DIE STORY: Das Polit-Drama „Der Stern von Indien“ erzählt von einer Geschichtsstunde, die bei uns – anders als in England – wenig bekannt ist.
Im Jahr 1947 soll der riesige indische Subkontinent aus der kolonialen britischen Vormundschaft entlassen werden. Um das zu überwachen, wird ein letzter Vizekönig aus London nach Indien geschickt: Lord Mountbatten.
Schon bald nach seiner Ankunft merkt er, dass die vermeintlich leichte Aufgabe ein Ritt auf der Rasierklinge sein wird. Denn zu viele Interessen sitzen mit am Tisch. Jede Macht will sich ihre Pfründe sichern.
DIE STARS: Als hätten sie schon immer miteinander gespielt: Hugh Bonneville und Gillian Anderson geben ein hervorragendes Vizekönigs-Paar ab.
Dass Bonneville sich nach sechs Staffeln „Downton Abbey“ mit adligen Dingen bestens auskennt, das durfte man erwarten. Aber auch die ehemalige (und wohl bald wieder neu installierte) „Akte X“-Lady Anderson geht ganz und gar in der Rolle als Frau des Vizekönigs auf. Sie krempelt alles um im Palast, bringt frischen Wind hinein und steht auch ihrem ständig gestressten Mann immer mit einem klugen Wort zur Seite.
DIE KRITIK: „Der Stern von Indien“ zeigt es wieder mal bestens. Die kenianisch-britisch-indische Regisseurin Gurinder Chadha kann extrem unterhaltsame Filme machen. Das weiß man spätestens seit ihrem Hit „Kick It Like Beckham”.
Im Grunde genommen geht es im „Stern von Indien“ um einen reinen Verwaltungsakt. Aber um was für einen! Der neu eingesetzte Vizekönig von Indien, Lord „Dickie“ Mountbatten (Hugh Bonneville), soll 1947 den Abzug der Engländer aus dem indischen Subkontinent überwachen. Dazu ist er mit seiner Gattin Edwina (Gillian Anderson) in einen prächtigen Palast in Delhi eingezogen.
Die Aufgabe, die Übergabe der Kolonie an die Einheimischen zu organisieren, wird schnell zur absoluten Katastrophe. Denn die verschiedenen Volksgruppen im riesigen Land wurden während der drei Jahrhunderte der britischen Besatzung immer mehr gegeneinander aufgehetzt. Das rächt sich nun, indem es zahllose Ausschreitungen gibt. Und die einzige Lösung für Frieden scheint zu sein, dass das Land aufgeteilt wird in Indien und Pakistan.
Regisseurin Gurinder Chadha versteht es glänzend, die Verhandlungen (bei denen klassischer Verrat noch eine große Rolle spielen soll) spannend zu inszenieren. Zusätzlich erzählt sie eine Romeo-und-Julia-Geschichte, die einfach direkt ins Herz geht. Zwei junge Menschen aus verschiedenen Religionsgruppen versuchen, die unmögliche Liebe zu leben.
Und als würde all das – natürlich prächtig bebildert – nicht schon genügen, gibt es auch noch einen Hauch von „Downton Abbey“, in dem ausführlich das Leben von Herrschaften und Bediensteten am Sitz des Vizekönigs gezeigt wird.
IDEAL FÜR: Kinogänger, die prächtig ausgestattete Filme mögen, und für Fans der Serie „Downton Abbey“. Außerdem lernt man hier noch etwas über die Teilung Indiens. Man verlässt das Kino also klüger.