund, der Konzern-Erbe Harry Osborn (Dane DeHaan) legt den Kampfanzug an und bekämpft Spider-Man als Green Goblin.
DIE STARS: Andrew Garfield („The Social Network“) legt als Nachfolger von Tobey Maguire zum zweiten Mal den Spinnen-Anzug an. Sein Peter Parker ist etwas blasser und weicher als der seines Vorgängers. Aber wenn er durch den Großstadtdschungel von Manhattan fliegt, nehmen die Schurken Reißaus. Emma Stone, ebenfalls zum zweiten Mal als Gwen dabei, verbindet Schönheit, Klugheit und Coolness mit einem frechen Mundwerk. Jamie Foxx ist berührend als netter Außenseiter Max und furchterregend als Electro. Weitere Rollen sind mit Stars wie Sally Field (Tante May), Chris Cooper (Norman Osborn) und Paul Giamatti besetzt, wobei letzterer einen Kurzauftritt als monströses Ungeheuer hat.
DIE KRITIK: Die ersten Sequenzen von „The Amazing Spider-Man: Rise of Electro“ sind sensationell. Erst der Kampf von Peter Parkers Vater an Bord eines Business Jets. Anschließend der Einsatz von Spider-Man gegen die Plutoniumdiebe in New York - das ist großes Action-Kino in 3D, wie man es sich perfekter nicht vorstellen kann. Darsteller und Kameras schwirren wie der Blitz durch den Raum. Durch schnelle Schnitte wird ein Bildgewitter erzeugt, das den Zuschauer atemlos am Sitz festschraubt. Noch dazu haben die Szenen auch Humor: Dieser Spider-Man scheint nicht nur ein Superheld zu sein, sondern auch ein Schelm mit akrobatischer Begabung.
Leider bleibt es beim schönen Schein. Kaum hat Spider-Man das Kostüm abgelegt, entpuppt sich sein Darsteller Andrew Garfield in Person des Peter Parker als schwermütiger, grüblerischer junger Mann, der seine Umwelt mit depressiver Unentschlossenheit quält. Kein Wunder, dass Freundin Gwen (Emma Stone) dieser wandelnden Spaßbremse erst einmal den Laufpass gibt, bevor die beiden langsam wieder zueinander finden.
Der Film findet nach dem fulminanten Start lange Zeit keine Linie. Die Action legt eine große Pause ein, und die faden Dialoge, in denen es oft um Alltagsprobleme geht, sind ein Fall für die Drehbuchpolizei. Vor allem die große Sally Field hätte jeden Grund, sich zu beschweren. Sie muss Peter Parker und das Publikum mit absurdem Gezeter quälen, das in der Realität jeden anöden würde und in einem Hollywood-Blockbuster nichts verloren hat.
Der lange Film nimmt erst wieder Fahrt auf, wenn der scheue Elektro-Spezialist Max (Jamie Foxx) vom Schüchterling zum bedrohlichen Finsterling Electro mutiert. Dann wird das Spektakel in vielen Szenen spektakulär. Electro lässt die Blitze zucken, er kann unsichtbar werden und gleich wieder aufblinken, er legt die große Stadt New York lahm und fordert Spider-Man bis zum Äußersten heraus.
Ein starker Start also, dann lange nichts und ein starkes Finale: das ist die Spannungskurve dieses zweiten „Spider-Man“-Blockbusters, seitdem Regisseur Sam Raimi ins Ausgedinge geschickt wurde. Dessen Nachfolger Stan Webb verpackt eindeutig weniger Raffinesse und Zwischentöne in seine Filme als Raimi. Bei den Action-Sequenzen ist er in seinem Element, doch zu den Figuren fällt ihm nicht übertrieben viel ein, was natürlich auch den schwachen Dialogen geschuldet ist.
Fazit: „The Amazing Spider-Man: Rise of Electro“ begeistert mit seiner fesselnden Action in perfekt eingesetzter 3D-Technologie. Zu einem wirklich großen Film fehlt es der Produktion aber an Substanz in der Geschichte, die erzählt wird. Diverse Details der Story sind obendrein schon aus den früheren „Spider-Man“-Filmen bestens bekannt.
IDEAL FÜR: alle Fans von Action- und Superhelden-Filmen.