Before Midnight

Wortgefechte voll Charme und Witz


FilmClicks:
Ein Urlaub als Beziehungs-Bewährungsprobe: Julie Delpy und Ethan Hawke in „Before Midnight" © Filmladen
DIE STORY:  Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy), deren Kino-Romanze 1995 in Wien begann, sind in „Before Midnight“, dem dritten Film der Serie, ein Ehepaar.  Sie machen Griechenland-Urlaub mit ihren Zwillingstöchtern.  Die Verliebtheit der frühen Jahre ist der Ehe-Routine gewichen.
DIE STARS: Die Hauptdarsteller Delpy & Hawke spielen voller Lust, Temperament und vieler Zwischentöne – sie sind schlichtweg brillant. Sie schaffen es locker,  die Spannung 108 Filmminuten lang hochzuhalten. Die anderen Schauspieler sind nur Stichwortgeber.
KURZKRITIK: Regisseur Richard Linklater hat gemeinsam mit seinen zwei Hauptdarstellern ein Drehbuch geschrieben, das vor Pointen und klugen Dialogen nur so blitzt. Als Regisseur beweist Linklater einmal mehr seine magische Hand bei der Inszenierung langer Wortwechsel.  Obwohl „Before Midnight“ ein reiner Dialogfilm ist, kommt nie ein Funken Langeweile auf.
IDEAL FÜR: alle Filmfans, die Ethan Hawke und Julie Delpy schon in „Before Sunrise“ und „Before Sunset“ an den Lippen hingen.  Und für alle anderen Freunde famos flirrender Filmkunst auch.


FilmClicks-Kritik. Wenn Könner am Werk sind, braucht’s nicht viel, um im Kino Magie zu erzeugen. Eine lange Autofahrt durch Griechenland. Ein Festessen mit Freunden. Ein Hotelzimmer. Die Terrasse einer Taverne im Mondlicht: Das sind die wahrlich nicht spektakulären Schauplätze, an denen Richard Linklater seine Komödie „Before Midnight“ ablaufen lässt. Und stets sind Ethan Hawke und Julie Delpy im Bild, als Jesse und Celine.

Das Resultat? Eine filmische Talkshow von 108 Minuten Länge, die den Betrachter niemals ermüdet, sondern in jeder Sekunde erfrischt. Jesse und Celine sind keine verstummten Eheleute, die einander anschweigen. Sie sind zwei Plaudertaschen, die dauernd etwas zu erzählen haben. Witziges, Bissiges, Kluges – und manchmal auch Verletzendes.

Für viele Zuschauer sind die beiden alte Bekannte. 1995, in „Before Sunrise“  erlebten Jesse und Celine eine traumwandlerische, nach frischer Verliebtheit duftende Nacht in Wien. Neun Jahre später, in „Before Sunset“, liefen sie sich in Paris erneut über den Weg.

Und jetzt, erneut neun Jahre später, in „Before Midnight“, sind der Amerikaner und die Französin ein Ehepaar. Sie haben entzückende Zwillingstöchter, doch in ihrer  Beziehung ist ein bisschen der Lack ab. Selbst der Urlaub im sonnenstrahlenden Griechenland kann nicht übertünchen, dass der Glanz der frühen Verliebtheit längst verblichen ist.

Der Alltag hat Spuren hinterlassen. Einerseits, so erzählt es der neue Film, sind Jesse und Celine nach wie vor durch tiefe Zuneigung miteinander verbunden. Doch andererseits führen viele kleine Auseinandersetzungen dazu, dass der Haussegen jederzeit schief hängen kann.  So wird der Urlaub für das Paar zur Beziehungs-Bewährungsprobe, bei welcher der Weg von der Zweisamkeit bis zur Trennung verdammt kurz werden kann.

Ethan Hawke und Julie Delpy tragen ihre Wortgefechte mit blitzender Virtuosität, großem Charme und spürbarem Vergnügen aus. Der Film hat eine wunderbare Leichtigkeit, als wären die Dialoge improvisiert, quasi erst während des Drehs entstanden (das Gegenteil war der Fall). Regisseur Richard Linklater ist ein perfekter Taktgeber, der weiß, wann das Geschehen auf der Leinwand Tempo braucht und wann er auf die Bremse treten muss.

So geriet „Before Midnight“ zum funkelnden Vergnügen – vorausgesetzt, man mag sich im Kino darauf einlassen, dass hier einen ganzen Film lang ununterbrochen geredet wird. Viele der kleinen und großen Konflikte des Films sind dem Publikum nur allzu bekannt. So kann jeder Zuschauer Freud und Leid seiner eigenen Beziehungen mit dem Geschehen auf der Leinwand vergleichen. 





Trailer
LÄNGE: 108 min
PRODUKTION: USA, Griechenland 2012
KINOSTART Ö: 07.06.2013
REGIE:  Richard Linklater
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Julie Delpy: Celine
Ethan Hawke: Jesse