Kingsman - The Secret Service

Viel greller Witz und zu viel Blut


FilmClicks:
Die Hauptfiguren: Eggsy (Taron Egerton), Harry Hart (Colin Firth) und Valentine (Samuel L Jackson) © 2015 20th CenturyFox
DIE STORY: Die Spionage-Action-Komödie „Kingsman – The Secret Service“ beginnt wie eine linkisch geratene James-Bond-Kopie und entwickelt sich dann zu einem sehr originellen Thriller, der freilich unter einer Überdosis Gewalt leidet.
Der Plot hat zwei Hauptstränge.  In der großen Story ermittelt Harry Hart (Colin Firth), Agent des ultrageheimen privaten Geheimdienstes Kingsman, gegen den  Milliardär Richmond Valentine (Samuel L. Jackson), der sich als Menschenfreund geriert, möglicherweise jedoch hinterhältige Pläne wälzt, die ihm die Weltherrschaft bringen sollen.
Parallel dazu läuft die zweite Story: Harry Hart schlägt den Straßenjungen Eggsy Unwin (Taron Egerton), dessen Vater ihm einst das Leben rettete, als neuen  Kingsman-Agenten vor. Um in der Agentur, die in einem vornehmen Londoner Herrenmodehaus residiert, aufgenommen zu werden, muss Eggsy freilich ein hartes Ausbildungsprogramm voller Mutproben durchlaufen.
 
DIE STARS: Der britische Regisseur Matthew Vaughn („Kick-Ass“) holte ein feines Ensemble zusammen. Colin Firth, der mit „The King’s Speech“ als stotternde Majestät den Oscar gewann, beweist jetzt als schlagkräftiger Kingsman, dass er auch im Action-Genre gut aufgehoben ist. Michael Caine spielt in einer kleinen, aber feinen Rolle den Oberboss aller Kingsmen.
Samuel L. Jackson liefert mit einem (in der deutschen Fassung) grotesk komischen S-Fehler die köstliche Karikatur eines Superschurken ab. Für den 25-jährigen Newcomer Taron Egerton könnte die Rolle des Eggsy einen Einstieg in eine große Karriere bedeuten.  
 
DIE KRITIK: Eine Szene in einem Pub. Eine Truppe gelangweilter, aber gut trainierter Trinker  sucht Streit. Da kommt ihnen ein Herr mit dunklem Regenschirm und Anzug, der sich in die Bar verirrt hat, gerade recht.
Keine Frage, wer sich bei der folgenden Wirtshauskeilerei bald blutige Nasen holt: Die Schlägertruppe. Denn der Sir im Anzug, der so bieder ausschaut, ist der Geheimagent Harry Hart (Colin Firth). Und der weiß natürlich, was zu tun ist, wenn rohe Kräfte sinnlos walten. Rohe Kräfte besitzt er nämlich auch. Nur  vermag er sie sinnvoll einzusetzen.
Dass der vermeintlich Schwächere zum Helden werden kann, ist ein Grundgedanke der schrillen Action-Komödie „Kingsman – The Secret Service“. Auch der junge Eggsy (Taron Egerton), der von Harry Hart als Agent-Talent entdeckt wird, sieht anfangs wie der geborene Verlierer aus.
Doch dann: Wir wollen nicht zu viel verraten.  Eggsy und Harry haben es jedenfalls leicht, die Sympathie des Kinopublikums zu erringen. Denn dass mehr in einem steckt, als die Umwelt (oder man selbst) glaubt – das ist eine These, die auf viele Zeitgenossen angenehm ansteckend wirkt.
Regisseur Matthew Vaughn, der gemeinsam mit Jane Goldman auch das Drehbuch schrieb, führt das Publikum in feinster Comic-Manier durch eine Welt voller rabiater Überraschungen. Der Comic-Stil verwundert nicht, denn ein Comic („The Secret Service“) lieferte das Fundament für das Filmprojekt.
Der Film wechselt rasch seine Themen. In der einen Minute ist man Zeuge einer Mutprobe für Jung-Agenten, in denen Eggsy und seinen Freunden rasch die Luft ausgeht (was ziemlich schlecht ist, wenn man sich gerade unter Wasser befindet). In der anderen Szene schimmert dann der Duft der großen weiten Welt über die Leinwand, wenn der Milliardär Richmond Valentine (Samuel L. Jackson) mit lispelnder Stimme seine Ideen ausbreitet.
Dass dieser Mann jedoch kein Guter ist, bemerkt man schon an seiner Assistentin Gazelle. Die einstmals offenbar schwer verletzte Schönheit besitzt statt ihrer Unterschenkel zwei Prothesen, die an Säbel erinnern. Und auch als solche eingesetzt werden.
Womit wir beim Thema Gewalt wären. Und davon gibt’s – einziger großer Minuspunkt des Films – viel zu viel. Die Agentenkomödie, die durchaus sehr witzige und auch kluge Dinge zum Zustand der Welt und ihrer Bewohner zu sagen hat, verfällt mitunter in einen regelrechten Blutrausch. Der ist zwar so grotesk überzeichnet, dass die Grausamkeiten sehr surreal wirken, aber notwendig wären die mörderischen Blutorgien definitiv nicht. Sie mindern das Vergnügen an „Kingsman“ (aus dem aktuellen ersten Film könnte wohl eine ganze Serie werden) beträchtlich.
 
IDEAL FÜR: Thriller- und Action-Fans, die Colin Firth und Samuel L. Jackson mögen.  






Trailer
LÄNGE: 129 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2014
KINOSTART Ö: 12.03.2015
REGIE:  Matthew Vaughn
GENRE: Komödie|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Colin Firth: Harry Hart
Taron Egerton: Eggsy
Samuel L. Jackson: Richmond Valentine
Michael Caine: Arthur
Mark Strong: Merlin

Interview
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