DIE STORY: Die Komödie „Im Rausch der Sterne“ erzählt die Geschichte des Haubenkochs Adam Jones (Bradley Cooper). Der saß schon einmal ganz oben im kulinarischen Olymp, stürzte jedoch tief zurück in die Anonymität. Wegen seines exzessiven Lebensstils (zu viel Sex & Drugs & Rock’n’Roll). Und wegen seiner Wesensart (Adam ist ein aggressiver Provokateur).
Wenn der Film beginnt, kehrt Adam gerade von einer Auszeit in der US-Provinz ins pulsierende London zurück. Dort will er zum nicht geringen Schrecken seines alten Freundes Tony (Daniel Brühl) dessen renommiertes Restaurant küchenmäßig übernehmen. „Adam Jones at the Langham“ soll der Nobelschuppen künftig heißen.
Tony äußert klugerweise erst mal Bedenken. Dann aber lässt er den Berserker Adam doch an seinen Herd. Es beginnt eine cineastische Kochstunde voller Köstlichkeiten, aber auch voller Intrigen, Machtspiele, Rache-Aktionen, Amouren und Verletzungen. Denn Adams Charakter hat sich nicht geändert. Er ist noch immer ein Sadist, der geliebt werden will.
DIE STARS: An Stars herrscht in diesem wilden Sternekoch-Lustspiel kein Mangel. Neben Bradley Cooper („Hangover“) und Daniel Brühl (Niki Lauda in „Rush“) holte Regisseur John Wells („Im August in Osage County“) die Damen Sienna Miller (als Kochkünstlerin), Uma Thurman (als Gastro-Kritikerin) und Emma Thompson (als Seelenklempnerin) vor die Kamera.
Rising Star Alicia Vikander (bald im Oscar-Anwärter „The Danish Girl“ zu sehen) spielt eine Verflossene des Küchen-Maestros Adam. Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) gibt einen Meisterkoch, dem Adam einst die Repuation zerstörte: Er setzte Ratten in dessen Restaurant aus.
DIE KRITIK: „Alles muss perfekt sein. Nicht gut, sondern perfekt.“ Wer sein Berufsleben nach diesem Leitsatz formt, der hat im Grunde das Ticket ins Unglück schon in der Tasche. Denn jeder kluge Mensch weiß, dass wahre Perfektion nur in seltenen, herausragenden Momenten erreichbar ist. Aber nicht jeden Tag. Und schon gar nicht auf Bestellung.
Bradley Cooper spielt als Koch Adam Jones freilich so einen Perfektionisten, der fast schon wahnhaft seinen Idealen nachrennt. Und der folglich, wenn wieder mal irgendwas nicht klappt, ausrastet. Der mit dem Kopf gegen die Wand rennt, weil er mit dem Kopf durch die Wand will. Der in seinem Furor Freunde erst verletzt und dann zu Feinden macht. Und der sich gleichzeitig für einen unwiderstehlichen Typ hält.
Solch ein Mann wäre ein idealer Protagonist für ein Psycho-Drama, in dem es um das weite Land der Seele geht. Als Zentralfigur einer Komödie über das Kochen scheint Adam Jones aber ein bisschen zu heftig aus der Spur geraten zu sein. Zwar versuchen seine Mitspieler - voran Daniel Brühl und Sienna Miller -, diesem Kochlöffel-Rambo Grenzen zu setzen. Aber wenn’s um den perfekten Geschmack geht, wird Adam jederzeit wieder unzähmbar und damit auch ungenießbar.
Bradley Cooper spielt den wilden Mann mit vollem Einsatz, aber ohne Fortune. Adam Jones ist schlichtweg unsympathisch, und das bringt auch dem Film ein Problem, der eine positive Identifikationsfigur dringend brauchen könnte. Kriegt er aber nicht. Adam Jones mag im Finale seine ersehnten Gourmet-Sterne bekommen. Wer das Essen (auch) als sinnliche Freude liebt, wird sich von so einem verbissenen Berserker aber möglicherweise nicht gern bekochen lassen.
IDEAL FÜR: Perfektionisten. Für Veganer eher nicht. Die könnten angesichts der prall gefüllten Fleischtöpfe, die immer wieder opulent ins Bild gerückt werden, Bauchgrimmen bekommen.