DIE STORY: Das Familiendrama „Die abhandene Welt“ erzählt eine Geschichte, die unglaublich klingt, die sich so aber jeden Tag irgendwo auf der Welt zuträgt.
Der deutsche Rentner Paul Kromberger (Matthias Habich) stößt eines Tages auf ein Zeitungs-Foto, das ihn im Innersten erschüttert. Die US-Operndiva Caterina Fabiani (Barbara Sukowa) gleicht unglaublich seiner gerade verstorbenen Frau Evelyn. Paul bittet seine Tochter Sophie (Katja Riemann) – ebenfalls Sängerin, aber weit entfernt vom Ruhm – um eine Recherche in der Angelegenheit. Sophie stimmt zu. Und kommt einem gut versteckten Familiengeheimnis auf die Schliche.
DIE STARS: Die deutsche Filmemacherin Margarethe von Trotta („Rosa Luxemburg“, „Hannah Arendt“) hat für ihren neuen Film wieder jede Menge toller Schauspieler vor die Kamera geholt. Katja Riemann steht im Mittelpunkt. Sie spielt mit viel Sympathie für die Figur Sophie, eine Sängerin, die es nicht leicht hat im Leben. Da Katja Riemann selbst eine exzellente Jazz-Vokalistin ist, gelingen ihr die Gesangs-Szenen ganz wunderbar.
Matthias Habich („Der Vorleser“) glänzt als Sophies Vater, der meint, seine tote Frau könnte vielleicht doch noch leben. Barbara Sukowa („Hannah Arendt“) ist die Frau in Amerika, deren Zugehörigkeit zur Familie erst spät geklärt wird – ein sehr souveräner Auftritt. Die deutsche Kino-Legende Karin Dor (starb sowohl bei James Bond als auch bei Hitchcock in den 60er Jahren legendäre Filmtode) hat als Caterinas Mutter einen kleinen Auftritt.
DIE KRITIK: Margarethe von Trotta hat mit „Die abhandene Welt“ einen angenehm zurückhaltenden und leicht verrätselten Film gemacht.
Zu Beginn sieht alles danach aus, als würde Paul Kromberger (Matthias Habich) zu sehr um seine geliebte und gerade gestorbene Ehefrau Evelyn trauern. Dann entdeckt er auf den Seiten der „New York Times“ ein Foto des US-Opernstars Caterina Fabiani (Barbara Sukowa). Caterina sieht aus wie Evelyn. Paul kann sich das ganze überhaupt nicht erklären.
In seiner Verzweiflung bittet der alte Herr seine Tochter Sophie (Katja Riemann), deren Karriere als Jazz-Sängerin schon mal bessere Tage gesehen hat, nach New York zu fliegen und Caterina zu treffen. Natürlich ist Caterina zu Beginn vom Besuch aus Deutschland nicht begeistert. Doch es stellt sich heraus: Ja, die beiden Frauen verbindet eine gemeinsame Geschichte.
Margarethe von Trotta erzählt sehr stimmungsvoll, sie zieht die Spannungs-Schraube langsam an. Es gibt nur ein paar kleine Elemente, die ein wenig stören. Zum Beispiel, dass Katja Riemann in Amerika einem Typen über den Weg läuft, in sein Bett springt, weil er ihr den Weg zu Caterina ebnen könnte. Und in ihm die Liebe des Lebens findet. Das ist dann doch ein bisschen zu viel Klischee. Aber der Film ist sehr elegant, überhaupt nicht auf Effekte auf und hallt noch lange im Kopf nach.
Die Regisseurin hat übrigens verraten, dass ihr Film sehr persönlich geprägt ist (
siehe Interview). Die Mutter der Trotta sprach Margarethe im Alter gern mal mit einem anderen Namen an - oder sie fragte, wie es ihrer Schwester gehen würde. Frau von Trotta dachte, das Alter der Mutter plus Krankheit wären schuld an diesen irritierenden Worten. Allerdings meldete sich nach dem Tod der Mutter eine Frau und erklärte, die Halbschwester von Margarethe zu sein - was auch der Realität entsprach.
IDEAL FÜR: Kinozuschauer, die gern solide, etwas verrätselte Familiengeschichten sehen.