DIE STORY: Das Sozialdrama „Ich, Daniel Blake“ erzählt von einem Mann im Norden Englands, der - ohne etwas dafür zu können - die soziale Leiter herunterfällt.
Ihm werden soziale Leistungen entzogen. Man unterstellt ihm, sich verweigern zu wollen. Irgendwann versteht er die Welt nicht mehr. Sein einziger Trost ist eine junge Frau, die mit ihren zwei Kindern aus London vertrieben wurde und der er immer wieder über den Weg läuft.
„Ich, Daniel Blake“ wurde im Mai 2016 mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet.
DIE STARS: Der englische Filmemacher Ken Loach, 80, hat sein lebenslanges Schaffen den kleinen Leuten gewidmet, die in der Gesellschaft immer benachteiligt werden. Mit „Ich, Daniel Blake“ fügt er seinen Filmen eine weitere, realistisch bittere Note hinzu. Und dennoch hat sein Film ein riesengoßes Herz und kann von allen Menschen mit Gewinn gesehen werden. Wie stets in seinen Filmen arbeitet Loach mit Schauspielern, die man bisher noch nicht auf dem Schirm hatte.
DIE KRITIK: „Ich bin keine Sozialversicherungsnummer, auch kein Betrüger, erst recht kein Hund. Ich bin ein Bürger“. So resümiert Daniel Blake (Dave Johns) sein Leben als Mittsechziger, das im England unserer Tage nicht mehr viel wert zu sein scheint. Für Blake geht alles schief, was nur irgendwie schief gehen kann. Große Schuld daran trägt der englische Staat, der seine Bürger im Kapitalismus 2.0 offenbar mehr und mehr vor die Hunde gehen lässt.
Daniel Blake hat 40 Jahre lang gearbeitet. Ein Herzinfarkt wirft ihn aus der Bahn. Die Ärzte meinen, er wäre eventuell in zwei Monaten wieder fit. Die Sozialämter aber sehen das ganz anders und lassen ihn ein Formular nach dem nächsten ausfüllen.
In „Ich, Daniel Blake“ wird der Titelheld auf eine Odyssee geschickt, die sich Franz Kafka nicht absurder hätte ausmalen können. Denn Blake bekommt, da er ständig widerspricht und einen Sinn im System sucht, ein ums andere Mal die Unterstützung gekürzt.
Gegengeschnitten ist das Schicksal der jungen Mutter Katie (Hayley Squires), die es auch aus der Bahn geworfen hat. Am Ende steht sie besser da. Aber nur, weil sie bei ihren neuen Arbeit ihre Ehre verkauft.
Fazit: „Ich, Daniel Blake“ ist ein extrem bewegender Film, bei dem sich wieder einmal die Frage stellt nach einer gesellschaftlichen Alternative zur unbarmherzigen Sozial-Bürokratie englischer Prägung.
IDEAL FÜR: Ken-Loach-Fans sowieso. Aber auch für alle anderen Zuschauer, die auf der Suche sind nach mehr Realismus im Kino.