DIE STORY: „BFG – Big Friendly Giant“ ist Steven Spielbergs Verfilmung einer Kindergeschichte von Roald Dahl, die auf Deutsch unter dem Titel „Sophiechen und der Riese“ erschien.
Der Film beginnt in einer dunklen Nacht in London, in der das zehnjährige Waisenmädchen Sophie (Neuentdeckung Ruby Barnhill) aus dem Fenster sieht und eine gigantische Gestalt erblickt – den Big Friendly Giant (Mark Rylance). Der verhält sich zu Beginn aber überhaupt nicht freundlich. Vor Schreck darüber, entdeckt worden zu sein, entführt er Sophie.
Nach einem Trip, quasi mit Siebenmeilenstiefeln, ins Land der Riesen (das auf einer Insel im Norden von Großbritannien liegt) werden der Große und die Kleine zu engen Freunden. Und Sophie tüftelt einen Plan aus, wie sich ihr Mentor, im eigenen Reich ein Außenseiter, der bösartigen und brutalen anderen Riesen erwehren könnte, mit denen er die Insel teilt.
Bei diesem Plan müsste freilich die britische Queen mitspielen. Also geht’s wieder zurück nach London, direkt an den königlichen Frühstückstisch in Buckingham Palace.
DIE STARS: Drei Oscars, Welterfolge von „E.T.“ bis „Schindlers Liste“ und eine Werksliste, die 56 Film-Regien umfasst. Der größte Star von „BFG – Big Friendly Giant“ hat seinen Platz hinter der Kamera: Steven Spielberg. Nach dem Spionage-Drama „Bridge of Spies“ hat sich der Kino-Magier jetzt wieder einem Fantasy-Märchen gewidmet. Und er nahm seinen Hauptdarsteller gleich mit: Der Bühnenstar Mark Rylance, der als russischer Spion in „Bridge of Spies“ einen Oscar gewann, spielt jetzt die Titelrolle, den freundlichen Riesen.
DIE KRITIK: Filme von Steven Spielberg sind sehr oft Filme zum Staunen. Das trifft auch auf „BFG – Big Friendly Giant“ zu, und zwar schon von den ersten Szenen an. Wenn das Waisenmädchen Sophie sehnsüchtig aus ihrem Schlafsaal hinaus in die Nacht schaut, und wenn der Friendly Giant, geschätzte acht Meter hoch, unerkannt durch London schleicht, dann bekommt man als Zuschauer ganz automatisch große Augen über betörende Bilder voller Intensität und Kraft.
Spielberg und sein Kameramann Janusz Kaminski (auch er ein zweifacher Oscar-Preisträger) führen spielerisch vor, welche visuelle Magie sich durch die Motion- und Performance-Capture-Technologie entfalten lässt.
Dabei bleiben den Darstellern Kostüme und Make-Up erspart. Sie tragen Ganzkörper-Overalls mit vielen Sensoren, und sie spielen in einem leeren Raum. Erst bei der Arbeit am Computer entstehen dann die kompletten Szenen, in denen man aus einem eher zierlichen Mann (Mark Rylance ist 1,73 Meter groß) einen Riesen machen kann, der ganze Häuser überragt.
„BFG“ ist ein Film mit einem faszinierenden Beginn und einem hinreißenden Finale: Da ist der Riese dann mit seiner kleinen Freundin Sophie zum Frühstück bei der Queen im Buckingham Palace geladen.
Wenn ein hungriger Acht-Meter-Mann in einer menschlichen Normalformat-Behausung platziert und verköstigt werden soll, dann bietet das natürlich Gelegenheit zu Pointen sonder Zahl. Die Frühstücks-Sequenz ist so hinreißend komisch, dass darob ihr Thema fast nebensächlich wird. Schließlich geht’s darum, den Beistand der Queen zu gewinnen, um etwas gegen die bösen Riesen im Riesenland zu tun.
Diese hochgewachsenen Schurken sind im Mittelteil des Films allgegenwärtig, wenn der BFG seine Tage mit Sophie auf der Insel verbringt. Obwohl auch hier reichlich Stoff für spannende Unterhaltung bereitliegt (die harten Jungs, noch mal doppelt so hoch wie die Titelfigur, wollen sowohl dem Friendly Giant als auch dem Mädchen Böses zufügen), hängt das Abenteuer hier ein bisschen durch. Der Spannungsbogen - das Drehbuch stammt von der 2015 verstorbenen Melissa Mathison, die auch „E.T.“ schrieb - wird dann etwas dünn.
Doch zum Glück gibt es in diesen Sequenzen den Hauptdarsteller Mark Rylance, der dem großen Mann eine Aura von zerbrechlicher Melancholie verleiht. Die beim Dreh erst zehnjährige Ruby Barnhill gibt der kleinen Sophie sehr souverän sehr viel unbekümmertes Temperament – ein Naturtalent.
Alles in allem ist „BFG – Big Friendly Giant“ ein großes Fantasy-Märchen, das alle jungen Zuschauer in seinen Bann zieht – aber auch, und das gehört ebenfalls zur Kunst des Film-Zauberers Steven Spielberg, jeden Erwachsenen.
IDEAL FÜR: alle, die einen Familienfilm der Spitzenklasse genießen wollen.