Maleficent

Dunkle Fee als böse Fee und gute Fee


FilmClicks:
„Maleficent“: Angelina Jolie als dunkle Fee mit ihrem wandlungsfähigen Helfer Diaval, hier als Rabe © Disney
DIE STORY: Jeder kennt „Dornröschen“. Aber wer kennt schon die Hintergründe, warum die böse Fee so zornig war, dass sie das Königskind mit einem Fluch zum Dornröschen-Schlaf verdonnerte? „Maleficent“, der Film, gibt  eine faszinierende Antwort.
Es war einmal… Der neue Disney-Film beginnt nicht mit der Geburt der Königstochter Aurora, sondern viele Jahre zuvor. Ein neugieriger Junge namens Stefan dringt ein ins Zauberreich der Moore und Wälder, wo er der kecken und entzückenden kleinen Fee Maleficent begegnet. Die beiden freunden sich an. Sie scheinen wie füreinander gemacht.

Das Drama beginnt: Die Truppen des Königs (li.) greifen das Feen-Reich an © Disney

Dann werden sie erwachsen, und Stefan (Sharlto Copley), plötzlich von Gier und Ehrgeiz getrieben, wechselt die Fronten. Er tritt ins Heer des Königs ein, der das Feenreich erobern will. Vergeblich. Die Verteidiger des Feenstaats, angeführt von Maleficent (Angelina Jolie), wissen sich zu wehren.
Der König verwindet die Niederlage nie. Stefan will sein Nachfolger werden und obendrein die Königstochter heiraten. Um dieses Ziel zu erreichen, erschleicht er sich noch einmal das Vertrauen von Maleficent – und übt danach auf grausame Weise Verrat. In jeder Hinsicht zutiefst verletzt, schwört Maleficent Rache. Erst jetzt wird sie zu der düsteren Furie, die dann bei der Taufe von Aurora ihren Schlafes-Fluch ausspricht.

Der böse Zauber: Maleficent verwünscht die Königstochter zum Dornröschen-Schlaf © Disney

In den ersten 30 Minuten erzählt der Film die neue Vorgeschichte des Märchens, dann wendet er sich eine Zeitlang der Version zu, die jedes Kind aus den Erzählungen der Gebrüder kennen: Der König lässt alle Spinnräder im Lande zerstören, um zu verhindern, dass sich Aurora (Elle Fanning) kurz vor dem 16. Geburtstag den ominösen Stich zufügt. Das Mädchen wächst jenseits des Königsschlosses bei drei guten Feen auf.

Mischung aus Animations- und Realfilm: Die guten Feen, bei denen das Königskind aufwächst © Disney

Schon hier nimmt die Kinoversion aber wieder eine Abzweigung von der Vorlage der Grimms: Aurora lernt Maleficent kennen, die das Mädchen mag und allmählich bereut, sie verwunschen zu haben. Jedoch, wie man weiß: Ein Kuss aus purer, reiner Liebe könnte die Königstochter, die pünktlich zu ihrem Geburtstag im Schlaf versinkt, wiedererwecken. Wie das geschieht, hat erneut nichts mit den Gebrüdern Grimm zu tun – ist aber, wie der ganze Film, höchst originell.
 
DIE STARS: „Maleficent“ ist ein Geschenk an Hauptdarstellerin Angelina Jolie. Die Hollywood-Diva bedankt sich mit sensationellem Spiel. Bleich geschminkt mit purpurroten Lippen; extrem schmal, aber mit riesigen Augen zaubert sie eine betörende Figur auf die Leinwand, die gleichermaßen anziehend wie furchteinflößend wirkt.
Regisseur Robert Stromberg rollt der Jolie eine Spielfläche aus, die ein Augenschmaus für sich ist. Der Regie-Neuling Stromberg hat zwei Oscars daheim, die er für das Produktionsdesign von „Avatar“ und „Alice im Wunderland“ erhielt. Alles klar? Stromberg ist ein Meister visueller Wunder und Tricks.  Er gestaltet eine oft düstere, dann aber auch wieder kunterbunte Fantasy-Welt, die perfekt zu diesem Kino-Märchen passt.

Maleficent (Jolie) mit Diaval, der hier nicht wie ein Rabe, sondern wie Sam Riley aussieht © Disney

Sam Riley, zuletzt der Star von Andreas Prochaskas Alpen-Western „Das finstere Tal“, flattert als Rabe aufs Spielfeld und wird dann zu Angelina Jolies engstem Verbündeten: Als Kämpfer, Bote, Spion und Vertrauter, der in alle erdenklichen Tiergestalten schlüpfen kann. Elle Fanning rüstet die erblühende Aurora rollengerecht mit blondgelockter Lieblichkeit aus. Die drei guten Feen um Imelda Staunton (Dolores Umbridge bei „Harry Potter“) sind von liebevoller Zickigkeit.

Das hat er von seiner Machtgier: Der König (Sharlto Copley) bangt um die Tochter © Disney

Sharlto Copley („District 9“) verleiht dem machtgierigen Stefan erst viel Testosteron und dann, wenn der Fluch über seine Tochter ausgesprochen ist, düstere Verzweiflung.
 
DIE KRITIK: Als Märchenfilm richtet sich „Maleficent“ natürlich vornehmlich an Kinder, doch dieses Fantasy-Spektakel in opulent eingesetzter 3D-Technik begeistert auch Erwachsene. Hier ist alles aus einem Guss: Von den visuellen Reizen über das famose Spiel bis hin zur überzeugenden Story, die der altbekannten „Dornröschen“-Saga ein attraktives neues Gewand anlegt.
Die Phantasie, die in der Gestaltung des Feenreichs und seiner exotischen Bewohner steckt, würde anderswo für zehn Filme ausreichen. Auch bei den Massenszenen aus der Menschenwelt zeigt Regisseur Robert Stromberg, wozu die Filmtechnik heute fähig ist. Der Aufmarsch des königlichen Heeres etwa, das gegen die Feenwelt in den Krieg zieht, ist ein großes Spektakel.

Der Dornröschen-Schlaf droht: Aurora (Elle Fanning) entdeckt das Spinnrad © Disney

„Maleficent“ verbindet in großer Perfektion die Genres von Animations- und Spielfilm. Und wenn man dann eine Angelina Jolie zur Verfügung hat, kann nichts mehr schief gehen. Die bravouröse Hauptdarstellerin schüttet ein ganzes Füllhorn an Emotionen und Ausdruckskraft aus. Lebenslust und Liebe, Kampfbereitschaft und Schmerz, Enttäuschung und dunkelschwarze Rachsucht: Diese böse Fee, die viele gute Eigenschaften besitzt, ist eine der faszinierendsten Figuren, denen man in Märchenfilmen seit langer Zeit begegnete.
Ist „Maleficent“ ein kindergerechter Film? Die Bewertungskommissionen in Österreich scheinen da Zweifel zu haben und gaben dem Film wegen einiger grausamer Szenen erst die Freigabe ab zehn Jahren. Doch hier wird nur jene Grausamkeit ins Bild gerückt, die fast jedem Märchen innewohnt und die jedem Kind daher vertraut ist. In Deutschland wurde „Maleficent“ ab sechs Jahren freigegeben. Das ist definitiv eine weisere Entscheidung als in Österreich.
 
IDEAL FÜR: Kinder aller Altersstufen. Erwachsene werden sich bei diesem Kino-Märchen auch ohne jugendliche Begleitung nicht fehl am Platze fühlen. Dafür sorgt allein schon Angelina Jolie.






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 29.05.2014
REGIE:  Robert Stromberg
GENRE: Familie/Kinder|Fantasy
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Angelina Jolie: Malefiz
Sharlto Copley: Stefan
Elle Fanning: Aurora
Sam Riley: Diaval
Imelda Staunton: Knotgrass