DIE STORY: Die Animations-Komödie „Coco“ nimmt das Publikum mit nach Mexiko – und noch viel weiter. Denn der Film aus dem Disney-Pixar-Studio, der den Untertitel „Lebendiger als das Leben!“ trägt, verbringt viel Zeit bei den ausgesprochen munteren Skeletten im Reich der Toten.
Das geht so: Der zwölfjährige Miguel, die Zentralfigur, möchte unbedingt Musiker werden. Damit hat er schlechte Karten in seiner Familie von ehrbaren Schuh-Fabrikanten, denn dort ist Musik regelrecht verhasst. Der Grund: Ururgroßmutter Imelda wurde einst von ihrem Mann verlassen. Der wollte lieber auf der Gitarre spielen als mit seinem Töchterchen Coco.
Auf den kleinen Miguel scheint sich das Musiktalent des verschollenen Ururgroßvaters aber übertragen zu haben. Er liebt das Gitarrenspiel und er verehrt den legendären Star Ernesto de la Cruz, der vor vielen Jahren während einer Show auf der Bühne starb.
Am
Dia de los muertos, dem Tag der Toten, will Miguel aus dem Grabschrein von Ernesto de la Cruz dessen Gitarre entwenden. Das Instrument bekommt er nicht. Doch plötzlich erhält er wundersamerweise Eintritt in die Totenwelt, die sich rasch als eine Art fideler Vergnügungspark entpuppt.
Gemeinsam mit seinem Hund Dante und einem schrulligen Skelett namens Hector macht sich Miguel auf den Weg, um Ernesto de la Cruz zu finden, der auch im Jenseits als großer Star gilt. Miguel ist nämlich auf einmal überzeugt, er sei der Ururenkel des berühmten Musikanten.
Die beiden begegnen einander. Doch die Story hält noch jede Menge großer Überraschungen parat.
DIE STARS: Wie bei allen Pixar-Produktionen, von „Findet Nemo“ bis „Alles steht Kopf“, sind die großen Helden von „Coco“ nicht körperlich greifbar. Ihre Heimat ist der Animations-Computer.
Diesmal haben sich die Pixar-Animateure eine schräge Truppe von lebenslustigen Skeletten ausgedacht. Von denen kann man nur deshalb nicht sagen, sie seien nichts außer Haut und Knochen, weil sie keine Haut mehr haben. Dafür aber jede Menge Knochen. Und absurde Einfälle aller Art.
Regisseur Lee Unkrich war schon 1995 beim ersten Pixar-Spielfilm „Toy Story“ im Team. Bei den Superhits „Die Monster AG“ und „Findet Nemo“ firmierte er bereits als Regisseur, bevor er nun (mit Co-Regisseur Adrian Molina) „Coco“ inszenierte.
Im englischen Original des Films hört man Stars wie Benjamin Bratt oder Gael Garcia Bernal. Für die deutsche Fassung holte man Topstar Heino Ferch ins Synchronstudio, der den Musikanten Ernesto de la Cruz nicht nur spricht, sondern auch singt. Fußball-Legende Claudio Pizarro lässt ebenfalls ein paar deutsche Sätze fallen.
DIE KRITIK: Es darf gelacht werden. Es darf gestaunt und mitgefiebert werden, und manchmal ist es Zeit für ein paar Tränen: „Coco – Lebendiger als das Leben!“ bietet einmal mehr all das, was das Pixar-Studio zum Spitzenreiter in der Animations-Welt gemacht hat.
Zunächst einmal muss man den Machern dazu gratulieren, dass sie für ihren 19. abendfüllenden Film wie so oft eine Original-Story ausgedacht haben; mit neuen Figuren, die dem Betrachter zu Beginn noch nicht vertraut sind (wenn dann der Abspann läuft, hat man alle ins Herz geschlossen).
Mit Mexiko wurde ein schwieriger Schauplatz ausgesucht, der sonst oft wegen seiner Drogen-Kriminalität Schlagzeilen macht. Hier aber bekommt man das wunderschöne und herrlich musikalische Mexiko zu sehen und zu hören, das nicht umsonst lange ein Traumziel für viele Globetrotter war (und hoffentlich bald wieder sein wird).
Und dann: Die Toten! Wer traut sich sonst schon, Skelette zu Hauptfiguren eines großen Trickfilms zu machen? Gut, Tim Burton hat das gewagt, mit „Corps Bride“ und der Story zu „Nightmare Before Christmas“. Aber diese Filme tendierten mit schwarzem Humor ins Gruselig-Makabere, während „Coco“ auf eine Weise familientauglich wurde, die kleine Zuschauer nicht schreckt und große prächtig unterhält.
Wie gewohnt arbeiten die Pixar-Leute nach dem alten Grundsatz von Walt Disney, dass es im Kinosaal für jeden Lacher auch eine Träne geben sollte.
„Coco“ ist über lange Strecken ein hinreißend komischer Film geworden, in dem die Lebenden ein großes Pointen-Feuerwerk zünden, und die lieben Verstorbenen auch. Und weil es auf der Leinwand so lustig zugeht, erhalten auch die rührenden Momente so viel Raum wie nur selten in einer Komödie.
Wenn im großen Finale alles wieder an den rechten Ort kommt, und wenn die Menschen, die zueinander gehören, auch zueinander finden, dann wird das mit so viel Emotion geschildert und gezeigt, dass die Luftfeuchtigkeit im Kino (wegen der Tränen vieler Zuschauer) sprunghaft steigt.
Regisseur Lee Unkrich, der auch die Story von „Coco“ erfand, schafft es perfekt, große Gefühle zu erzeugen, ohne ins Schmalzige abzudriften. Und visuell schuf er gemeinsam mit dem Animatoren-Team einmal mehr ein Meisterwerk. Was „Coco“ an optischer Brillanz zu bieten hat und an Detailreichtum bis in die winzigsten Kleinigkeiten, das ist atemraubend gut.
IDEAL FÜR: Pixar-Film-Fans aller Altersstufen.