DIE STORY: „Kafka, Kiffer und Chaoten“ ist der neue Film von Kurt Palm, der zuletzt die Romanvorlage zum Austro-Filmhit
„Bad Fucking“ beisteuerte. Der Plot der reichlich zugedröhnten Komödie: Fünf Studenten, die geistige Genüsse in Form von Literatur und Rauschmitteln lieben, sollen über den Sommer eine Arbeit über Franz Kafkas Erzählung „Der Landarzt“ herstellen. Zur Inspiration besuchen sie das Sterbezimmer des Dichters in Prag, und da sie Kafka dort quietschlebendig auf einem Schrank entdecken, nehmen sie ihn zwecks authentischer Interpretation seines Texts gleich mit.
Die Seminararbeit wird dann in Form einer Verfilmung von „Der Landarzt“ verfasst. Zum Dreh verfügt sich die Truppe mit einem klapprigen VW-Bus nach Sizilien. Erstaunlicherweise führt die chaotische Produktion wirklich zu einem fertigen Lichtspiel, und noch erstaunlicherweise gewinnt das Werk beim Filmfestival von Pilsen einen Preis.
DIE STARS: Franz Kafka und die Studenten werden von Nachwuchskräften wie Marc Fischer, Karin Yoko Jochum, Max Mayer oder Julia Jelinek verkörpert, die noch auf ihren großen Durchbruch beim Film warten.
Von der arrivierteren Riege ist Schauspiel-Querdenker Hubsi Kramar (der Polizeichef aus dem Wiener „Tatort“) dabei, der mit großer Zuverlässigkeit einen jederzeit unzuverlässigen Regisseur namens Gotthart (oder heißt er gar Godard?) verkörpert. Der langjährige Burgschauspieler Florentin Groll ist als glorios versoffener Burgschauspieler namens Unterlugkirchner an Bord. Auch Margarete Tiesel („Paradies: Liebe“), der Essayist Franz Schuh und der Kabaretist Karl Ferdinand Kratzl haben kleine Rollen.
DIE KRITIK: „Kafka, Kiffer und Chaoten“ ist definitiv kein Spielfilm im gewohnten Sinne. Autor/Regisseur Kurtz Palm montiert zahllose kleine Bilder, Szenen und Sketches zu einer Collage zusammen, die sich nicht sonderlich um die handwerklichen Regeln des Kinos kümmert – und um inhaltliche Geschlossenheit schon gar nicht. Die Handlung ist mal skurril, mal surreal. Gelegentlich wird’s ein bissl bissig (wenn Palm das Schaffen der österreichischen Filmszene aufs Korn nimmt), und dann versinkt die Geschichte wieder in friedvoll zufriedener Berauschung. Die wilde, von Harald Sicheritz verfilmte Kurt-Palm-Groteske „Bad Fucking“ wirkt im Vergleich zu „Kafka, Kiffer und Chaoten“ äußerst konventionell.
So einen Film kann man als Avantgarde-Versuchsanordnung preisen – ich persönlich hatte allerdings bald das Problem, dass mir „Kafka, Kiffer und Chaoten“ immer langweiliger wurde. Was auch an der dahingehudelten Machart des Films gelegen haben mag: Die Darsteller haben allesamt gewiss mehr drauf, als sie in diesem Film zeigen.
Positiv stechen immerhin einige sehr animierte Animationen heraus – und da besonders eine, in der das Linzer Rap-Ensemble Texta einen musikalisch verzierten Städtetrip nach Prag unternimmt.
IDEAL FÜR: Fans des „Volksbildners“ (Eigendefinition) Kurt Palm, die wissen, welche Art von Humor sie bei einem Palm-Film zu erwarten haben.