DIE STORY: Die Fantasy-Kriegs-Saga „Die Tribute von Panem“ findet mit der vierten Folge namens „Mockingjay - Teil 2“ endlich zum Abschluss.
Der Krieg im fiktiven Land Panem tobt immer noch. Zwischen den Fronten steht Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence). Alle Seiten zerren an ihr, wollen die Hoffnungsträgerin für sich gewinnen. Aber sie hat einen eigenen Plan.
Mitten in den Kriegswirren will sie sich zum Palast des verhassten Präsidenten Snow (Donald Sutherland) durchschlagen, um ihn zu töten. Doch dann bekommt sie Informationen zugespielt, die ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf stellen.
DIE STARS: Jennifer Lawrence kann einem fast ein wenig leidtun. Sie muss als Katniss Everdeen nicht nur Panem retten. Regisseur Francis Lawrence stellt sie im neuen Film auch gnadenlos in den meisten Szenen ins Zentrum des Bilds. Die Kamera geht ein ums andere Mal so dicht an ihr Gesicht heran, dass es unmöglich ist, auch nur die kleinste Regung zu verpassen.
All die wunderbaren Schauspieler um sie herum - der viel zu früh verstorbene Philip Seymour Hoffman, Julianne Moore oder Woody Harrelson - haben nur Klein- bis Kleinstauftritte. Nur Donald Sutherland bekommt ein paar Szenen, in denen er seine Klasse unter Beweis stellen darf.
DIE KRITIK: Aus sieben Büchern mach‘ acht Filme, aus dreien vier oder aus einem gleich drei. Hollywood ist sehr kreativ, wenn es darum geht, Blockbuster ordentlich in die Länge zu ziehen.
Bisher hat das noch keiner Filmreihe gut getan. „Twilight“: knutschend im glutroten Sonnenuntergang. „Der Hobbit“: der dritte Teil ein Totalausfall. „Harry Potter“: noch am ehesten zu akzeptieren, aber letztendlich auch zu lang geraten.
Und „Panem“? Hier ist die Aufteilung des dritten Teils der Roman-Trilogie auf zwei Filme im Grunde eine Frechheit. Die Macher machen sich nicht einmal die Mühe, Neueinsteigern unter den Zuschauern eine Chance zu geben, das Geschehen zu verstehen.
„Mockingjay – Teil 2“ beginnt mit einer Großaufnahme des Gesichts von Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence). Sie ist am Hals verletzt, hat große Mühe zu sprechen. Was mit ihr passierte, weiß nur der Zuschauer, der vor einem Jahr „Mockingjay – Teil 1“, die künstlerisch komplett überflüssige Einleitung zum großen Finale, gesehen hat.
Schon beim Vorgänger konnte man bemängeln, dass das Geschehen in Panem – anders als in den ersten beiden sehr gelungenen Folgen der Trilogie – nur sehr zögerlich in die Gänge kam. Genau dieses Problem hat auch Teil 4. Aus den gut 400 Seiten der Romanvorlage insgesamt viereinhalb Stunden Film zu machen, das konnte nicht gut gehen.
Deshalb herrscht in „Mockingjay – Teil 2“ besonders zu Beginn jede Menge Leerlauf. Katniss soll davon überzeugt werden, dass sie sich aus den Kämpfen zwischen den Rebellen und dem Kapitol heraushalten soll. Darüber hinaus hadert sie ein ums andere Mal mit ihrer Rolle als Heldin und beteuert in alter Hollywood-Manier, dass sie das angerichtete Schlamassel nicht habe herbeiführen wollen.
Und Katniss privat? Zwischen zwei Männern kann sie sich nicht entscheiden – bisweilen ist das schwer zu ertragen. Es geht zu wie in der ZDF-Sonntagabend-Kitschwelt der Rosamunde Pilcher.
Nach dem sehr zähen Auftakt folgt dann aber eine Reihe von durchaus sehenswerten Szenen, die beinahe komplett in Berlin und Babelsberg gedreht wurden. Katniss begibt sich auf ihre Mission, Präsident Snow zu töten. Sie stolpert mit ihren Gefährten in mehrere Fallen, die die Spielemacher des Kapitols in der Hauptstadt gelegt haben.
Besonders eindrucksvoll ein Meer aus Öl, das Katniss unter sich begraben soll. Oder eine Armee von bleichen spitzzahnigen Mutationen, die sich in einem Wasserschacht auf die kleine Truppe stürzt. Da knistert es kurz auf der Leinwand. Es kommt Spannung auf. Aber kurz danach wird wieder endlos palavert, was Krieg im Menschen auslöst und was nach Präsident Snow kommen könnte.
Wer die Romanvorlage nicht kennt, für den hält die Verfilmung am Ende noch eine waschechte Überraschung bereit. Katniss Everdeen wächst über sich hinaus und beeindruckt noch einmal mit ihren Schießkünsten. Um kurz darauf – und da hätte sich der Film ruhig vom lahmen Ende des Buches entfernen dürfen – in einer Natur-Idylle zu sitzen und ihren Gatten anzuhimmeln. Dass sich dieses Idyll auf einem Massengrab erhebt (was das Buch erwähnt und dem Ende eine gewisse Fallhöhe gibt), verschweigt der Film komplett.
„Mockingjay – Teil 2“ zeigt im Finale eine Heldin, die es gewiss verdient hätte, das neue Panem aufzubauen. Mit all der Energie, die sie in den ersten zwei Teilen der Saga verströmte. Aber nein: Katniss zieht das private Glück vor. Etwas einsam und verloren steht sie schlussendlich da im Blümchenkleid. KämpferInnen für die Emanzipation der Frauen dürften im Grabe rotieren.
IDEAL FÜR: Fans der Serie, die endlich wissen wollen, wie alles endet. Neueinsteiger sollten den vierten Teil erst anschauen, wenn sie zuvor die ersten drei Filme gesehen haben. Sonst haben sie keine Chance, der Story zu folgen.