Borg / McEnroe

Die Wahrheit ist auf dem Platz


FilmClicks:
Jeder Punkt zählt: Der Schwede Björn Borg (Sverrir Gudnason) war um 1980 der King in der Tenniswelt © Filmladen
DIE STORY: Das Sportler-Drama „Borg / McEnroe“ erzählt von der Rivalität zwischen den Tennis-Stars Björn Borg (Sverrir Gudnason) und John McEnroe (Shia LaBeouf), die um 1980 die Tennis-Weltrangliste beherrschten.
Höhepunkt des Films ist das legendäre Wimbledon-Finale 1980: In diesem Match, das sich über fünf Sätze hinzog, forderte McEnroe (21) den zu jener Zeit vierfachen Wimbledon-Sieger Borg (24) erstmals heraus.
Der Film blickt aber auch aufs Privatleben der Stars, auf ihre Herkunft, ihre Sorgen und Ängste. Man begegnet zwei schwierigen Charakteren, die ihren Star-Status genießen, jedoch letztlich stets auf ihren Sport fixiert sind.

John McEnroe (Shia LaBeouf) war ein Hitzkopf, der jederzeit ausrasten konnte © Filmladen

DIE STARS: Der Kalifornier Shia LaBeouf ist im Blockbuster-Kino („Transformers“, „Indiana Jones“) genauso daheim wie bei Independent-Filmen („Lawless“, „The Company You Keep“).
Stellan Skarsgard startete von Stockholm aus zu einer großen Hollywood-Karriere („The Avengers“, „Mamma Mia!“), spielt aber auch gern in europäischen Produktionen („Nymph()maniac“, „Der Medicus“). In „Borg / McEnroe“ ist er als Ex-Tennisprofi Lennart Bergelin (Entdecker und Manager von Björn Borg) zu sehen.
Für die Rollen von Björn Borg und dessen Freundin Mariana Simionescu wählte der dänische Regisseur Janus Metz den Isländer Sverrir Gudnason („Mankells Wallander“) und die Schwedin Tuva Novotny („Eat Pray Love“) aus, die ihre Sache sehr gut machen.

Tuva Novotny und Stellan Skarsgard als Geführtin und Manager von Björn Borg © Filmladen

DIE KRITIK: Hier der ultracoole Björn Borg, der wie ein eiskalter blonder Engel über die Tennisplätze schwebte. Dort der  Wüterich John McEnroe, der regelmäßig die Schiedsrichter beschimpfte und mit seinem Schläger nicht nur auf Bälle eindrosch: Die zwei Tennis-Superstars der Jahre um 1980 waren so grundverschieden, als wären sie von einem Hollywood-Drehbuchautor ausgedacht worden.
Natürlich nutzt „Borg / McEnroe“, der Film, diese Konstellation weidlich aus, um das packende Sportler-Drama mit noch mehr Dramatik auszustatten.
Der Showdown mit der Schilderung des Wimbledon-Turniers von 1980 ist wirklich spannend und visuell sehr überzeugend geraten (sollte man das Resultat des Finales nicht kennen, so wird die Spannung noch größer, wenn man vor dem Kinobesuch darauf verzichtet, im Internet nachzuschauen, wer den Pokal gewann).
Die Turnier-Szenen sind quasi die opulente Garnierung für einen Film, der tiefe Einblicke in das Innenleben zweier Hochleistungssportler erlaubt. 
Der Schwede Björn Borg steht in dem schwedischen Film dabei im Vordergrund. Man sieht ihn als kleinen Jungen, wie er unermüdlich gegen ein Garagentor Tennis spielt; man hört ihn mit dem Satz: „Ich will der Beste sein!“ – „Von Schweden?“ – „Nein. Von der Welt.“
Der Schauspieler Sverrir Gudnason legt Björn Borg als äußerlich kühlen Skandinavier an, in dem es innerlich brodelt wie in einem Vulkan. Als Jugendlicher muss er die Vorurteile der versnobten Tennis-Gilde überwinden, die dem Sohn aus einfachem Hause nur ungern die Aufnahme in ihren Kreis gewährt. Auf dem Platz erkennt er, dass Talent (wie in jedem Sport) nicht alles ist: Manchmal bedrängen ihn die Zweifel und die inneren Dämonen mehr als  die Gegner auf der anderen Seite des Netzes.
Während Borg als stoischer Schweiger geschildert wird, der viele Konflikte in sich hineinfrisst, ist John McEnroe im Film ein extrovertiertes Kraftpaket, das jederzeit detonieren kann.
In den Archiven (und auf YouTube) findet sich jede Menge Material über die Ausbrüche des rüpelhaften Amerikaners, der als Schrecken der Schiedsrichter über die Tenniscourts stürmte. Shia LaBeouf hat sich diese Videos offenkundig genau angeschaut. Ihm gelingt ein fesselndes Porträt des wilden New Yorkers, bei dem man manchmal das Gefühl hat, den echten McEnroe zu sehen.
So bietet der famos gespielte und gekonnt bebilderte Tennis-Thriller zwei sehr unterhaltsame Kino-Stunden, in denen man irgendwann feststellt, dass Björn Borg und John McEnroe, so unterschiedlich sie damals waren, ein paar wichtige Charaktereigenschaft teilten. Nämlich den unbedingten Siegeswillen, den Fanatismus für ihren Sport – und die Unfähigkeit, Niederlagen gelassen hinzunehmen. Beide werden als schwere Egoisten gezeigt, die in ihrer totalen Ich-Bezogenheit fast autistisch wirken. Möglich, dass es im Hochleistungssport gar nicht anders geht.
 
IDEAL FÜR: Tennisfreunde und andere Sportfans, die hier ein wuchtiges und packendes Drama vorgesetzt bekommen.
 






Trailer
LÄNGE: 108 min
PRODUKTION: Dänemark / Schweden / Finnland 2017
KINOSTART Ö: 12.10.2017
REGIE:  Janus Metz
GENRE: Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Sverrir Gudnason: Björn Borg
Shia LaBeouf: John McEnroe
Stellan Skarsgard: Lennart Bergelin
Tuva Novotny: Mariana Simionescu