Coming In

Die Liebe des Figaro


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Ein Abendessen in der Vorstadt: Tom (Kostja Ullmann) und Heidi (Aylin Tezel) kommen sich näher © Warner Bros.
DIE STORY: „Coming In“ ist eine Romanze aus Berlin, die eine Menge Grenzen überwindet. Zwischen Schnöseln und Kleinbürgern. Zwischen Schampus und Bier. Zwischen Coiffeuren und Frisören. Zwischen Theater und Fußball. Und, vor allem: zwischen Heteros und Schwulen.
Hauptfigur ist der Frisurenkünstler Tom Herzner  (Kostja Ullmann), der dank seines Nobelsalons zum reichen Mann geworden ist. Auch seine duftenden Haarpflege-Produkte finden reißenden Absatz. Doch der stockschwule Tom arbeitet nur für Männer. Als sein Lebenspartner Robert (Ken Duken) einen Investor an Land zieht, entsteht der Plan, Tom solle auch Shampoos für Damen entwickeln. Guter Vorschlag, nur: Tom hat nicht die geringste Ahnung, wie Frauen ticken.
Was tun? Ein Fototermin in einem Vorstadt-Salon, dem „Bel Hair“, bringt Tom auf eine Idee. Er will als Incognito-Figaro namens Horst im „Bel Hair“  lernen, auf die Damenwelt zuzugehen. In dem Frisörladen in Neukölln führt die überaus entzückende Heidi (Aylin Tezel) das Regiment. Nach einem fröhlich-konfliktgeladenen Hin und Her geschieht etwas, das Tom in seinen Grundfesten erschüttert. Er stellt fest, dass er Gefühle für Heidi entwickelt. Und zwar Gefühle, die nicht nur platonischer Natur sind.

Ein Bild von einem Mann: Heidi vor dem Poster des Star-Coiffeurs Tom © Warner Bros.

DIE STARS: Autor/Regisseur Marco Kreuzpaintner („Krabat“) drehte  2004 mit „Sommersturm“ einen Film über sein eigenes schwules Coming Out. Mit „Coming In“ gelang ihm jetzt eine schwungvolle Komödie voll Esprit, in der die Liebe – ganz egal, ob schwul oder hetero – stets im Mittelpunkt steht.
Kostja Ullmann als Tom („Groupies bleiben nicht zum Frühstück“) verteilt seinen Charme gerecht  auf Herren und Damen. Aylin Tezel, die als Ermittlerin im herben Dortmunder TV-„Tatort“ härtere Töne anschlägt, ist als Heidi so bezaubernd, dass ihr niemand widerstehen kann. Ken Duken, der seine Vielseitigkeit im Kino aktuell auch als kriegerischer Wikinger in „Northmen - A Viking Saga“ zeigt, erprobt sich erfolgreich im Fach des jugendlichen Liebhabers, Abteilung Liebe unter Männern.  Katja Riemann und August Zirner haben glitzernde Nebenrollen.
 
DIE KRITIK: Man soll nicht sagen können, Tom wäre nicht gewarnt worden. „Lege dein Schicksal in die  Hände einer Frau und die Hölle tut sich auf“ – diesen Spruch hat der Nobel-Figaro aus Berlin verinnerlicht, als er im Vorstadt-Laden „Bel Hair“ seine Expedition auf fremdes Terrain beginnt. Der smarte Schwule legt den Designer-Anzug ab und eine blonde Perücke an. Er wählt ein Fußballtrikot als neuen Outfit (Union Berlin, Nr. 29, Parensen) und begibt sich mit der Schere in der Hand in die Damenwelt.
„Coming Out“ ist eine Komödie, die über weite Strecken traumwandlerisch durch (einander) fremde Welten wandert. Hier das oberflächliche Szene-Berlin voller Chic, in dem der schöne Schein regiert (Geldscheine hat man sowieso genug). Dort die Vorstadt Neukölln mit ihren sozialen Brennpunkten, deren Bewohner sich von Tag zu Tag durchs Dasein hanteln. Dazwischen schillernde Figuren wie der schwule Verleger Salvatore (August Zirner) oder der Fußballfan Didi (Frederick Lau), der ob seiner Leidenschaft für seinen Club „Eisern Union“ fast die Freundin vergisst. Und die Protagonisten des Spiels: Der schwule Coiffeur Tom und die hetero Frisörin Heidi, die auf getrennten Planeten zu leben scheinen und doch Brücken zueinander bauen.
Autor/Regisseur Marco Kreuzpaintner bringt Ordnung und Struktur in dieses Story-Labyrinth, und er lässt seinen Darstellern alle Freiheiten, mit Pointen und Emotionen abzuheben.  Das funktioniert ganz vorzüglich. Die Dialoge haben Pep wie in einer Screwball Comedy aus Hollywood, und zwischendurch wird das Lustspiel gefühlig und sentimental, ohne jemals am Kitsch zu kratzen.
Wenn Tom bemerkt, dass er sich in Heidi verliebt, dann ist das nicht die „Bekehrung“ eines Schwulen – sondern einfach eine Facette mehr im Reigen der Liebe, in dem alles erlaubt ist, was Menschen zueinander bringt.
Alles in allem: „Coming in“ lässt die kreuzbraven und manchmal recht spießigen Komödien, die für das deutsche Kino von heute so typisch sind, weit hinter sich. Auch optisch: Der Film ist visuell ein Vergnügen. Die große Stadt Berlin hat man auf der Leinwand schon lange nicht so strahlend schön gesehen.    
 
IDEAL FÜR: Schwule und Heteros. Coiffeure, Frisöre und ihre Kunden. Kurzum: für alle, die gern auf hohem Niveau lachen.






Trailer
LÄNGE: 105 min
PRODUKTION: Deutschland 2014
KINOSTART Ö: 23.10.2014
REGIE:  Marco Kreuzpaintner
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Kostja Ullmann: Tom
Aylin Tezel: Heidi
Ken Duken: Robert
August Zirner: Salvatore
Katja Riemann: Berta
Frederick Lau: Didi
Mavie Hörbiger: Mona