DIE STORY: Der Agententhriller „Codename U.N.C.L.E“ ist eine Verbeugung vor der TV-Serie „Solo für U.N.C.L.E“, die in den 1960er Jahren Erfolge feierte. In jener Zeit, den frühen Sechzigern, ist der Film von Guy Ritchie auch angesiedelt.
Es geht also zurück in den Kalten Krieg. Der Plot: Die Welt wird von einer kriminellen Organisation bedroht, die offenbar die Atombombe besitzt. Das atomare Gleichgewicht des Schreckens zwischen Ost und West ist bedroht. Die verfeindeten Großmächte USA und UdSSR schicken deshalb gemeinsam die Agenten Napoleon Solo (Henry Cavill) und Illya Kuryakin (Armie Hammer) los, um den Gangstern das Handwerk zu legen.
Als Spezialisten des „United Network Command for Law and Enforcement“ (kurz U.N.C.L.E.) leisten Solo und Illya ganze Arbeit, wobei ihnen die Ostdeutsche Gaby Teller (Alicia Vikander), die Tochter des verschwundenen Atomwissenschaftlers Udo Teller (Christian Berkel), entscheidende Hilfe leistet.
DIE STARS: Der Engländer Henry Cavill, seit 2013 („Man of Steel“) als Superman im Einsatz, macht als Napoleon Solo einen Abstecher in die Agenten-Welt. Der Kalifornier Armie Hammer, berühmt geworden in der Doppelrolle der Winklevoss-Zwillinge im Facebook-Drama „The Social Network“, trainierte sich einen russischen Akzent an, um den Sowjet-Agenten Illiya Kuryakin stilecht zu verkörpern.
Die Schwedin Alicia Vikander (Gaby Teller) erntete heuer Hymnen für ihren Auftritt als Maschinenmensch im Science-Fiction-Drama „Ex Machina“. Englands Top-Star Hugh Grant spielt den U.N.C.L.E.-Boss Alexander Waverly. Mit Christian Berkel (Gabys Vater) und Sylvester Groth (Gabys sinistrer Onkel) sind zwei Spitzenkräfte aus Deutschland mit an Bord.
DIE KRITIK: Schon mal einen Trabant, den legendären DDR-Zweitakter mit der Plastik-Karosserie, in einer Film-Verfolgungsjagd gesehen? „Codename U.N.C.L.E.“ bietet dieses Vergnügen. Erster Schauplatz des Thrillers ist Ost-Berlin, und als der US-Agent Napoleon Solo dort heimlich die Wissenschaftler-Tochter Gaby Teller trifft, ist hinter dem Trabbi der beiden plötzlich ein anderes Auto her.
Es beginnt eine wahrlich spektakuläre Jagd durch das gespenstisch dunkle Ost-Berlin, die direkt an der Mauer endet – auf eine Weise, die Solo und Gaby den Absprung über die Mauer in den Westen ermöglicht. Ihrem Verfolger aber nicht.
Tags darauf sitzen die Flüchtenden und ihr Verfolger aber gemeinsam an einem Café-Tisch in West-Berlin und müssen einander die Hände schütteln. Aus Feinden werden Freunde: Napoleon Solo und Illya Kuryakin (der Verfolger) bekommen gemeinsam Instruktionen, um den Kampf gegen das Gangster-Syndikat aufzunehmen, das den Westen wie den Osten mit seinen Atombomben-Drohungen nervt. Gaby soll zur Tarnung als Gefährtin des Genossen Kuryakin auftreten.
Diese Eröffnungs-Sequenz bietet großes Kino. Die Action hat die richtige Mischung aus Tempo (trotz Trabbi!), Spannung und Ironie. Die Sets sind sensationell: Regisseur Guy Ritchie ließ im Studio und im Trickcomputer ein Ost-Berlin entstehen, das bis ins winzigste düstere Detail authentisch wirkt.
Wenn die Darsteller Henry Cavill, Alicia Vikander und Armie Hammer dann zur Gangster-Bekämpfung in Richtung Rom aufbrechen, hat sich’s allerdings bald mit dem großen Kino. Die Thriller-Handlung entwickelt sich nicht gerade so, dass sie beim Publikum Herzrasen auslösen würde. Und Regisseur Guy Ritchie liefert zwar prächtige Bilder, doch der schöne Schein kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Codename U.N.C.L.E“ etwas fehlt: Die Seele. Das Herz.
So wähnt man sich bald in einem glamourösen historischen Lifestyle-Film mit angeklebter Krimi-Dekoration. Das Räuber-und-Gendarm-Spiel findet bei den Reichen und Schönen statt. Man darf bestaunen, wie elegant die Designer-Mode in den Sechzigern sein konnte und wie die Upper Class – zwischen Rennbahn, Sportcabrio und Fünf-Stern-Hotel - im Luxus schwelgte.
Guy Ritchie bemüht sich aber auch um Coolness und Humor. Erstere hervorzukehren, gelingt Henry Cavill und Armie Hammer sehr gut. Beim Witz wird’s schwieriger. Die Pointen werden nicht spielerisch aus dem Ärmel gezaubert, sondern sie trampeln oft mit langem Anlauf daher.
Unterm Strich ist „Codename U.N.C.L.E“ ein Film, den man stets gernhaben möchte, aber nicht immer gernhaben kann. Dazu kommt dieses optisch so edle Schmuckstück von einem Thriller viel zu angestrengt und viel zu unlocker daher.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, denen es nichts ausmacht, wenn die Äußerlichkeiten mehr Qualität haben als die Story.