DIE STORY: „Barry Seal – Only In America“ ist ein spektakulärer Abenteuerfilm und zugleich ein fast grotesker Drogen-, Geheimdienst- und Politthriller – mit dem bemerkenswerten Hintergrund, eine wahre Geschichte aus den Achtziger Jahren zu erzählen.
Titelheld Barry Seal, gespielt von Tom Cruise, ist in jeder Hinsicht ein Luftikus. Ein wohlbestallter Captain bei den legendären Trans World Airlines (TWA), der sich gern etwas dazuverdient, indem er von internationalen Trips Schmuggelgut mitbringt.
Das macht ihn angreifbar, und deshalb kann Barry nicht ablehnen, als er ein Angebot der CIA bekommt.
Der CIA-Agent Monty Schafer (Domnhall Gleeson) stellt dem Piloten ein schnelles Propellerflugzeug zur Verfügung, mit dem er zu Aufklärungsflügen über Lateinamerika starten soll. Das besondere Interesse seiner Auftraggeber gilt Nicaragua, wo die USA die rechten Contra-Rebellen im Kampf gegen die linke Regierung unterstüzen.
Die Mission mutiert bald zu einem Handel mit Waren und Menschen aller Art. Barry fliegt Waffen nach Nicaragua und Contra-Soldaten zur Ausbildung in die USA. In Kolumbien schließt er Bekanntschaft mit dem Drogenboss Pablo Escobar. Den soll er ausspionieren, doch Barry macht lieber Geschäfte. Er wird zum Drogenschmuggler im ganz großen Stil. Bald hat er einen eigenen Flugplatz in Arkansas, eine eigene Airline - und so viel Bargeld, dass er beim besten Willen nicht mehr weiß, wo er seine Dollarberge verstecken soll.
Alles paletti also für den Mann? Nein. Barry Seal fliegt auf. Es gelingt ihm noch, Frau und Kinder aus der Schusslinie zu bringen. Seinen eigenen Kopf will er dadurch retten, dass er vor Gericht über die Drogengeschäfte auspackt. Doch als sein geschwätziger Schwager durch ein Bombenattentat des Kartells umkommt, ahnt er, dass auch ihm ein ähnliches Schicksal blühen könnte.
DIE STARS: Tom Cruise spielt als Barry Seal eine reale Figur, die in vielerlei Hinsicht verwandt ist mit seinen erfundenen Action-Helden wie Ethan Hunt („Mission: Impossivble“, Jack Reacher oder Maverick („Top Gun“). Als Barry Seals Ehefrau Lucy wurde Sarah Wright engagiert, die bisher hauptsächlich in TV-Serien zu sehen war.
Der Ire Domnhall Gleeson eignet sich mit perfektem American English die Rolle eines CIA-Agenten an. Regisseur Doug Liman zeigte mit Hits wie „Die Bourne-Identität“ oder „Mr. & Mrs. Smith“, dass er im Action-Genre zuhause ist.
DIE KRITIK: Es gibt zwei Wege, sich dem Thriller „Barry Seal“ zu nähern. Beide sind ein Genuss.
Zum einen ist der Film natürlich ein Star-Vehikel für Tom Cruise. Flirrende Figuren mit großem Charme-Faktor sind ja seine Spezialität, und das kann er hier voll ausspielen. Sein Barry Seal ist ein Desperado mit Familiensinn; ein Abenteurer, der bei seinen waghalsigen Mutproben stets das Sicherungsnetz verschmäht.
Freilich kennt der Mann nicht nur keine Angst, sondern auch keine Skrupel. An seinem Umgang mit Waffenschiebern und Drogenbossen scheint ihn nur zu stören, dass er durch die Nähe zu den Gangstern selbst in Gefahr gerät. Moral und Ethik? Nebensache.
Tom Cruise spielt den zwielichtigen Mann mit jenem freundlichen Grinsen, das ihn fast automatisch zum Sympathieträger werden lässt. Obendrein ist er persönlich für die spektakuläre Action - diesfalls Luftakrobatik - zuständig. Wenn man im Nachspann lange genug wartet, findet man seinen Namen auch in der Liste der Stuntpiloten. Vieles von dem, was Cruise mit seiner zweimotorigen Aerostar-Maschine aufführt, ist also echt. Kompliment!
Abgesehen vom Unterhaltungsfaktor ist „Barry Seal“ auch politisch ein hochinteressanter Film, der mit sehr großen Engagement einige sehr unrühmliche Aktivitäten der USA ans Tageslicht rückt.
Um beim Begriff des Moral zu bleiben: Dieser wird in der Ronald-Reagon-Ära, verrät der Film, nur mit dem Zusatzwort Doppel- verwendet. Wenn etwa die Drogenbehörde DEA aufopferungsvoll ihren Kampf gegen die Rauschmittel führt, hat sie dabei nicht nur die Kartelle als Gegner, sondern auch die CIA.
Denn wenn Barry Seal in großem Stil Kokain in die USA fliegt, hält der Geheimdienst lange Zeit eine schützende Hand über ihn. Die CIA will von Seal vor allem Neues über ihre linken Gegner in Lateinamerika erfahren. Was der Pilot auf seinen Flügen nebenher so treibt, ist den Agenten egal.
Der Film mokiert sich über die Tatsache, dass die USA damals so taten, als hinge das Wohl der freien Welt davon ab, im kleinen Nicaragua die linke Regierung der Sandinisten durch die rechtsradikalen Contras wegzuputschen (hat nicht funktioniert). Auch der Iran-Contra-Skandal der Reagan-Ära, der damals weltweit Schlagzeilen machte, wird thematisiert.
Wer will, kann „Barry Seal – Only In America“ also als launige Geschichts-Stunde wahrnehmen, die dazu einlädt, mal nachzulesen, was in den Achtzigern alles abging. Muss aber nicht sein. Als typischer Tom-Cruise-Actionreißer funktioniert der Film, wie eingangs erwähnt, ebenfalls makellos.
IDEAL FÜR: Freunde gut gemachter Action-Thriller, die ein bisschen Politik in der Story nicht stört. Und natürlich für Fans von Tom Cruise.