DIE STORY: Emir Kusturicas neuer Film „On The Milky Road“ erzählt vom Alltag eines Krieges, irgendwann und irgendwo auf dem Balkan. Milchmann Kosta (Regisseur Kusturica spielt selbst die Hauptrolle) hat einen gefährlichen Job. Jeden Tag reitet er auf seinem Esel über die Linien der verfeindeten Parteien hinweg, um seine Milch zu liefern. Denn egal, wer auf welcher Seite steht: Getrunken wird immer.
Eines Tages stößt Kosta auf eine schöne Italienerin (Monica Bellucci), die einem mächtigen General als Frau versprochen ist. Kosta interessiert das wenig. Da er sich unsterblich verliebt hat und seine Liebe auch erwidert wird, brennen die beiden Außenseiter durch.
Die Chancen, ihre Liebe ungestört leben zu können, stehen für das Peer äußerst schlecht. Doch die Liebenden leben für den Moment.
DIE STARS: „On The Milky Road“ ist ein typischer Kusturica-Film, der bestens in die Reihe seiner großen Werke, von „Arizona Dream“ über „Underground“ bis „Schwarze Katze, weißer Kater“ passt. Pausenlos wird musiziert und gesoffen, geliebt und gelitten.
Vor allem aber ist dieses bildgewaltige Drama ein Geschenk an die wunderbare Monica Bellucci. Man hat sie schon lange nicht mehr so ausführlich und überzeugend natürlich in einem Film gesehen.
Der Schauspieler Emir Kusturica kann mit dieser darstellerischen Wucht nicht mithalten. Das weiß der Regisseur Kusturica, und deshalb hält er sich vor der Kamera in den gemeinsamen Szenen entweder sehr zurück oder er übertreibt derart, dass er schon wieder in einer eigenen Liga spielt.
DIE KRITIK: Emir Kusturica kennt den Krieg genau. Der Serbe aus Sarajewo hat in den letzten Dekaden immer wieder erlebt, dass auf dem Balkan irgendwo eine kriegerische Auseinandersetzung herrschte. In „On The Milky Road“ wagt der Filmemacher etwas Interessantes, aber auch Riskantes. Er nimmt den Zuschauer mit hinein in den Krieg.
Das heißt, dieser Film ist stellenweise so laut, dass man sich die Ohren zuhalten möchte. Aber genau diesen Effekt will Kusturica erreichen. Man soll die Absurdität des Krieges spüren, man soll sie erfahren, um nach dem Ende des Films umso mehr darüber nachzudenken.
„On the Milky Road“ gehorcht keiner der üblichen Erzählarten. Hier geht es um die große Trauer, wenn die Liebste nicht mehr da ist. Menschen können fliegen. Schlangen können mystische Dinge tun. Und die Tiere, die sind überhaupt das – neben Monica Bellucci, selbstverständlich – Allerbeste am Film. Denn im Krieg, so die These von Emir Kusturica, verliert der Mensch alles Menschliche. Weshalb nun die Tiere die wahrhaft humanen Wesen sind.
Der neue Kusturica ist ein Film, in dem man sich dank toller Bilder, sehr guter Schauspieler und grandioser Balkan-Musik hervorragend unterhalten kann. Aber „On The Milky Road“ geht viel tiefer und regt zum Nachdenken an. So ist diese überbordende Kriegsromanze eine wahre Perle des Independent-Films und eine Seltenheit in unserer Mainstream-Kinolandschaft.
IDEAL FÜR: Fans der Filme von Emir Kusturica und für mutige Kinogänger, die sich diesem Experiment – Krieg filmisch und musikalisch auf die Leinwand zu wuchten – aussetzen wollen.