Sein letztes Rennen

Es wird geliebt, gelitten und gekämpft


FilmClicks:
Training für den Berlin Marathon: Dieter Hallervorden will „Sein letztes Rennen“ laufen © Universum
DIE STORY:  Paul Averhoff (Dieter Hallervorden), Zentralfigur in „Sein letztes Rennen“,  war einst ein berühmter und extrem erfolgreicher Langstreckenläufer. Aber nun ist er ins Alter gekommen. Seine Gattin (Tatja Seibt) ist krank und braucht medizinische Hilfe. Also ziehen beide in ein Altersheim, das sich aber – zumindest für Paul - als Ort des Schreckens erweist. Denn die Insassen werden wie Kinder behandelt und sein Wunsch, wieder mit dem Laufen zu beginnen, stößt auf komplettes Unverständnis. Aber Paul Averhoff ist eine Kämpfernatur und so hat er es sich zum Ziel gemacht, beim Berlin Marathon anzutreten.
DIE STARS: Eigentlich gehört dieser Film Dieter Hallervorden. Mit welcher Energie er diesen alternden Sturkopf spielt, der alles gibt, um „Sein letztes Rennen“ laufen zu können, das ist einfach wunderbar. Aber auch alle Schauspieler um ihn herum wie Tatja Seibt, Heike Makatsch, Katrin Sass und Frederick Lau, sind hinreißend. Selbst Kurzauftritte von Reinhold Beckmann und Matthias Opdenhövel schaden nicht.
KURZKRITIK: Deutschsprachiger Film kennt oft nur zwei Richtungen. Entweder Arthaus, bis es kracht, oder Romantische Komödie. „Sein letztes Rennen“ ist die angenehme Ausnahme. Es geht um eine Geschichte, die heute überall passieren kann: die Alten werden abgeschoben. Regisseur Kilian Riedhof erzählt das aber nicht bierernst oder stocknüchtern. Seine Geschichte vom Stehaufmännchen Paul Averhoff, der ein Ziel vor den Augen hat und dabei eher zufällig eine kleine Revolution im Altersheim auslöst, ist mit viel Liebe und Gefühl ausgestattet. Die Dialoge sind sehr schön und es gibt leicht kontroverse Ideen. Wenn eine alte Frau ihrem Sohn NS-Lieder auf den  Anrufbeantworter singt, nur damit er sie mal besucht (Zitat des Sohns „wieso das, unsere Mutter hat immer SPD gewählt“), dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
IDEAL FÜR: alle Filmfans, die mal wieder einen zutiefst bewegenden Film sehen möchten, der einen ernsten Hintergrund hat, bei dem ein wenig geschmunzelt und auch geheult werden kann.
FilmClicks-Kritik. Der Frust bei Dieter Hallervorden muss groß gewesen sein. Da blickt er auf ein erfolgreiches Leben zurück. Hat als Schauspieler im Kino und im Fernsehen mit den Großen der Branche gearbeitet. Er setzt sich seit vielen Jahren in Berlin für den Erhalt von Theatern ein. Arbeitet als Intendant. Und woran erinnern sich die meisten? An „Palim Palim“ und „Eine Flasche Pommes, bitte“. Ja, er war als Didi mit seinen Sketchen einfach umwerfend komisch. Aber ihn nur darauf zu reduzieren?
 
Hallervorden musste lange warten – bis eine Generation neuer Filmemacher nachgewachsen war -, um endlich einen Film angeboten zu bekommen, der ihm als Schauspieler gerecht wird. Wer auf Komik und Witze wartet, der sollte einen großen Bogen um „Sein letztes Rennen“ machen. Denn dieser Film ist ganz großes Drama, das vor allem von seinem Hauptdarsteller getragen wird.
 
Paul Averhoff ist alt geworden. Ja, er hat 1958  in Sydney die Goldmedaille im Marathon gewonnen. Er war ein Vorbild (sollten Sie zu denen gehören, die immer wissen müssen, ob es ihn wirklich gab – nein, er ist ausgedacht) für viele Menschen. Aber jetzt ist er über 70. Seine Frau (Tatja Seibt ist zum Niederknien gut) fällt in der Küche immer öfter um. Die Ärzte und auch die Tochter (sehr schön leise und doch intensiv gespielt von Heike Makatsch) empfehlen den beiden den Umzug in ein Altersheim. Aber dort warten die anderen Alten nur darauf, dass der Tod endlich kommt. Zum Überbrücken der Zeit werden Kastanien-Männchen gebastelt.

Vater und Tochter: Dieter Hallervorden und Heike Makatsch © Universum

 
Paul wagt den Ausbruch und beginnt, wieder zu laufen. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, ein letztes Mal im Leben etwas machen zu können. Also dreht er im Park seine Runden. Bis es ihm verboten wird. Was im Sportler den Revoluzzer weckt. Und er startet noch mal richtig durch. Zum Teil unterstützt ihn seine Frau. Wenn sie ihn verlässt, werden zum ersten Mal im Kinosaal die Taschentücher gezückt.
 
„Sein letztes Rennen“ ist ein Glücksfall für den deutschsprachigen Film. Sicher wird es wieder Kritiker geben, die monieren, dass hier mit Emotionen gearbeitet wird. Natürlich setzt der Regisseur Kilian Riedhof darauf (in seinem ausgezeichneten TV-Film „Homevideo“ hat er gezeigt, dass er auch anders kann). Er spielt auf der ganzen Klaviatur. Hier wird geliebt und gelitten, es wird gekämpft und sich feige weggeduckt. Aber vor allem ist dieser Film zutiefst menschlich und zeigt uns mit Paul Averhoff einen Menschen, der wir alle mal später sein wollen. Schön, dass uns Dieter Hallervorden diesen Paul Averhoff geschenkt hat. 
 





Trailer
Interview
„Der Klassenclown war ich nie“
Dieter Hallervorden hat keine Lust mehr, den Spaßvogel zu geben. Das ernste Fach interessiert den 78-jährigen Berliner heute bedeutend mehr. Drum stand er für ein ambitioniertes Projekt wie das Rentner- und Sportler-Drama „Sein letztes Rennen“ mit vollem Einsatz zur Verfügung. Mehr...
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: Deutschland 2013
KINOSTART Ö: 11.10.2013
REGIE:  Kilian Riedhof
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Dieter Hallervorden: Paul Averhoff
Tatja Seibt: Margot Averhoff
Heike Makatsch: Birgit Averhoff