DIE STORY: „Frau Müller muss weg“ erzählt von einem Samstag in Dresden an der Juri-Gagarin-Grundschule. Einige Eltern sind unterwegs zu Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide). Sie wollen deren Absetzung fordern, weil die Klassenlehrerin ihrer Meinung nach verantwortlich ist für die schlechten Noten ihrer Kinder. Momentan sind einige so schlecht, dass sie keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen würden.
Im Klassenzimmer erleben die Eltern eine böse Überraschung. Frau Müller ist gar nicht so, wie sich die Eltern das vorgestellt haben. Und sie selbst kennen ihre Kinder vielleicht gar nicht so gut?
DIE STARS: Besonders Anke Engelke, die in den letzten Jahren recht wenig als Schauspielerin zu sehen war, sticht aus dem hochklassigen Cast heraus. Als Karrierefrau führt sie die kleine Revolte an. An ihrer Seite ihr Filmgatte Justus von Dohnanyi, Ken Duken, Mina Tander und als Frau Müller Gabriela Maria Schmeide. Ob nun bei Gruppenszenen, in denen sich die Eltern aufs Feinste zerfleischen, oder in Zweier-Konstellationen: dieses Ensemble ist der Star des neuen Films von Sönke Wortmann („Das Wunder von Bern“).
DIE KRITIK: Darf man über Schule lachen? Nach der legendären „Feuerzangenbowle“ und den Pennäler-Filmen der 50er und 60er Jahre im deutschen Film schien jeder Gag gemacht, jeder Streich nacherzählt. Aber dann kam letztes Jahr der Überflieger „Fack ju Göhte“, und plötzlich ist wieder alles möglich.
„Frau Müller muss weg“ ist eine tragisch angehauchte Variante von „Fack ju Göhte“. Immer noch sehr lustig, aber deutlich dunkler im Ton. Es geht um zwei Elternpaare (Anke Engelke und Justus von Dohnanyi sowie Ken Duken und Mina Tander). Die wollen mit einer Single-Mama (Alwara Höfels) gemeinsam Alarm schlagen. Denn „unsere Kinder sind unglücklich und terrorisiert", so von Dohnanyi, der in typischer Elends-Manier dazu fügt „und ich auch“.
Die Eltern haben Angst, denn ihre Kinder, die momentan in der Klasse 4b lernen, könnten den Sprung aufs Gymnasium verfehlen. Ihre letzte Chance sehen sie in der Ablösung von Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide). Aber die tut ihnen nicht den Gefallen, einfach abzudanken und die Kinder einer anderen Lehrerin zu überlassen.
Frau Müller macht das einzig Richtige. Sie konfrontiert die Eltern mit dem Wissen über die lieben Kleinen. Und siehe da. Kaum einer der Erwachsenen weiß auch nur annähernd, was sein Kind beschäftigt. In der Konsequenz gehen die Eltern aufeinander los und zerlegen sich aufs Allerfeinste.
Der Film basiert auf einem sehr erfolgreichen Theaterstück von Lutz Hübner. Regisseur Sönke Wortmann geht bei der Verfilmung ähnlich vor wie Roman Polanski beim „Gott des Gemetzels“. Ein starkes Theaterstück braucht keine übertriebenen Effekte, keine aufgeblasenen Nebenhandlungen. Es genügt die Konzentration auf das Wesentliche, und das ist der Text und das Ensemble. Wortmann hat sehr gute Schauspieler. Lässt ihnen genau den Raum, den sie brauchen, um erst Stärke zu zeigen und dann Stück für Stück zu zerfallen. Darüber darf und sollte man lachen. Aber mit ihnen und nicht über sie.
IDEAL FÜR: alle, die im Kino gern darüber lachen, wie Schule 2015 funktioniert und die danach gern einsehen, dass Veränderungen immer mit einem selbst anfangen.