GESAMTEINDRUCK: „Chaos im Netz“ ist ein wunderbarer Auftakt ins Trickfilm-Jahr 2019. Das Disney-Abenteuer aus der Welt des Internets ist technisch und erzählerisch auf der Höhe der Zeit. Dafür gab's eine Oscar-Nominierung.
DIE STORY: „Ralph reicht`s“ hieß es 2012 in unseren Kinos. Die Videospiel-Figur Ralph stellte sich vor als Schurke, der keiner mehr sein wollte, der in einer Selbsthilfe-Gruppe Rat suchte und an der Seite der wilden Rennfahrer-Prinzessin Vanellope etliche Abenteuer bestand. In der Fortsetzung „Chaos im Netz“ reist das chaotische Duo nun ins Internet, auf der Suche nach einem Ersatzteil für das Rennauto von Vanellope. Die Beiden - für die das Netz etwas Neues ist - sind völlig überfordert und stolpern von einer kuriosen Situation in die nächste. Bis das Internet plötzlich kaputt zu gehen scheint. Nun ist guter Rat teuer!
DIE STARS: Viele Zuschauer achten bei Animationsfilmen auf die Stars am Mikrofon: Sarah Silverman und John C. Reilly machen ihre Sache im englischen Original ebenso gut wie Anna Fischer in der deutschen Synchro.
Die wahren Stars von „Chaos im Netz“ sind aber die Macher des Films. Das Team um die Regisseure Rich Moore und Phil Johnston, die schon den Vorgänger „Ralph reicht’s“ inszenierten, hat erneut ganze Arbeit geleistet. Es ist eine farbenfrohe Welt entstanden, bei der man sehr gern aller paar Minuten die Stopp-Taste drücken würde, um sich die Szenen in aller Ruhe anzusehen. Beim ersten Mal ist es schier unmöglich, alle Details zu erfassen.
DIE KRITIK: Mit „Chaos im Netz“ liefert Disney einmal wieder den Beweis, dass Fortsetzungen keineswegs schlecht sein müssen. Zwar geht nichts über den Reiz des ersten Mal – in diesem Fall um die Überraschung, Ralph zum allerersten Mal zu sehen. Wie er Probleme hat und in der Gruppe „Anonyme Bösewichter“ Rat sucht, das kann man nur einmal erleben.
An diese Qualität kommt die Fortsetzung nicht ganz heraus. Aber das kreative Team legt einen Augenschmaus vor, an dem sich die Trickfilme der kommenden Monate werden messen lassen müssen.
Es gibt einige Punkte, die erwartbar sind bei dieser Art von Film. Es muss einen großen Konflikt geben und die Helden müssen eine Reise antreten. All das hakt „Chaos im Netz“ pflichtschuldig ab.
Wie das Problem am Ende gelöst wird und wieso dieser Film keinen der üblichen Bösewichter braucht, das gehört schon wieder zu den faszinierenden Seiten des Projektes. Dass Disney, wenn man sich eine Geschichte im Internet ausdenkt, auch vor dem Dark-Net nicht haltmacht und absolut kindgerecht erklärt, welche Gefahren da lauern, das überrascht echt.
Die absolute Bombe aber lässt Disney dann platzen, wenn es zu einem Gipfeltreffen kommt, das es so noch nie in einem Disney-Film gegeben hat. Der Konzern ist bekannt dafür, sein Erbe wie den berühmten Augapfel zu hüten und zu pflegen. Alle Prinzessinnen, die es jemals im Disney-Universum gegeben hat, vereint in einem Film - also von Schneewittchen bis zu den Mädels von „Frozen“, das schien bisher undenkbar. Wie gesagt bisher. Denn „Chaos im Netz“ bringt sie in einer traumhaft schönen Szene alle zusammen.
Da ja auch Vanellope eine Prinzessin ist, passt das perfekt. Und wie die Prinzessinnen dann ins Geschehen eingreifen, ist einfach fabelhaft. Überhaupt sollte man einen Preis für Zuschauer ausloben, die alle versteckten Disney-Stars entdecken. Von „Star Wars“ bis zu „Guardians of the Galaxy“ sind jede Menge Leinwand-Legenden in diesem herrlich abgefahrenen Trip eingebaut.
IDEAL FÜR: Disney-Fans sowieso. Aber auch für alle anderen Kinogänger, die verflucht gute Unterhaltung zu schätzen wissen.