DIE STORY: Bill Murray spielt in der Farce „Rock The Kasbah“ einen abgehalfterten Musik-Agenten, der sich aus Geldnot zu einer Afghanistan-Tour breitschlagen lässt. Seine einzige Künstlerin, die mäßig begabte Barsängerin Ronnie (Zooey Deschanel), soll dort vor den US-Truppen auftreten.
Dem Goldkehlchen Ronnie ist die Atmosphäre in Kabul eindeutig zu explosiv. Also haut sie mit Hilfe des Söldners Bombay Brian (Bruce Willis) heimlich wieder ab, wobei sie die Brieftasche ihres Managers mitgehen lässt. Richie, der Impresario, steht nun ohne Pass und ohne Bargeld alleine da. Doch er findet Trost bei der rassigen Nutte Merci (Kate Hudson) und neue Möglichkeiten zum Gelderwerb bei zwei sehr zwielichtigen Waffenhändlern.
Letztere Zusammenarbeit entpuppt sich rasch als Highway in den Untergang. Doch dann hört Ritchie eines Nachts die schöne Afghanin Salima Khan (Leem Lubany) trällern. Die Instinkte des Musik-Managers springen an: Während rundum die Warlords ihre Kleinkriege führen, schließt Ritchie einen Vertrag mit Salima. Er überredet sie dazu, als erste Frau im Macho-Land Afghanistan bei der TV-Castingshow „Afghan Star“ aufzutreten.
DIE STARS: „Rock The Kasbah“ protzt nur so mit großen Namen. Mit Bill Murray („Lost in Translation“), Kate Hudson („Almost Famous“) und Bruce Willis („Stirb Langsam“) stehen drei Mimen aus der A-Liste Hollywoods vor der Kamera. Im Regie-Sessel zieht Barry Levinson („Good Morning, Vietnam“, „Rain Man“, „Wag The Dog“) die Fäden.
DIE KRITIK: Aus dem Sport kennt man das Phänomen, dass große Könner gelegentlich ihren rabenschwarzen Tag haben. Im Film gibt es solche Durchhänger auch. „Rock The Kasbah“ liefert ein geradezu perfektes Beispiel fürs Lehrbuch der Kino-Katastrophen.
In diesem stargespickten Film, der lustige Pointen vor der ernsten Kulisse des Afghanistan-Konflikts abliefern will, funktioniert von der ersten Minute an überhaupt nichts.
Problem eins: Regisseur Barry Levinson lässt die Story so langsam und verschnarcht erzählen, als wäre jeden Tag eine Vorratspackung Valium ans Ensemble verteilt worden. Der Effekt: pure Langeweile.
Problem zwei: Die Farce findet keinerlei Bezug zu ihrem Schauplatz: Der Film fühlt sich in Afghanistan so fremd wie die Amerikaner, die dort ihren halbseidenen Geschäften nachgehen, während es rundherum donnert und kracht.
Problem drei: Die Schauspieler wirken großteils voll von der Rolle. Den müde dahinbrabbelnden Bill Murray habe ich noch nie so unkomisch und neben der Spur gesehen wie hier. Bruce Willis liefert lustlos die Karikatur eines Mannes, dessen ganze Kraft vom Kopf in den Bizeps gerutscht ist. Einzig Kate Hudson im goldglitzernden Nutten-Outfit versprüht ein wenig Sinnlichkeit und Esprit.
Im Nachspann erfährt man, dass „Rock The Kasbah“ einer real existierenden Sängerin gewidmet ist, die in Afghanistan als erste in einer Castingshow auftrat. Doch falls der Film vorhatte, die schwierige Lage von Frauen in der islamischen Welt zu beleuchten, scheitert er damit komplett. Das Thema wird hilflos und oberflächlich verschenkt. Kein Vergleich zum famosen türkischen Mädchen-Drama
„Mustang“, das derzeit in unseren Kinos läuft.
Am erschütterndsten ist aber die Tatsache, dass der Regie-Großmeister Barry Levinson vollinhaltlich daran scheitert, irgendetwas Kompetentes zum Thema Afghanistan zu sagen. Und das, wo er doch mit „Good Morning, Vietnam“ und „Wag The Dog“ zwei ewige Meisterwerke drehte, die Krieg, Politik, Intrige und Komödie perfekt zu beißenden Satiren verrühren.
Geht’s um Afghanistan, ist man derzeit im Kino mit einem anderen Film um Lichtjahre besser dran. Die Österreicherin Barbara Eder steckt mit ihrem aufregenden Kriegsreporter-Drama
„Thank You For Bombing“ den Hollywood-Granden Levinson locker in die Tasche.
IDEAL FÜR: Leute, die wissen wollen, was herauskommt, wenn großartige Filmkünstler einen grottenschlechten Film machen.