Super-Hypochonder

Dany Boon: Nervensäge von Weltformat


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Die „Sch‘tis“-Stars, wieder vereint: Kad Merad (l.) und Dany Boon in „Super-Hypochonder“ © Luna Film
DIE STORY: Für die Eintrittskarte zu „Super-Hypochonder“ bekommt man im Grunde gleich zwei Filme. Im ersten Teil der Komödie hängt der kerngesunde Romain Faubert (Dany Boon) am Sakkozipfel seines Leibarztes Dr. Dimitri Zvenka (Kad Merad) wie einst der verhinderte Selbstmörder (Jacques Brel) am verhinderten Killer (Lino Ventura) im Lustspiel-Klassiker „Die Filzlaus“.
„Super-Hypochonder“ entwickelt sich weiter zur Verwechslungskomödie, in der man den armen Dany Boon für einen supergefährlichen Terroristenboss aus einem Balkanstaat hält. Sein Romain Faubert wird als vermeintlicher Attentäter namens Anton Miroslav verhaftet, in dessen Heimatland aus- und dann in einen finsteren Knast eingeliefert.  Dort ist eine Ratte sein einziger Freund, und auf einmal tut ihm nichts mehr weh. Weil das Leben hinter rostigen Gittern wirklich schmerzt. Doch da der Film eine Komödie ist, darf der Super-Hypochonder auf ein Happy End hoffen.

DIE STARS: Mit Dany Boon und Kad Merad treffen in „Super-Hypochonder“ die zwei Protagonisten des Komödien-Welterfolgs „Willkommen bei den Schti's“ wieder aufeinander. Merad, der brave Postler aus den „Schti’s“, schlüpft diesmal in den Arztkittel. Er spielt einen wohlbestallten und souveränen Mediziner, der nur dann aus der Fassung gerät, wenn sein „Lieblingspatient“ Romain Faubert (Dany Boon) an die Tür klopft. Was der praktisch täglich tut. Boon, in Personalunion Autor, Regisseur und Hauptdarsteller, entpuppt sich vor der Kamera als Nervensäge von Weltformat. Ohne Desinfektionsmittel verlässt dieser Hypochonder nie das Haus, doch die größte Infektion ist natürlich die seiner Gedanken, die ihn zum vollneurotischen Sonderling werden ließ. Die schöne Alice Pol tritt als Schwester des Arztes in Erscheinung, die ein großes Herz für Migranten hat und ein noch viel größeres für Dany Boon in seiner Rolle als vermeintlicher Freiheitskämpfer.

Die erotischen Funken sprühen: Dany Boon und Alice Pol als frisch verliebtes Paar © Luna Film

DIE KRITIK: „Wartezimmer dienen nur zur Krankenvermehrung“, weiß der ewige Patient Romain Faubert, doch trotzdem zieht es ihn dort magisch immer wieder hin. Genauso wie in die Apotheken. „Gibt es was Neues an rezeptpflichtigen Medikamenten?“ fragt er interessiert. Was er bekommt, das nimmt er gleich mit; zum Schlucken und auch zur Dekoration. Seine Wohnzimmer-Regale sind nicht mit Büchern bestückt, sondern mit hübsch drapierten Arznei-Verpackungen.
Das ist eine witzige Ausgangssituation, die dann allerdings gar mächtig ausgewalzt wird. Monsieur Faubert entpuppt sich als Schrecken aller Ärzte, und da vor allem von einem: Dr. Dimitri Zvenka. Der Mediziner mit Migrationshintergrund, von Kad Merad mit Temperament, einem mitleidsvollen Herzen und einem Hang zum Jähzorn ausgestattet, verdient wegen seinem treuesten Patienten zwar eine Menge Geld, aber regelmäßig auch die Nerven.
Trotzdem arbeitet Dr. Zvenka mit wahrer Engelsgeduld daran, dem Hypochonder den rechten Lebensweg zu weisen. Er nimmt ihn gelegentlich nächtens in seiner Wohnung auf (bringt Ärger), er versucht, ihn zu verkuppeln (das geht schief) und er schleppt ihn mit zu einem Sozial-Einsatz. Als ein Schiff mit Migranten anlegt, hilft Dr. Zvenka bei der medizinischen Erstversorgung. Und Romain Faubert hat nichts Besseres zu tun, als sich mit dem Freiheitskämpfer Anton Miroslav (Jean-Yves Berteloot) verwechseln zu lassen, der sich an Bord des Flüchtlingsdampfers geschmuggelt hatte. In seiner neuen Identität kommt’s dann auf verschlungenen Wegen dazu, dass Anna Zvenka (Alice Pol), die schöne Schwester des Doktors, für den vermeintlichen Revoluzzer entflammt…
Man sieht, es ist eine Menge los in „Super-Hypochonder“. Doch nicht alle Pointen zünden so, dass sie ein Feuerwerk entfachen. Dem Film, der in Frankreich zum Publikums-Hit wurde, fehlt es an Raffinesse, um die große Qualität von Dany Boons Meisterwerk „Willkommen bei den Sch’tis“ zu erreichen.
Statt sensibel gesetzter Scherze erlebt man hier viel Holzhammer-Humor, der die Grenzen zum Klamauk nicht selten überschreitet.
Trotzdem macht „Super-Hypochonder“ eine Menge Spaß. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt. Dany Boon und Kad Merad sind – mal herzlich, mal zeternd – ziemlich beste Freunde füreinander, und die junge Alice Pol bringt viel Sinn und Sinnlichkeit ins schrill dahinpolternde Spiel. Man reiht sich als Zuschauer gern ein in den Sympathisantenkreis dieses Trios – und drückt dem Super-Hypopchonder die Daumen, dass er sich von seiner Krankheits-Sucht irgendwann und irgendwie befreien möge.
 
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde, die schon in „Willkommen bei den Sch’tis“ mit und über Dany Boon und Kad Merad gelacht haben – und die französische Komödien lieben.






Trailer
Interview
„Ich bin selbst ein Hypochonder“
Dany Boon, der Schöpfer des Kino-Megahits „Willkommen bei den Sch’tis“, bringt mit „Super-Hypochonder“ eine neue Komödie ins Kino. Bei der Story konnte er aus eigenen Erlebnissen schöpfen: „Ich bin selbst ein Hypochonder“.  Mehr...
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: Frankreich 2013
KINOSTART Ö: 10.04.2014
REGIE:  Dany Boon
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Dany Boon: Romain Faubert
Kad Merad: Dr. Dimitri Zvenka
Alice Pol: Anna Zvenka
Jean-Yves Berteloot: Anton Miroslav