GESAMTEINDRUCK: „Plötzlich Familie“ ist eine sympathische Komödie mit viel Schwung, welche die Freuden und Sorgen des Lebens mit Adoptivkindern preist.
DIE STORY: Pete und Ellie Wagner (Mark Wahlberg und Rose Byrne) sind glücklich verheiratet, aber kinderlos. Sie belegen einen Kurs zum Thema Adoption, der von zwei Sozialarbeiterinnen (Octavia Spencer und Tig Notaro) geleitet wird. Bei einer Art Schnupperveranstaltung lernen sie dann Kids kennen, die auf Adoptiveltern warten. Nach einigem Hin und Her entschließen sie sich dazu, kein Einzelkind, sondern drei Geschwister aufzunehmen. Freilich merken sie bei aller Liebe bald, dass der Umgang mit der 15-jährigen Lizzy (Isabela Moner) und ihren jüngeren Geschwistern Juan und Lita das Potenzial zu Alltagskonflikten aller Art hat.
DIE STARS: Mark Wahlberg (zwei Söhne, zwei Töchter) zählt zwar zu den großen Action-Stars, wechselt aber immer mal wieder zu Charakterrollen oder ins Komödienfach. Die Australierin Rose Byrne (ein Sohn) ist aktuell im Kino auch in der Nick-Hornby-Romanze „Juliet, Naked“ zu sehen. Regisseur Sean Anders (drei Adoptivkinder), der gemeinsam mit John Morris das Drehbuch schrieb, ließ sich von eigenen Erlebnissen zum Projekt „Plötzlich Familie“ anregen.
DIE KRITIK: „Plötzlich Familie“, der Film, trägt so etwas wie einen Warnhinweis: „Diese Kinder werden Ihre Willenskraft herausfordern“, bekommen Pete & Ellie zu hören, bevor sie von der Zweisamkeit zum Familienleben mit Adoptivkindern wechseln.
Für Chaos ist in der Tat gesorgt. Die kleine Lita ernährt sich am liebsten vom Kartoffelchips und kann markerschütternd brüllen, wenn ihr etwas nicht passt. Ihr etwas älterer Bruder Juan ist hingegen eine Art Tut-Mir-Leid-Kind: Der arme Junge hat den Tick, sich für alles, was in seiner Umgebung schiefläuft, zu entschuldigen. Und die 15-jährige Lizzy hat längst die Pubertät erreicht. Ihr ständig schwankender Gemütszustand ist mit dem Wort launisch nur unzureichend umschrieben.
Es ist dem Film hoch anzurechnen, dass er keine rührselig-kitschig gezeichnete Idealfamilie porträtiert, sondern sich an den harten Realitäten orientiert, die mit der Adoption von Kindern verbunden sind. „Plötzlich Familie“ zeigt zunächst spielerisch die vielen (auch egoistischen) Beweggründe auf, die Erwachsene von einem Leben mit Pflegekindern träumen lässt. Und der Film macht dann rasch klar, dass Neo-Eltern für ihre Mühe nicht automatisch mit sanfter Zuneigung und Dankbarkeit belohnt werden. Denn die Kinder, die neu ins Haus kommen, haben an ihrer eigenen Vergangenheit schwer zu tragen. Lizzie, Juan und Lita sind die Sprösslinge einer drogenabhängigen Mutter, die es nie geschafft hat, von der Sucht wegzukommen.
Die Komödie „Plötzlich Familie“ hat somit ein Fundament, das aus ernsten Themen besteht. Es ist das Verdienst von Regisseur Sean Anders und dem Ensemble, daraus ein Lustspiel zu machen, in dem es sehr viel zu lachen gibt. Als Zuschauer ergeht es einem wie Mark Wahlberg und Rose Byrne in ihren Rollen: Es ist schwer, dem Charme der kleinen Quälgeister nicht zu verfallen.
Bei so viel positiver Ausstrahlung verzeiht man dem Film gern, dass er sehr konventionell gemacht ist: Viele Pointen werden quasi mit dem Holzhammer vorgetragen. Und damit auch alle mitbekommen, was Sache ist, dient in allen wichtigen Szenen die Filmmusik als Emotionsverstärker. Mal heiter, mal besinnlich, mal melancholisch.
Auch die Spielweise ist eher grell: Wenn man etwa Rose Byrne in ihrem derzeit noch laufenden Film „Juliet, Naked“ gesehen hat, weiß man, dass sie bedeutend subtiler spielen kann als hier.
Doch egal: „Plötzlich Familie“ ist ein grundsolider und unterhaltsamer Film, der sich eines sehr wichtigen Themas angenommen hat. Denn Kinder, die sehnsüchtig auf Pflegeeltern warten, gibt es überall auf der Welt genug.
IDEAL FÜR: Komödien-Fans und für Familienmenschen, die sich auf heitere Weise über das Thema Adoption informieren lassen wollen.