DIE STORY: „Bauernopfer - Spiel der Könige“ ist ein spannendes Drama über ein im Grunde wenig kinotaugliches Thema: Schach. Tobey Maguire spielt den legendären amerikanischen Schach-Großmeister Bobby Fischer, der im Jahr 1972 in Reykjavik zum ebenfalls längst legendären Weltmeisterschafts-Kampf gegen den Russen Boris Spassky antritt.
Der Schach-Wettstreit findet in der Zeit des Kalten Krieges statt. Das bedeutet: Es geht um viel mehr als nur ein Spiel. Die USA und die Sowjetunion wollen auch im Schach beweisen, dass sie die Weltmacht Nummer eins sind.
Das kühle Sieges-Kalkül der Staaten steht freilich in krassem Gegensatz zur Hyper-Sensibilität der beiden Schach-Genies. Vor allem Bobby Fischer, schon immer ein schwieriger Zeitgenosse, erweist sich im WM-Stress als kaum zu bändigender Neurotiker.
DIE STARS: Der Kalifornier Tobey Maguire wurde durch Filme wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ bekannt und durch die Titelrolle in den drei „Spider-Man“-Filmen von Sam Raimi zum Topstar.
Sein Gegenspieler Liev Schreiber beackert darstellerisch ein weites Feld zwischen Horror („Scream“), Klassikern („Hamlet“) und Action („X-Men Origins: Wolverine“). Mit der Literatur-Verfilmung „Alles ist erleuchtet“ bewies Schreiber auch großes Regie-Talent.
„Bauernopfer“-Regisseur Edward Zwick ist der Schöpfer von Hits wie „Blood Diamond“ (mit Leonardo DiCaprio), „Liebe und andere Drogen“ (mit Anne Hathaway und Jake Gyllenhaal) oder „Last Samurai“ (mit Tom Cruise).
DIE KRITIK: Bobby Fischer, amerikanischer Sohn einer aus der Schweiz stammenden Mutter, ist schon als Kind ein Sonderling, der sich nur für Eines interessiert: Schach.
Im Kinderzimmer spielt er gegen sich selbst. Als Teenager beginnt er, die Schach-Szene von New York aufzumischen. Mit 16 nimmt er an einem Kandidatenturnier teil, das ihn erstmals in die Nähe der Weltmeisterschaft bringt. Und 1972, da ist Fischer gerade erst 29, ist es so weit. In Reykjavik, Island, tritt er zum WM-Duell gegen den großen Favoriten Boris Spassky an.
Regisseur Edward Zwick erzählt die Geschichte dieses begabten und verstörten Mannes als Mischung aus Psychodrama, Polit-Thriller und Schach-Wettstreit.
Wenn man Bobby Fischer als jungen Mann begleitet, ist man geneigt zu glauben, dass Genie und Wahnsinn Zwillingsbrüder sein können. Tobey Maguire legt Bobby als Eigenbrötler an, für den das Attribut starrsinnig noch geschmeichelt wäre. Seine Launen wechseln schneller als das Wetter im April. Seine Emotionen sind ihm das Maß aller Handlungen. Nur am Schachbrett beweist er meist kühlen Kopf - wenn ihn nicht gerade das Publikum stört oder sonst etwas.
Dieser zickigen Diva zuzuschauen, ist allein schon das Kinoticket wert. Tobey Maguire schenkt dem Spieler einen ganzen Schrankkoffer voller Allüren. Bobby Fischers ständige Begleiter - sein Manager (Michael Stuhlbarg) und sein Sekundant (Peter Sarsgaard) - mögen an dem begnadeten Kindskopf verzweifeln. Fürs Kinopublikum ist dieses Porträt ein pures Vergnügen.
Der Film unternimmt dann, um im Bild zu bleiben, den klugen Schachzug, Boris Spassky und sein Team als krassen Gegensatz zu Fischer zu schildern. Liev Schreiber porträtiert Spassky als coolen Könner mit souveränem Charme, der allerdings auch nicht frei von Problemen ist. Dass er bei Besuchen im freien Westen stets von sowjetischen Aufpassern umgeben (oder besser: belagert) ist, geht dem Mann mächtig auf den Keks.
Bei den Schachpartien zwischen Fischer und Spassky schafft es Regisseur Zwick, dass man genauso gebannt auf die Bewegungen von Bauer, Dame oder König starrt wie das WM-Publikum. Hinter dem Pokerface der Kontrahenten läuft das Psychodrama weiter. Das Resultat ist bekannt: Bobby Fischer wurde am 21. September 1972 mit dem Resultat von 12,5 zu 8,5 Punkten zum Schach-Weltmeister gekürt.
Fazit: Für Schach-Enthusiasten ist „Bauernopfer“ ein sicherer Hit. Aber auch als Schach-Laie, wie der Rezensent, stellt man beim Verlassen des Kinos verblüfft fest, dass einen dieses vielschichtig schillernde Drama knapp zwei Stunden lang bewegt und prächtig unterhalten hat.
IDEAL FÜR: Schachfreunde und Fans packender Psychodramen.