Jung & Schön
Sexuelle Erfahrungen einmal anders
DIE STORY: Die 17-jährige Isabelle (Marine Vacth) führt in „Jung & Schön“ ein unauffälliges Leben als Spross einer bürgerlichen Familie in Paris. Doch was die Eltern nicht wissen: Nach der Schule prostituiert sich Isabelle und hat Sex mit vorwiegend älteren, zahlungskräftigen Männern in Nobelhotels, um Erfahrungen zu sammeln. Als eines Tages einer der Männer beim Sex mit ihr stirbt, fliegt Isabelles „Nebenjob“ auf.
DIE STARS: Marine Vacth ist eine Newcomerin auf der Kinoleinwand: Bislang hat die 22-jährige Pariserin ihre Geld auf den Laufstegen dieser Welt verdient und ist unter anderem auch das Gesicht der aktuellen Yves Saint Laurent-Kampagne in Frankreich.
KURZKRITIK: Regisseur Francois Ozon lotet die Befindlichkeit jugendlicher Sinnsuche aus – sexuelles Erwachen steht klar im Zentrum von „Jung & Schön“, wenngleich es der Regisseur gekonnt vermeidet, aus seinem explizit gefilmten Material einen erotischen Film zu machen. Vielmehr geht es ihm um die Illustration schmerzvollen Erwachsenwerdens.
IDEAL FÜR: Fans des französischen Films und Anhänger von Francois Ozon – sie alle kommen auf ihre Koste. „Jung & Schön“ ist jedoch auch eine Visitenkarte für Marine Vacth, von der man in Zukunft sicherlich noch mehr hören wird.
FilmClicks Kritik. Der Film beginnt mit einem Blick durchs Fernglas: Es zeigt ein Mädchen, 16 Jahre alt, das am Strand liegt und sich in der Sonne räkelt. Dann nimmt es sein Bikini-Top ab. Der Spechtler ist der ein paar Jahre jüngere Bruder des Mädchens, beide machen mit den Eltern Sommerurlaub im Süden Frankreichs. Isabelle feiert dort auch ihren 17. Geburtstag und ihre Entjungferung (durch einen deutschen Burschen). Ihrem Bruder gegenüber kommentiert sie diese für sie wenig lustvolle Erfahrung nur knapp: „Erledigt“.
François Ozon hat in seinem neuen Film „Jung & Schön“ den Titel zum Programm gemacht: Das vorerst laue Sommermärchen ist durchsetzt von sexuellen Anspielungen und Phantasien seiner Protagonisten. Dabei steht zunächst noch die eigene Lust im Vordergrund, bald aber wird für Isabelle aus dem Sexualtrieb die wohlkalkulierte Lizenz zum Gelddrucken.
Denn Ozon hat mit Marine Vacth ein französisches Model in der Hauptrolle besetzt, das ausdrucksstark und wortkarg genau jenes Bild der fragilen Kindfrau mit dem Schmollmund und den großen Augen verkörpert, das die Laufstege gerne vermitteln. Der perfekte Körper dient hier aber nicht als Schauwert: Zwar ist „Jung & Schön“ voller Szenen mit Verführung, Nacktheit und Sex, aber sexy ist dieser Film nie. Ozon umschifft gekonnt jede Konvention, die Erotik produzieren könnte.
Insgesamt aber ist „Jung & Schön“ vor allem ein Film, der (französische) Klischees bemüht. Es ist, als würde Ozon (auch mit dem kurzen Auftritt von Charlotte Rampling) gern sich selbst reproduzieren, weil er schon so oft Bilder über Perfektion und über das Streben nach der reinen Schönheit gemacht hat. Jetzt, da man Ozons Handschrift schon deutlich kennt, wirken diese selbstreferenzierenden Klischees fehl am Platz, auch wenn Ozon niemals expliziter von seinem Lieblingsthema erzählt hat: Dem oft schmerzlichen Prozess des Erwachsenwerdens.