GESAMTEINDRUCK: „Mary Poppins’ Rückkehr“ ist ein glanzvoll produziertes Filmmusical, das die Geschichte des in jeder Hinsicht zauberhaften Kindermädchens Mary Poppins mit exzellenten Darstellern, vielen Liedern und einer trefflichen Story weitererzählt.
DIE STORY: London im Jahr 1930. Zwanzig Jahre nach den Ereignissen aus „Mary Poppins“ haben die inzwischen erwachsenen Geschwister Michael und Jane Banks (Ben Wishaw und Emily Mortimer) mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen. Die Bank will ihnen ihr Haus wegnehmen. Damit nicht genug: Michaels Frau ist gestorben; der junge Witwer und seine Kinder leiden schwer unter dem Verlust. Doch eines Tages naht Beistand aus der Luft. Die Nanny Mary Poppins (Emily Blunt) schwebt an ihrem Regenschirm aus den Wolken ein. Mit Entschlossenheit und viel Magie widmet sie sich der Aufgabe, der Familie Banks ein zweites Mal aus der Patsche zu helfen.
DIE STARS: Regisseur Rob Marshall, der schon mit „Chicago“ oder „Into The Woods“ bewies, wie brillant er Musicals ins Kino transferieren kann, hat für „Mary Poppins‘ Rückkehr“ ein erlesenes Ensemble zusammengestellt.
Emily Blunt, die auch für harte Thriller wie „Sicario“ bekannt ist, zeigt als Mary Poppins wieder mal ihr fulminantes Musical-Talent. Um sie herum agieren mit Emily Mortimer, Ben Whishaw, Julie Walters und Oscar-Preisträger Colin Firth erstklassige Darsteller der britischen Szene. Stars wie Meryl Streep, „Mary Poppins“-Veteran Dick Van Dyke oder Angela Lansbury leisten in kleinen Nebenrollen Großes.
Die Entdeckung des Films ist aber Lin-Manuel Miranda in der Rolle des Gaslampen-Anzünders Jack. Für den tänzerisch und gesanglich exzellenten New Yorker ist das Spielen fast ein Nebenberuf: Als Komponist und Autor der Musicals „In The Heights“ und „Hamilton“ schuf er zwei der größten Broadway-Superhits der letzten Jahre.
DIE KRITIK: „Mary Poppins’ Rückkehr“ ist vermutlich das bunteste und süßeste Heile-Welt-Bonbon, das 2018 im Kino landet. Das Verblüffende daran: Der Film erzeugt seinen immensen Kuschelfaktor mit einer Geschichte, deren Zutaten unheiler nicht sein könnten. Wirtschaftskrise, drohender Job- und Hausverlust, dazu die Trauer um die verstorbene Ehefrau und Mutter: Für die Familie Banks kommt es knüppeldick.
Aber der Film stattet seine Protagonisten mit goldenen Herzen aus und mit unverbrüchlicher Solidarität, miteinander durch dick und dünn zu gehen. Und dann ist da natürlich Mary Poppins, diese resolute Zauberfee in Gestalt einer Nanny. Sie weiß, dass entschlossenes Handeln helfen kann, wenn einem der Himmel auf den Kopf zu fallen droht. Und sie glaubt an die Macht der Träume, wenn es darum geht, dem Gefühl der Ohnmacht zu entfliehen. Beides setzt sie mit ernster Miene, aber großer Zuneigung in Taten um.
Das Wohlgefühl, das auf der Leinwand erzeugt wird, ist aber nicht nur der Hauptfigur zu verdanken. Genauso wichtig sind die Regie und das exzellente Ensemble.
Regisseur Rob Marshall hat bis ins winzigste Detail einen sehr eleganten Film gedreht. Marshall verbeugt sich vor dem Erbe des „Mary Poppins“-Originals von 1964, füllt die neue Story aber auch mit eigenen Einfällen sonder Zahl. Der Film springt quicklebendig zwischen Zitaten und frischen Ideen hin und her. Wie beim Vorgänger gibt es opulente Passagen, in denen die Story die Realität verlässt und in eine Trickfilm-Märchenwelt eintaucht.
Die Darsteller: Emily Blunt gibt der Mary Poppins viel schnippisch angehauchte Herzlichkeit, kombiniert mit Entschlossenheit und Fantasie. Wie toll sie singen kann, hört man nur im Original. Für die deutsche Fassung hat die Wiener Musical-Darstellerin Lisa Antoni sehr kompetent und charmant die Songs übernommen.
Mit Lin-Manuel Miranda (er spielt Jack, den Herrn über die Londoner Gaslaternen) hat Blunt einen Partner, der sie in den Gesangs- und Tanzszenen famos unterstützt. Colin Firth darf sich als sinistrer Bankier mal von der dunklen Seite zeigen.
Dick Van Dyke, vor 54 Jahren ein jugendlicher Hauptdarsteller in „Mary Poppins“, hat jetzt einen wichtigen Part, wenn es darum geht, die Geschehnisse schlussendlich zum Guten zu wenden. Und Meryl Streep glänzt in einer Episodenrolle, die zwar nicht viel zum Fortgang der Erzählung beiträgt, jedoch einfach schön zum Anschauen ist.
Einziger Schwachpunkt von „Mary Poppins’ Rückkehr“ ist die neue Musik von Marc Shaiman und Scott Wittman. Die Songs und Sounds plätschern zwar angenehm dahin, schaffen es jedoch nicht, bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Von Ohrwürmern wie „Chim, Chiminey“, „A Spoonful of Sugar“ oder „Supercalifragilistic“, die durch den ersten Film zu ewigen Evergreens wurden, findet sich bei der Fortsetzung keine Spur.
IDEAL FÜR: „Mary Poppins“-Fans und für Musical-Fans, die großes Hollywood-Kino mit Herz lieben.