DIE STORY: „Die Gärtnerin von Versailles“ heißt mit bürgerlichem Namen Sabine DeBarra (Kate Winslet). Im Jahr 1682 plant der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) in Versailles einen Schlossgarten, wie es noch keinen zuvor gegeben hat. Da der oberste Landschaftsgärtner André LeNotre (Matthias Schoenaerts) immer auf der Suche nach neuen Ideen ist, stößt er irgendwann auf die Entwürfe von Sabine DeBarra.
Eigentlich ist ihm zu viel Chaos in den Garten-Designs der Dame. Aber er lässt sie gewähren. Sie soll einen Ballsaal unter freiem Himmel gestalten. Neben zahlreichen höfischen Hürden, die sie überwinden muss, und einem familiären Trauma, an dem sie leidet, zeigt auch Monsieur LeNotre immer größeres Interesse an der Frau, die sich im Garten so gern die Hände dreckig macht.
DIE STARS: Wirklich schön, Kate Winslet („Der Vorleser“, „Gott des Gemetzels“ und natürlich auch „Titanic“) mal wieder in einer Rolle zu sehen, die sie wirklich ausfüllt und die sie nicht, wie zuletzt in „Die Bestimmung“, als Staffage herumstehen lässt. Man merkt in jeder Sekunde, dass die Winslet einfach Lust darauf hatte, die ungewöhnliche Französin zu spielen, deren Herz – nach einer familiären Tragödie – ganz und gar der Gartenarbeit gehört.
Ihr Film-Gegenüber, der belgische Shooting Star Matthias Schoenaerts (wer „Der Geschmack von Rost und Knochen“ noch nicht gesehen hat – dringend nachholen!), mag ein bisschen jünger sein als Winslet. Aber im Film macht die sich anbahnende Beziehung der beiden Sinn. Er ist der Kontrollfreak und Ordnungszwerg. Sie die freiheitsliebende Chaos-Tante.
Beiden schaut man ebenso gern zu wie Alan Rickman, der vom „Potter“-Star zum Sonnenkönig mutiert und obendrein Regie führt. Stanley Tucci zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten bei Hofe.
DIE KRITIK: Alan Rickman ist ein großer Freund von Sophia Coppolas Historien-Umdeutung „Marie Antoinette“, die kurz vor der französischen Revolution spielt. Als Regisseur und Hauptdarsteller begibt er sich nun selbst an den französischen Hof, allerdings in die Ära von Ludwig XIV. Also ein Jahrhundert früher.
In „Die Gärtnerin von Versailles“ bleibt Rickman sehr nah an realen Ereignissen. Den Wunsch des Sonnenkönigs, in Versailles den schönsten Garten der Welt entstehen zu lassen, hat es 1682 wirklich gegeben. Monate später war das Meisterwerk fertig. Ausgeführt vom Maitre LeNotre. Auch diesen Landschafts-Architekten mit Hang zur Perfektion und genialen Ideen hat es gegeben. Ebenso wie den barocken Ballsaal unter freiem Himmel, der heute noch zu besichtigen ist.
Die große Freiheit, die sich der Filmemacher Alan Rickman – der nach mehr als zehn Jahren „Harry Potter“ endlich Zeit für seine zweite Regie fand – hier nimmt, besteht darin, dass es seine hinreißende Hauptfigur Sabine DeBarra nie gegeben hat.
Die von Kate Winslet gespielte Dame mit dem Hang zum perfekt chaotischen Garten ist eine Erfindung. Aber was für eine! Sie hat alles, was den Zuschauer fesselt: Große Leidenschaften und ein dunkles Geheimnis, das erst Stück für Stück enthüllt wird. Sie besitzt (in zwei sehr schönen Szenen) den Mut, dem König entgegenzutreten, was zur damaligen Zeit auch zur Hinrichtung hätte führen können. So wird das Werk zur gelungenen Mixtur aus Landschaftskunst, frühem Emanzipationsdrama und bebender Romanze (zwischen Winslet und Matthias Schoenaerts)
Das einzige Manko an diesem toll fotografierten und mit sehr schönen Kostümen vollgestopften Film ist vielleicht, dass er an mancher Stelle ein wenig zu behäbig und konventionell erzählt ist. Auf der anderen Seite: Alan Rickman ist nicht mehr der Jüngste. In wenigen Jahren wird er 70 Jahre alt. Und da will man sicher nicht mehr die Filmwelt einreißen wie dereinst eine Sofia Coppola.
IDEAL FÜR: Liebhaber opulenter Kostümfilme, die das gloriose Spiel von Kate Winslet, Alan Rickman und Matthias Schoenaerts genießen wollen.