GESAMTEINDRUCK: „Death Wish“ ist ein fantasielos verfilmtes und moralisch fragwürdiges Remake des Selbstjustiz-Thrillers „Ein Mann sieht rot“ von 1974. Bruce Willis übernahm die Hauptrolle, die einst Charles Bronson spielte.
DIE STORY: Der Chirurg Paul Kersey (Bruce Willis) wird in „Death Wish“ von einem Schicksalsschlag heimgesucht. Einbrecher ermorden seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und verletzen seine Tochter Jordan (Camila Morrone) so schwer, dass sie ins Koma fällt. Als die Polizei mit der Fahndung nach den Tätern nicht weiterkommt, beginnt der Arzt Kersey ein Doppelleben: Tagsüber greift er zum Skalpell, um Menschenleben zu retten – nachts zur Schusswaffe, um die Mörder seiner Frau und andere Gangster zu töten.
DIE STARS: Um Bruce Willis, lange Zeit Hollywoods kompetentester Action-Held, ist es in den letzten Jahren ein wenig stiller geworden. In „Death Wish“ meldet er sich mit einer großen Rolle zurück.
Seine Film-Ehefrau Elisabeth Shue hatte ihren größten Erfolg 1995 im Drama „Leaving Las Vegas“ (Oscar-Nominierung). Ab 2012 war sie in 71 Folgen von „CSI: Las Vegas“ zu sehen.
„Death Wish“-Regisseur Eli Roth ist bei Horror-Fans für seine blutige „Hostel“-Filmreihe berühmt (und bei Horror-Verächtern auch berüchtigt).
DIE KRITIK: Als vor gut 40 Jahren „Ein Mann sieht rot“ in die Kinos kam, löste der Film rund um den Globus Diskussionen aus. Dass da ein Rächer mit der schussbereiten Knarre durch die Straßen zog, war ein Tabubruch. Was sollte man von einem „Helden“ halten, der selbst zum Mörder wurde, um Gesetzesbrecher zu stoppen?
Über „Death Wish“, das inhaltlich leicht veränderte Remake des Killer-Dramas, wird einstweilen wenig gesprochen. Das mag in den waffennärrischen und waffenstarrenden USA daran liegen, dass Todesschüsse dort alltäglich sind: Laut einer Statistik der Organisation
Doctors for America sterben in den USA pro Tag im Schnitt 89 Menschen durch eine Schusswaffe.
Vielleicht liegt das Ausbleiben einer Debatte aber auch am Film selbst. In den Jahrzehnten nach „Ein Mann sieht rot“ folgte eine ganze Reihe von Selbstjustiz-Thrillern, und „Death Wish“ hat der Diskussion exakt nichts hinzuzufügen.
Man wird Zeuge, wie eine Frau und ihre Tochter von Gangstern überfallen werden. Man erlebt Bruce Willis, wie er um seine tote Frau trauert und wie er seiner im Koma liegenden Tochter im Krankenhaus die Hand hält. Und schließlich ist man hautnah dabei, wenn dieser Mann erst das Schießen lernt und dann das Töten.
Wer so ein Thema unterhaltsam findet, der ist in „Death Wish“ gut aufgehoben. Wenn man hingegen der Auffassung ist, die Suche nach Mördern falle in die Kompetenz der Polizei, dann folgt man der bluttiefenden Story mit minütlich wachsendem Unbehagen.
Horror-Fans, die ähnliche Massaker erwarten wie in den „Hostel“-Filmen von Eli Roth, werden übrigens enttäuscht. Der Regisseur hält sich diesbezüglich für seine Verhältnisse stark zurück. Und auch Bruce-Willis-Fans werden mit „Death Wish“ wohl nicht wirklich glücklich. Der Star erledigt seinen Job mit humorloser Routine. Mehr nicht.
IDEAL FÜR: Niemand.