GESAMTEINDRUCK: Das „Fack ju Göhte“-Team zeigt mit „Das perfekte Geheimnis“, dass sieben blendend gelaunte Schauspieler, eine Party unter Freunden und eine prickelnde Story über Ehrlichkeit, Untreue und Doppelmoral ausreichen, um spitzenmäßige Kino-Unterhaltung zu liefern.
DIE STORY: Sieben Freunde – vier Männer und drei Frauen – treffen einander in einem chicen Appartement zum Abendessen und haben eine Idee. Jeder legt sein Smartphone auf den Tisch. Wann immer die Geräte nun Laut geben, wird die Kommunikation öffentlich. Egal, ob Telefonat, Mail, SMS oder WhatsApp: Alles wird von allen mitgehört oder gelesen. Was als witziger Partyspaß beginnt, löst bald heftige Konflikte aus. Denn es kommen Geheimnisse ans Licht, die vielleicht besser Geheimnisse geblieben wären.
DIE STARS: Autor/Regisseur Bora Dagtekin schuf gemeinsam mit den Stars Elyas M’Barek, Jella Haase und Karoline Herfurth schon die „Fack ju Göhte“-Superhits. Für „Das perfekte Geheimnis“ holte er mit Jessica Schwarz („Buddenbrooks“), Wotan Wilke Möhring („Das Leben ist nichts für Feiglinge“), Frederick Lau („Victoria“) und Florian David Fitz („Vincent will Meer“) noch vier nicht minder prominente Darsteller dazu.
DIE KRITIK: Staaten haben Staatsgeheimnisse. Berufe haben Berufsgeheimnisse. Und von jungen Jahren an hüten auch Menschen ihre kleinen Geheimnisse: „Sie setzen Grenzen und erhöhen die Unabhängigkeit“, schrieb die niederländische Sozialpädagogin Catrin Finkenauer. „Geheimnisse sind die Währung der Freundschaft.“
In „Das perfekte Geheimnis“ bekommt man nun vorgeführt, was passiert, wenn in dieser Währung Inflation herrscht.
Die Idee, dass einen Dinner-Abend lang alles Private öffentlich wird, entfaltet zu Beginn einen kichernden, prickelnden, neugierigen Reiz. Doch die Freunde entdecken sehr bald, dass die hemmungslose Offenheit auch Gefahren birgt. Wenn der Abend endet, stehen die Party-Gäste – drei Paare und ein Single – vor mehr oder minder großen Scherbenhaufen.
Der Weg dorthin ist freilich mit vielen knallenden Pointen gepflastert. „Das perfekte Geheimnis“ – der Film basiert auf der italienischen Komödie „Perfetti Sconosciuti“ aus dem Jahr 2016 – ist ein ausgesprochen unterhaltsames Kammerspiel geworden, das den Spaß und seine ernsten Folgen zu einer kulinarischen Mischung verrührt.
Mal geht’s um berufliche, mal um amouröse, um medizinische oder um familiäre Indiskretionen, wenn die Handys offen für alle sind. Was da ganz konkret mit welchen Personen geschieht, soll an dieser Stelle aber ein Geheimnis bleiben – es wäre unfair, allzu viel über den Plot zu verraten.
Autor/Regisseur Bora Dagtekin und sein famoses Schauspieler-Septett verdienen jedenfalls jeden Respekt für ihren Mut und Applaus für ihr Talent: „Das perfekte Geheimnis“ ist eine reine Dialogkomödie, die auf große Bilder und üppige Sets verzichtet.
Das ganze Geschehen spielt sich in einer Wohnung ab. So etwas kann ermüdend werden, doch der Film schafft es, das Publikum mit seinen Wortgefechten volle zwei Stunden lang zu fesseln. Weil die Dialoge prima geschrieben sind. Und weil die Darsteller den komödiantischen Rhythmus im Blut haben und auch dann glänzen, wenn sie einzig ihre Sprache und ihre Mimik als schauspielerische Stilmittel einsetzen können.
So reiht sich „Das perfekte Geheimnis“ stimmig in andere große Wohnzimmer-Komödien ein: „Der Gott des Gemetzels“ von Roman Polanski etwa (nach dem Bühnenhit von Yasmina Reza) oder „The Party“ von Sally Potter.
Die Darsteller geben ihren Figuren starke Konturen. Jessica Schwarz strahlt viel damenhafte Coolness aus. Karoline Herfurth gibt die gestresste Karrieristin, die von Skrupeln geplagt ist, sich zu wenig um ihre Kinder zu kümmern. Jella Haase ist bezaubernd als neugierige, optimistische junge Frau mit riesengroßem Herzen.
Bei den Herren ist Elyas M’Barek als Hausmann (und Ehepartner von Karoline Herfurth) zu sehen, der bei aller Liebe zu seinen kleinen Zwillingen auch Sehnsucht nach dem alten Berufsleben hat. Wotan Wilke Möhring (Partner von Jessica Schwarz) gibt einen urbanen Bürger, der es in der Gesellschaft zu etwas gebracht hat. Frederick Lau ist als draufgängerischer Charmebolzen im Einsatz, der heftig mit seiner neuen Flamme (Jella Haase) turtelt. Und Florian David Fitz ist ein leicht melancholischer Einzelgänger, der Klugheit, aber auch Selbstzweifel ausstrahlt.
Alle miteinander liefern sie subtil ausbalancierte Glanzleistungen ab. So ist „Das perfekte Geheimnis“ ein eindrucksvolles Kammerspiel geworden, das gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken herausfordert.
IDEAL FÜR: Alle Komödienfreunde. Und speziell für Fans der „Fack ju Göhte“-Hits, die wissen wollen, wie sich das Ensemble um Elyas M’Barek in seinem neuen Film präsentiert.