DIE STORY: „Das Salz der Erde“: Selbst große Meister-Regisseure wie Wim Wenders haben noch Vorbilder. Da Wenders ein großer Freund der Fotografie ist, nimmt er den Zuschauer mit zu seinem Idol Sebastião Salgado. Der wunderschöne Film zeigt, wie Salgado zur Fotografie kam, was er gern ablichtet und warum seine Fotos ganz nah dran am Leben sind.
DIE STARS: Wim Wenders baut sich – wie so oft in seinen Dok-Filmen – selbst mit ein. Aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen geschieht dies völlig natürlich und unaufgeregt. Und wenn man Sebastião Salgado bis heute nicht kannte, nach dem Film ist dieser Fotograf aus Brasilien für jeden Menschen mit offenem Blick ein Star.
DIE KRITIK: Wim Wenders hatte vor 20 Jahren eine Art Erweckungs-Erlebnis. Er sah in einer Ausstellung eine Fotografie, verliebte sich auf der Stelle. Hängte sie daheim über dem Schreibtisch auf und schaute sie fortan jeden Tag an. Auf dem Bild blickt man ins Herz der Erde oder in eine Art Vorhölle. Vielleicht bauen da auch Menschen am Turm von Babel.
Abgelichtet ist die gigantische Goldmine von Serra Pelada in Brasilien. Und aufgenommen hat das Bild der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado. Mittlerweile 70 Jahre alt.
Immer, wenn Wenders nach seinem Lieblingsfotografen gefragt wurde, erwähnte er keinen der üblichen Verdächtigen. Er sagte Salgado. Obwohl er ihn gar nicht kannte. Über viele Jahre hinweg – Wenders arbeitet immer sehr langsam und gründlich – lernte er Salgado kennen und beschloss, über diesen Menschen einen Film zu machen.
„Das Salz der Erde“ – in sagenhaft schönem Schwarz-Weiß gefilmt – hat den großen Vorteil, dass die Doku nicht ausschließlich für Salgado-Kenner gedreht ist. Wenders hat sich während der Vorbereitung mit Salgados Sohn Juliano Ribeiro Salgado – der seinen Vater kaum kannte, weil der ständig unterwegs war – zusammengetan. Beide haben sich auf eine sehr intensive und auch berührende Spurensuche begeben.
Wie Salgado zum Fotoreporter wurde, wie ihm das nicht mehr genügte, wie er beschloss, über Jahre hinweg weit entfernte Gebiete der Erde zu bereisen und von dort Bilder mitzubringen, die so aussehen, als würde er die Menschen auf den Fotos schon ewig kennen.
Salgado-Spezialisten könnten monieren, dass der Abstand zwischen Wenders und Salgado nicht besonders groß ist. Von kritischer Distanz mag man gar nicht reden. Aber es ist auch kein lobhudelndes Werk geworden. Wim Wenders stellt uns einen der großen Fotografen dieser Welt vor. Erzählt in ruhigem Fluss davon, was ihn zu Salgado brachte. Ein Film – wenn man sich darauf einlässt - mit einem Sog, der sich langsam entfaltet.
IDEAL FÜR: alle Arthaus-Fans, die es lieben, auf der Leinwand völlig ohne Aufregung pralle Biografien präsentiert zu bekommen.
MEHR ÜBER DIE FOTOGRAFIEN VON SEBASTIAO SALGADO:
https://www.artsy.net/artist/sebastiao-salgado