DIE STORY: „Straight Outta Compton“ ist ein rappendes und rockendes Musikdrama über die Stars Ice Cube, Dr. Dre und Eazy-E, die 1986 in Los Angeles die Hip-Hop-Formation N.W.A. (Niggaz Wit‘ Attitude) gründeten. 1989 gelang ihnen mit einem Gangsta-Rap-Album, das so heißt, wie der Film (also „Straight Outta Compton“), ein Welt-Hit. Doch kurz darauf ging die Band (zunächst durch den Abgang von Ice Cube) schon wieder in die Brüche.
Der Film beginnt mit Szenen aus Compton, einer Vorstadt von Los Angeles, in den Achtziger Jahren - damals ein eminent gefährliches Pflaster mit viel Banden-Kriminalität und rassistischen Polizisten. Der spätere Eazy-E (Jason Mitchell) ist ein kleiner Drogen-Ganove. Die späteren Superstars Ice Cube (gespielt von Ice Cubes Sohn O’Shea Jackson Jr.) und Dr. Dre (Corey Hawkins) sind Schulfreunde mit Rap-Ambitionen.
Als sie sich zur Formation N.W.A. zusammenschließen, haben sie natürlich keine Ahnung, dass sie bald groß rauskommen werden. Doch der Durchbruch gelingt. Weil sie viel Talent haben. Weil ihnen mit Jerry Heller (Paul Giamatti) ein leicht anrüchiger, aber entschlossener Manager zur Seite steht. Und weil Ice Cube nach einem brutalen Polizei-Übergriff jenen Song schreibt, der N.W.A. von der lokalen zur weltweit beachteten Band macht: „Fuck Tha Police“.
DIE STARS: Die wahren Stars von „Straight Outta Compton“ sind natürlich die Musiker: Ice Cube, Dr. Dre, Eazy-E sowie ihre N.W.A.-Kumpels DJ Yella und MC Ren. Sie alle werden von hochbegabten jungen Darstellern gespielt, wobei es ein besonderer Gag ist, dass O’Shea Jackson Jr. ins Kostüm seines Vaters Ice Cube schlüpft.
Mit Paul Giamatti ist ein Spitzen-Mann des Hollywood-Kinos dabei, der als Manager Jerry Heller nicht nur die Musiker, sondern auch die Kinobesucher gern im Dunkeln über seine wahren Absichten lässt. Regisseur F. Gary Gray wurde als Schöpfer von zahlreichen Musikvideos berühmt und hat seit 1995 acht Spielfilme gedreht, darunter „The Italien Job“ mit Mark Wahlberg und Charlize Theron sowie „Gesetz der Rache“ mit Gerard Butler und Jamie Foxx.
DIE KRITIK: Einerseits geht’s um die Musik. Andererseits geht’s um das harte Leben, das später durch ein Leben im Luxus abgelöst wird. „Straight Outta Compton“ bemüht sich erfolgreich, „nicht die Wikipedia-Einträge der Protagonisten zu verfilmen“ (
so Ice Cube im FilmClicks-Interview), sondern den Gangsta-Rap seiner Stars in einen politischen und sozialen Zusammenhang zu stellen.
Das Resultat sind 147 über weite Strecken mitreißende Filmminuten, in denen man kein Hip-Hop-Fan sein muss, um fasziniert zuzuschauen. Das raue Dasein im Schwarzen-Getto von Compton liefert den Stoff für die rauen Texte der Rap-Formation N.W.A., und der ungehemmte Rassismus der Polizei von Los Angeles sorgt für jenen Zündstoff, der dann auch bei den N.W.A.-Konzerten die Funken sprühen ließ.
Das Makabre daran: Wenn man zuschaut, wie die dunkelhäutigen Kids aus Compton in den Achtzigern von gewaltbereiten Cops in die Ecke gedrängt werden – dann fallen einem automatisch die Berichte von den aktuellen US-Polizei-Skandalen des Jahres 2015 ein. Offenbar hat sich, was den Rassismus vieler Mitglieder der Exekutive betrifft, nicht wirklich viel geändert.
Von der Politik zur Kunst. Regisseur F. Gary Gray schildert den Steilaufstieg der Rapper zum Ruhm mit Tempo, Groove und distanzierter Sympathie für die Stars. Man wird mitgerissen von der Energie des Gangsta Rap, man versteht die Radikalität der Künstler, die erlittene Demütigungen in einen Wut-Gesang umpolen. Und die mit ihren Getto-Sounds bald ein weißes Mainstream-Publikum begeistern.
Doch weil es bei den Jungs von N.W.A. reichlich chaotisch zuging, verströmt auch der Film viel Chaos. Da geht’s dann um Geld und Eitelkeit und Eifersucht. Die Herren werden als maßlose Machos porträtiert, denen zu Menschen weiblichen Geschlechts stets nur das Wort „Bitch“ einfällt.
So verliert der Film mit der Zeit ein bisschen den Fokus: Der Streit zwischen Ice Cube und Manager Heller wird ein wichtiges Randthema, genauso wie der Wechsel des meist sehr freundlich wirkenden Dr. Dre zum finsteren Musik-Muskelprotz Suge Knight (R. Marcos Taylor), der die gemeinsame Produktionsfirma dann sehr uncharmant Death Row Records nennt. Zwischendurch gibt’s was fürs Herz: Der Tod von Eazy-E, der 1995 an Aids verstarb, wird sehr einfühlsam geschildert.
Fazit: „Straight Outta Compton“ ist ein Film voller Sex & Drugs & Gangsta Rap, der das Publikum emotional und musikalisch heftig durchrüttelt, aber mit vielen neuen Eindrücken und Einsichten beschenkt.
IDEAL FÜR: Rap- und Hip-Hop-Fans und deren BegleiterInnen.