DIE STORY: Der Geschlechterkampf findet in „Battle Of The Sexes“ nicht im Bett oder im Streitgespräch statt, sondern auf dem Tennisplatz. Das Sportlerdrama rankt sich um ein Match, das am 20. September 1973 in Houston mehr als 30.000 Zuschauer anlockte: Billie Jean King spielte gegen Bobby Riggs.
Billy Jean King (Emma Stone), zwölffache Grand-Slam-Gewinnerin, ist bis heute als eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten in Erinnerung. Aber wer war Bobby Riggs (Steve Carell)? Nun, ebenfalls ein Tennis-As, ein ehemaliger Weltranglistenerster – dies aber schon im Jahr 1939.
1973, im Jahr des Battle Of The Sexes, tingelte der 55-Jährige Riggs als Gambler, Spaßvogel und Luftikus durch Bars, Salons und Tennisplätze. Spieltechnisch noch immer Top, ließ sich der Senior auf den Schaukampf mit der 29-jährigen Billie Jean King ein, um die männliche Überlegenheit im Tennissport zu dokumentieren. Ein gewagtes Unterfangen, wie sich bald herausstellte.
DIE STARS: Emma Stone, 29, zählt spätestens seit ihrem Oscar für „La La Land“ zu den absoluten Topstars des Hollywood-Kinos. Steve Carell, 55, kommt beim Porträt des leicht schleimigen Charmebolzens Bobby Riggs seine Routine als führender Komödien-Darsteller entgegen.
Die Nebenrollen sind mit Bill Pullman („Während du schliefst“), Elisabeth Shue („Leaving Las Vegas“), Andrea Riseborough („Birdman“) oder der köstlich resoluten Sarah Silverman („School Of Rock“) sehr opulent besetzt.
Das Filmemacher-Ehepaar Jonathan Dayton & Valerie Faris wurde mit dem Hit „Little Miss Sunshine“ berühmt. Drehbuchautor Simon Beaufoy gewann einen Oscar für das Skript zu „Slumdog Millionaire“.
DIE KRITIK: Man könnte glauben, das Kino habe den Tennissport frisch entdeckt. Vor wenigen Wochen erst zauberte
„Borg / McEnroe“ Wimbledon-Atmosphäre auf die Leinwand. Jetzt ist mit „Battle Of The Sexes“ der nächste Tennis-Film am Start.
Anders als bei „Borg / McEnroe“ rückt im neuen Film der Sport aber in die zweite Reihe. Der Schaukampf zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs war sportlich wertlos – aber in anderer Form zugleich unheimlich wichtig: Als Zeichen für die Rebellion der Frauen gegen die Überheblichkeit und die Macho-Allüren in der männlich geprägten Tenniswelt der 1970er Jahre.
„Battle Of The Sexes“ zeigt mit akribisch dokumentierter Genauigkeit, wie eine Gruppe von Tennis-Damen um Billie Jean King den Aufstand wagte gegen die Tennisfunktionäre. Die (natürlich männlichen) Offiziellen der britischen Lawn Tennis Association wollten den Damen bei Turnieren nur ein Achtel des Preisgelds der Herren zahlen, obwohl beide gleich viele Zuschauer anlockten.
Die Männer blieben stur, worauf die wagemutigen Damen ihren eigenen Tenniszirkus gründeten. Mit dem sie trotz aller Warnungen und Drohungen aus Funktionärsmund bald Erfolg hatten.
Die Regisseure Jonathan Dayton & Valerie Faris inszenieren dieses Gefecht in Form eines höchst unterhaltsamen Dokudramas. Sarah Silverman und Bill Pullman setzen als Funktionsträger der weiblichen und der männlichen Seite etliche Pointen punktgenau auf den Parcours.
In einem wichtigen Nebenstrang der Handlung geht es auch um einen anderen Aspekt von Weiblichkeit: Die verheiratete und scheue Billie Jean King entdeckt in der Begegnung mit einer Coiffeurin, dass sie sich erotisch zu Frauen hingezogen fühlt. Wie Emma Stone und Andrea Riseborough diesen Flirt und die wachsende gegenseitige Zuneigung ins Bild rücken, das ist sanft, intensiv und (wie der ganze Film) wunderbar gespielt.
Die Männer kommen in diesem sportlich-gesellschaftlichen Sittenbild aus den frühen Siebziger Jahren nicht gut weg. Weil sie Sturköpfe sind und weil sie schrecklich altmodische Ansichten haben. Auch Bobby Riggs, von Steve Carell wunderbar einfühlsam angelegt, kann die Ehre der Männer nicht retten: Dazu ist dieser Ex-Tennisstar, der niemals richtig erwachsen wurde, viel zu sehr Kasper und Clownsfigur.
Wenn Bobby Riggs zum Match gegen Billie Jean King in die Arena zieht, inszeniert er sich als (tölpelhaft wirkender) Macho, der von männlichen Fans unterstützt wird, die sich auf Plakaten selbst als „Male Chauvinist Pig“ titulieren. Dafür gibt’s von Billie Jean King die gerechte Strafe. Beim Spiel fliegen Mr. Riggs die Bälle nur so um die Ohren.
Fazit: „Battle Of The Sexes“ ist ein höchst unterhaltsamer und zugleich informativer Film. Man muss kein Tennisfan sein, um sich von diesem Kapitel aus der ewigen Auseinandersetzung zwischen Männern und Frauen begeistern zu lassen.
IDEAL FÜR: Beobachter des Geschlechterkampfs mit oder ohne Tennis-Begeisterung.