Prakti.com
Zwei Dinos in der Online-Welt
DIE STORY: Owen Wilson und Vince Vaughn spielen in „Prakti.com“ zwei rüstige Mittvierziger, die ihre Zukunft schon hinter sich haben. Ihre Talente als begnadete Verkäufer sind im Zeitalter der Online-Shops nicht mehr gefragt. Also versuchen sie in ihrer Not, als Praktikanten bei einem Internet-Konzern – nennen wir ihn Google – unterzukommen.
DIE STARS: Die Herren Wilson & Vaughn sind spätestens seit ihrem Super-Hit „Die Hochzeitscrasher“ Garanten für munter perlende Kino-Unterhaltung. Auch in „Prakti.com“ dürfen sie ihrem Talent zum Wortwitz und zu schrägen Kalauern ausgiebig frönen. Der Superstar des Films ist aber Google: Die Zentrale des Suchmaschinen-Konzerns ist der wichtigste Schauplatz des Films und damit die meiste Zeit im Bild. Google stellt wohl einen neuen Weltrekord beim Product Placement in Hollywood auf (müsste man mal googeln).
KURZKRITIK: Regisseur Shawn Levy („Date Night“) lässt die Komödie aus der Arbeitswelt routiniert ablaufen, ohne filmisch irgendwelche Zeichen zu setzen. „Prakti.com“ würde aus der Masse mehr oder minder gelungener Hollywood-Lustspiele kaum herausstechen, wäre da nicht, siehe oben, die unentwegte Präsenz des Hauses Google. Immerhin wird die als Arbeitgeber begehrte Firma nicht als pures Paradies geschildert, sondern gelegentlich auch kritisch beäugt.
IDEAL FÜR: Fans der Star-Komödianten Owen Wilson und Vince Vaughn. Und natürlich für alle, die von einem Job bei Google träumen.
FilmClicks Kritik. Erst ein Tritt in den Hintern (die Kündigung), und dann auch noch Spott und Hohn: „Ihr seid zwei Dinosaurier. Da, wo ihr hinwollt, seid ihr längst gewesen“, ätzt der Chef (John Goodman) seinen einstigen Star-Verkäufern Billy (Vince Vaughn) und Nick (Owen Wilson) hinterher, die er gerade auf die Straße setzt.
Dinosaurier? Die beiden Mittvierziger sehen durchaus knackig aus, aber irgendwas Wichtiges haben sie verschlafen. Und zwar das Computer-Zeitalter. Als sie hören, dass Google Online-Bewerbungen für Praktikanten-Posten entgegennimmt, klappen sie nicht daheim den Laptop auf. So was haben sie nicht. Sie loggen sich in einer Bibliothek in einen Rechner ein. Dann stellen sie beim Video-Interview mit einer Google-Kommission ihre Ahnungslosigkeit eindrucksvoll unter Beweis – und bekommen die Stelle. Eh klar, denn sonst würde ja kein Film draus. Allerdings weist man die beiden Neulinge gleich an, alle Hoffnung fahren zu lassen: Denn 95 Prozent der Praktikanten, so erfahren sie, bekommen nachher keinen Job.
Beinharte Auswahlkriterien also in einer Gesellschaft, die schon Menschen unter 50 zum alten Eisen zählt. Diese Konstellation könnte zu einem sehr bissigen und ernsthaften Drama aus der Arbeitswelt führen. Bei „Prakti.com“ wird ein Märchen draus, das sein Unbehagen an den herrschenden Verhältnissen nur in Randbemerkungen äußert.
„Seit wann sehen 20-Jährige aus wie Zwölf?“ entfährt es den Praktikums-Senioren, als sie zum ersten Arbeitstag kommen. In der Tat erinnert die Google-Zentrale im Film mehr an einen Jugendclub als an das Kommandozentrum eines Weltkonzerns. Man sieht zahllose junge Menschen (die Angestellten) und sehr junge Menschen (die Praktikanten) herumschwirren.
In der Cafeteria gibt es keine Kassen, weil alles gratis ist, und die firmenmäßige Indoktrinierung bekommt man als Dessert dazu. Googlish hat man zu sein! Um sich auf diese lustig gleichgeschaltete Welt einzustellen, müssen die Praktikanten am ersten Tag lustige Kappen aufsetzen, deren Aufschrift sie als „Noogle“ (also Neu-Googler) ausweist.
Der Film folgt dann der üblichen Dramaturgie von Komödien, in denen die Underdogs versuchen, sich gegen vermeintlich Stärkere durchzusetzen. Billy und Nick sind allein aufgrund ihres Jahrgangs krasse Außenseiter: „Ihr seid so alt!“, ätzt ein jugendlicher Mitpraktikant. „Ich dachte, ihr wärt was Wichtiges!“
Vince Vaughn und Owen Wilson machen drehbuchgerecht gute Miene zu solch bösen Sprüchen. Natürlich schaffen sie es bald, ihre fremdelnden jungen Kollegen davon zu überzeugen, dass sie eine Menge drauf haben. So plätschert die Komödie einem fröhlichen Finale entgegen, das in der echten Google-Zentrale für Wohlgefallen sorgen muss: Man kann „Prakti.com“ nämlich als Lustspiel sehen. Aber auch als gigantischen Werbespot.