DIE STORY: „Star Wars: Die letzten Jedi“ setzt dort an, wo Teil Sieben, „Das Erwachen der Macht“, vor zwei Jahren aufhörte.
Rey, die junge Anführerin der Rebellen (Daisy Ridley), hat den legendären Luke Skywalker (Mark Hamill) ausfindig gemacht. Sie übergibt ihm auf seiner Insel mitten im Nirgendwo sein altes Schwert (das im Vorgängerfilm zu ihr gesprochen hat) und hofft, dass Skywalker sie zur Jedi-Ritterin ausbildet.
Das täte Not, denn das diktatorische Regime, die Erste Ordnung unter Führung des oberfiesen Snoke (Andy Serkis) und des ehemaligen Skywalker-Schützlings Kylo Ren (Adam Driver), setzt alles daran, den Widerstand zu vernichten. Der wird von Prinzessin Leia (Carrie Fisher) angeführt.
DIE STARS: Man muss bei „Star Wars 8“ schon gut aufpassen, um auch wirklich jeden Star zu erwischen. Die Macher um Regisseur Rian Johnson haben sich nicht lumpen lassen. Selbst in kleinsten Rollen – als Sturmtruppler auf einem Casino-Planet – tauchen Berühmtheiten wie die englischen Prinzen Harry und William auf.
Die junge Garde der Schauspieler wie Daisy Ridley, Adam Driver, Oscar Isaac oder John Boyega macht ihre Sache sehr sehr gut. Aber die neue „Episode VIII“ ist vor allem – noch mehr als „Episode VII“ - auf die alten Recken zugeschnitten.
Mark Hamill darf als Luke Skwalker den Schmerzensmann geben, der sich nicht verzeihen kann, dass er dazu beitrug, das Böse über seine Welt zu bringen. So viel Gelegenheit, sich als guter Schauspieler zu beweisen, hatte er in der gesamten Saga noch nicht.
Von Carrie „Leia“ Fisher wiederum, die wenige Monate nach dem Ende der Dreharbeiten verstarb, wusste man schon vorab, dass die Filmemacher sie ordentlich würdigen würden. Das ist gelungen. Auch wenn vermuten kann, dass ihr ursprünglich womöglich eine kleinere Rolle zugedacht war. So schaut sie als Chefin des Widerstands ein ums andere Mal sehr besorgt in die Kamera. Die Geschichte bringt das nicht wirklich voran. Als Hommage jedoch geht das völlig in Ordnung.
DIE KRITIK: Die Latte für „Star Wars 8“ liegt verdammt hoch. Denn die Geschichte des siebten Teils war spannend erzählt. „Das Erwachen der Macht“ hatte die richtige Länge. Neue Helden wurden erfolgreich installiert. Adam Driver war als neuerBöser Kylo Ren ein würdiger Darth-Vader-Nchfolger. Der Filmtod von Harrison Ford als Han Solo bot zudem einen Moment von shakespearescher Wucht. Fazit: Diesen Film mochten wirklich alle.
Dass der Nachfolger da noch einen drauflegen würde, war ziemlich unwahrscheinlich. Und die Macher haben die Latte – zwar sehr elegant, aber dennoch – gerissen.
„Die letzten Jedi“ steigt mit der größten Schwäche der Filmreihe ein. Nach mehr als 40 Jahren „Star Wars“ hat man gefühlt alle Schlacht-Kombinationen im All irgendwie schon mal gesehen. So sorgt es schon für einen Gähn-Anfall, wenn der neue Film mit einem komplett verzichtbaren Gefecht losgeht. Es ist wieder mal die Erste Ordnung – wie immer mit einer militärischen Übermacht –, die gegen die Rebellen antritt. Wie langweilig und einfallslos.
Erst viele Minuten später kommt der Film bei sich selbst an und beginnt, echt interessant zu werden. Von der stolzen Lauflänge von 152 Minuten könnte man locker 30 bis 40 Minuten rausnehmen, ohne dass es jemand merken würde. Die immer wiederkehrenden Schlachten sind redundant. Aber in den Passagen, in denen Regisseur Rian Johnson seine eigentliche Geschichte um die letzten Jedis erzählt, wirkt der Film absolut spannend und keine einzige Minute zu lang.
Luke Skywalker, der als letzter in diesem Fantasy-Universum noch weiß, wie man zum Jedi-Elitekämpfer werden kann, ist in die Emigration gegangen. Er hat sich eine sehr schöne, aber auch extrem einsam gelegene Insel ausgesucht.
Dort suchen ihn Rey und der zottelige Chewbacca auf. Sie begegnen einem Luke, der zutiefst verbittert von der Welt und von sich selbst ist. Aber dann erfährt er, dass sein alter Gefährte Han Solo nicht mehr am Leben ist und dass die dunkle Seite der Macht wieder einmal kurz davor steht, die Rebellion zu vernichten.
Nach mehreren Ausflüchten und dem Besuch eines sehr, sehr alten Freundes erklärt sich Luke bereit, Rey auszubilden und die junge Rebellin seine Nachfolge antreten zu lassen. Warum er so lange damit zögert und wieso er der Welt entsagt hat, wird in einigen wirklich schönen Rückblenden – die von unnötigen Raumgefechten unterbrochen werden, aber das hatten wir ja schon… - erzählt.
Der neue Regisseur Rian Johnson hat mit „Star Wars 8“ große Schwierigkeiten, aus dem übermächtigen Schatten seines Vorgängers J. J. Abrams herauszutreten, Man versucht es zum Beispiel mit dem Einsatz von niedlichen Sidekicks, wie putzigen Wuschelwesen mit riesigen Augen, oder mit hundeähnlichen Tieren, die mit Edelsteinen besetzt zu sein scheinen. Aber das funktioniert nur bedingt.
Wirklich eigenständig im besten Sinne wird der neue Film erst in der zweiten Hälfte. Überhaupt wird er immer besser, je länger er dauert. Ein Beispiel: Auf dem Hauptschiff der Ersten Ordnung kommt es zu einem Kampf, in den Kylo Ren, Rey und Snoke plus ein paar rotgewandete Elite-Soldaten verwickelt sind. Da merkt der Zuschauer plötzlich, dass es beim Duell der Laserschwerter nicht nur eine interessante Kampf-Dramaturgie, sondern auch ein faszinierendes Lichtkonzept gibt.
Oder später, auf einem Planeten der Rebellen, der mit Salz überzogen ist. Auch hier beginnt man zu staunen, wenn die Auseinandersetzungen beginnen. Denn unter der weißen Kruste ist die Erde rot. Und dieser weiß-rote Farbenwirbel im Kontrast zu den schwarzen Kriegsgeräten sorgt für jenes Prickel-Gefühl, dass jeder „Star Wars"-Fan von den ersten drei Teilen her kennt.
Im Showdown gibt „Die letzten Jedi“ dann nochmal richtig Gas und lässt einen fast vergessen, dass man es hier mit einem Überbrückungsfilm zum Schlussakkord in zwei Jahren zu tun hat.
Das Finale besteht – und das ist eine sehr schöne Überraschung – nicht aus purer Gigantomanie. Manchmal reichen eine clevere Idee und ein Sonnenuntergang plus ein wenig Wind, um den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Möge die Macht in zwei Jahren mit den Filmemachern sein. Hier haben sie schon so einiges richtig gemacht.
IDEAL FÜR: alle „Star Wars“-Fans und für Kinogänger, die auf pures Überwältigungskino stehen.