DIE STORY: Wo liegt „Die Mitte der Welt“? Der 17jährige Phil (Louis Hofmann) versucht dies herauszufinden. Er weiß bisher nur, dass er aus einer liebevoll chaotischen Familie ohne Vater kommt. Dass er sich mit seiner Schwester sehr gut versteht. Und dass er schwul ist.
Fehlt nur noch die erste große Liebe. Die tritt eines Tages in Person von Nicholas (Jannik Schümann) in sein Leben. Erst einmal hüpfen die Hormone vom Allerfeinsten. Allerdings beginnen nun auch die Probleme. Denn nicht jede Liebe wird gleich erwidert. Und aus irgendeinem Grund, haben Mutter und Schwester aufgehört, miteinander zu reden.
DIE STARS: In „Die Mitte der Welt“ darf man SchauspielerInnen entdecken, die schon bald zu den neuen aufregenden Stars gehören werden. Louis Hofmann („Unter dem Sand“, „Freistatt“) als Hauptfigur Phil ist schlicht eine Sensation. Locker leicht und verspielt trägt er die Rolle weg, die auch erdenschwer hätte werden können.
An Hofmanns Seite spielt die Newcomerin Ada Philine Stappenbeck wie ein einziges großes Rätsel – hinreißend. Phils Lover ist mit Jannik Schümann („LenaLove“) sehr gut besetzt. Und auch die Erwachsenenrollen treten dahinter kein bisschen zurück. Ob nun Nina Proll oder Sabine Timoteo oder Inka Friedrich oder Sascha Alexander Gersak – tolle Ensemble-Leistung!
DIE KRITIK: Einen so grandios bebilderten und vor Phantasie fast auseinanderbrechenden Film wie „Die Mitte der Welt“ erwartet man nicht aus deutsch-österreichischer Produktion.
Wenn etwa Phil den Mann seiner Träume trifft, dann bleibt das Bild einfach stehen und es wird obendrein rot eingefärbt, um die Bedeutung dieses Augenblicks optisch zu verstärken. In anderen Szenen regnet es Konfetti oder es tauchen unvermittelt große Animations-Herzen auf: Solche Bilder hat man in den letzten Jahren nur vom kanadischen Regie-Wunderkind Xavier Dolan gesehen. Schön, dass nun auch der Grazer Regisseur Jakob M. Erwa in diese Kategorie aufsteigt. Schon sein Vorgänger-Film „Homesick“ war der Beleg, dass er mal Großes wird leisten können. Dass dies so rasch gelingt, damit war nicht zu rechnen.
Erwa legt „Die Mitte der Welt“ (der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Andreas Steinhöfel) bewusst etwas märchenhaft an. Seine Hauptfigur Phil (Louis Hofmann) könnte auch gut ein Prinz in einer schwulen Version des Märchenfilm-Klassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ aus dem Jahr 1973 sein.
Zu Beginn stellt Phil fest, dass er schwul ist. Und damit ist zu diesem Thema alles gesagt. Phil ist auf der Suche nach dem Glück. Wen er liebt und warum, spielt keine Rolle. Und auch nicht, dass dies ein Mann ist – was in zahlreichen Filmen auch heute noch für so manchen unnötigen Skandal sorgt. Jakob M. Erwa wollte raus aus der Nische und das ist ihm grandios gelungen.
Die Love Story „Die Mitte der Welt“ mit ihren vielen feinen Charakteren macht fast alles goldrichtig. Vor allem hat der Regisseur keine Angst, zu unterhalten. Der Musikeinsatz ist gelungen. Die Bilder sind immer ein bisschen größer als das Leben und dennoch fest in der Realität verankert. Genau so und nicht anders sollte die Verfilmung eines Bestsellers sein. Eigenständig und dennoch der Vorlage verpflichtet.
IDEAL FÜR: Alle Kinogänger, die selbst noch auf der Suche nach ihrer „Mitte der Welt“ sind und für all jene, die sehr gute, phantasiereiche Unterhaltung schätzen.