GESAMTEINDRUCK: Die Komödie „Monsieur Claude 2“ braucht zu Beginn ein wenig Anlaufzeit, um dann ein ähnlich buntes Multi-Kulti-Pointen-Feuerwerk zu zünden wie der Vorgänger „Monsieur Claude und seine Töchter“.
DIE STORY: Der frisch pensionierte Notar Claude Verneuil (Christian Clavier) und seine Frau Marie (Chantal Lauby) kehren von einer Weltreise mit der Erkenntnis heim, dass es zu Hause doch am schönsten sei. Derweil droht am heimischen Herd Unheil. Die vier Schwiegersöhne des Paars, Einwanderer der zweiten Generation, fühlen sich in Frankreich aufgrund kleiner ethnischer Probleme nicht mehr wirklich daheim und denken ans Auswandern. Ihre Frauen, Monsieur Claudes Töchter, sind Feuer und Flamme für die Pläne. Doch Claude und Marie passt das gar nicht: Sie haben ihre Multi-Kulti-Großfamilie mittlerweile sehr lieb gewonnen.
DIE STARS: Frankreichs Topstar Christian Clavier spielt wieder mit grummeligem Charme den Monsieur Claude. Bekannt wurde er bei uns mit einer legendären Comic-Figur – als Asterix, Seite an Seite mit Obelix Gerard Depardieu. Wie schon in „Monsieur Claude und seine Töchter“ agiert Clavier mit einem Ensemble, das keine großen Namen trägt, doch mit famosem Spiel überzeugt.
DIE KRITIK: Die Alten gehen in den Ruhestand, die Jungen haben große Pläne. „Monsieur Claude 2“ beginnt mit einer Familienaufstellung, in der sich gegenüber dem ersten Film einiges geändert hat. Was blieb, das ist der heitere und liebevolle Zusammenhalt zwischen Claudes Töchtern und deren Ehemännern, die jüdische, arabische, chinesische und afrikanische Einflüsse in den Claude-Clan eingebracht haben.
Allerdings: Die Männer fühlen sich zwar als Franzosen, aber sie fühlen sich in Frankreich nicht mehr wohl. Es spießt sich in ihrer Berufswelt.
Den muslimischen Anwalt Rachid nervt es, dass er nur KlientInnen bekommt, die er in Kopftuch-Angelegenheiten vertreten soll. Der jüdische Unternehmer David hat sich ein prima Bio-Halal-Geschäftsmodell ausgedacht – einziger Haken: Die Kunden bleiben aus. Der afrikanische Schauspieler Charles leidet unter dem Mangel an Rollen für dunkelhäutige Männer, und der chinesische Banker Chao leidet unter der Gesamt-Situation: Die raue Stimmung gegenüber Migranten macht ihm Sorgen.
Was spricht also dagegen, sein Glück anderswo zu suchen? Die Jungs wälzen Karriere-Pläne, welche die Großfamilie in alle vier Himmelsrichtungen zerstreuen würde. Und ihre Herzdamen haben keine Einwände.
Autor/Regisseur Philippe de Chauveron lässt sich anfangs (zu) viel Zeit, um die multiplen Handlungs-Stränge auszurollen. „Monsieur Claude 2“ ist in der ersten Viertelstunde weit entfernt vom Schwung des Originals. Doch kaum sind alle Positionen besetzt, nimmt die Komödie mächtig Fahrt auf. Der neue Film macht mit seinen neuen Themen bald genauso viel Spaß wie „Monsieur Claude und seine Töchter“.
Das bedeutet: Mit kessem Wortwitz werden hier alle Familienmitglieder liebevoll durch den Kakao gezogen. Seltsamerweise gibt es vereinzelte Kritiken, in welchen die Pointen mit ethnischen Inhalten als rassistisch denunziert werden. Aber das kann man nur als großes und humorloses Missverständnis bezeichnen. Denn wie schon der Vorgänger-Film singt auch „Monsieur Claude 2“ ein Loblied auf das multinationale Miteinander von Menschen unterschiedlichster Provenienz.
Am meisten haben hier Monsieur Claude und seine Gemahlin dazugelernt. In der ersten Story vor fünf Jahren waren sie noch entsetzt über ihre schönen Töchter, die mittels Gemahl-Wahl die weite Welt in die französische Provinz holten. Doch nun entsetzt Claude und Marie der Gedanke, sie könnten bald nur noch per Post und Social Media mit ihren Kindern und Enkeln kommunizieren. Also denken sich die beiden einen fintenreichen Plan aus, um den Nachwuchs vom Bleiben zu überzeugen.
So liefert „Monsieur Claude 2“ in Summe wieder prächtige Unterhaltung mit tieferer Bedeutung. Regisseur Philippe de Chauveron leitet sein Groß-Ensemble um den famosen Christian Clavier einmal mehr stilsicher durch einen kurvigen und rasanten Komödien-Parcours voller Pointen. Und zusätzliche Handlungselemente (einmal geht’s um einen Afghanen, ein andermal um Liebe und Ehe unter Frauen aus Afrika) sorgen dafür, dass das Personal auf der Leinwand und die Kino-Zuschauer ihre Überraschungen erleben.
IDEAL FÜR: alle Fans des Kino-Superhits „Monsieur Claude und seine Töchter“.