DIE STORY: „Maggies Plan“ ist ein Film wie eine Woody-Allen-Komödie aus der Hipster-Generation.
Die New Yorker Uni-Lektorin Maggie (Greta Gerwig), eine liebenswerte Stadtneurotikerin Mitte Dreißig, will dringend Mutter werden, hat jedoch keinen Lebenspartner. Also bittet sie einen Ex-Studienkollegen, der nun erfolgreich im Gewürzgurken-Business tätig ist (kein Scherz!), um eine Samenspende.
Als sie gerade im Do-it-yourself-Verfahren die Befruchtung durchführen will, tritt mit Macht ein charismatischer, aber verheirateter Professor namens John (Ethan Hawke) in ihr Leben. Die Samenspende hat ausgedient. John lässt sich scheiden, Maggie heiratet John, die beiden bekommen eine Tochter.
Jahre später: Maggie und John haben mit ihrer kleinen Tochter zwar einen Sonnenschein im Haus, doch glücklich sind sie nicht geworden. Maggie ist von Selbstzweifeln geplagt, John von der Unfähigkeit, sein Lebensprojekt eines Romans abzuschließen. Außerdem hat er es nie geschafft, sich komplett von seiner Ex-Frau (Julianne Moore), einer exzentrischen Intellektuellen mit der Herzenswärme eines Eisbergs, zu lösen. Maggie fasst einen Plan, was zu tun sei: Eine neue Trennung deutet sich an.
DIE STARS: Von „Greenberg“ über „Frances Ha“ bis „Mistress America“: Wenn es darum geht, das Lebensgefühl leicht verpeilter Hipster auf die Leinwand zu bringen, ist die 32-jährige Kalifornierin Greta Gerwig die Schauspielerin der Wahl.
Ethan Hawke, der auch gefährliche Figuren spielen kann, glänzt in „Maggies Plan“ mal wieder in der Rolle des verständnisvollen Frauenschwarms – ein Fach, das ihm in Filmen wie der Wien-Romanze „Before Sunrise“ (1995) oder dem Jugend-Drama „Boyhood“ (2014) größte Anerkennung eintrug.
Julianne Moore fügt den Tausend Facetten ihrer Rollen diesmal die Figur einer eiskalten Intellektuellen hinzu, die in ihrer neurotischen Flatterhaftigkeit gleichwohl Beschützerinstinkte zu wecken vermag.
Autorin/Regisseurin Rebecca Miller ist die Tochter des Dramatikers Arthur Miller und der Grazer Fotografin Inge Morath.
DIE KRITIK: Viel New York, viel Wortwitz und gescheite Menschen, die gern auf dumme Gedanken kommen: „Maggies Plan“ bringt alles mit, was man zu einem guten Woody-Allen-Film braucht. Außer Woody natürlich, aber wir wollen mal annehmen, dass er durchaus zufrieden wäre, wenn dieser Film in seinem Werkverzeichnis stünde.
Natürlich ist das Thema des Films - Frau mit Kinderwunsch trifft charismatischen Mann - nicht gerade rasend originell. Aber das macht nichts. Hier geht es mehr darum,
wie die Geschichte erzählt wird. Und da punktet „Maggies Plan“ mit fein ziselierten Dialogen, mit locker dahingeworfenen Pointen und mit überraschenden Wendungen, wie sie im ewigen Hin und Her der Liebe halt an der Tagesordnung sind.
Außerdem ist der Film hervorragend gespielt. Die Hipster-Queen Greta Gerwig kontert ihre konsequente Familien-Sehnsucht immer wieder mit selbstquälerischen Ich-kann-das-nicht-Attacken (außerdem durfte sie für den Film wohl einige Designer-Boutiquen ausräumen, denn ihre ewig gleichen, unvorteilhaft geschnittenen Sack-Kleider haben in jeder neuen Szene neue Farben).
Ethan Hawke versteckt hinter dem Lausbubencharme seines John einen ganzen Berg voller Probleme, die stets etwas damit zu tun haben, dass er hochfliegende Pläne (seinen Roman, die erste Ehe und auch die zweite) nicht auf den Boden bringen kann. Und Julianne Moore vollführt einen Balanceakt ohne Netz zwischen vordergründiger Souveränität und hintergründiger Haltlosigkeit.
So entwickeln diese Alltagsgeschichten aus New York (die Gegend um den Washington Square Park in Greenwich Village ist der wichtigste Schauplatz) einen betörenden Sog, um das Publikum ins Geschehen hineinzuziehen. Rebecca Millers Film hat Charme, Tiefgang und Humor - und er schildert zahlreiche Situationen, die die ZuschauerInnen dazu einladen, Vergleiche zum eigenen Leben zu ziehen.
IDEAL FÜR: Fans von Beziehungskomödien, New-York-Filmen und dem Stil von Woody Allen.