Viennale 2016

200 Filme als starkes Bild der Welt

19.08.2016
von  Gunther Baumann
Viennale-Direktor Hans Hurch leitet dieses Jahr das Wiener Filmfest zum zwanzigsten Mal © Viennale
„Filme geben ein stärkeres Bild der Welt“, sagt Hans Hurch. „Das Kino kann unseren Blick auf die Welt verändern und erneuern.“ Im Herbst tritt Hurch zum zwanzigsten Mal als Viennale-Direktor dazu an, den Filmfreunden ein vielschichtiges Bild der Welt zu offerieren. Das Wiener Filmfest präsentiert vom 20. Oktober bis zum 2. November knapp 200 neue Langfilme aus allen Genres. Regisseur John Carpenter  steht als prominenter Besucher bereits fest. Die Schauspiel-Stars Isabelle Huppert und Christopher Walken (bekommt eine Tribute-Werkschau) könnten als Stargäste noch hinzukommen.
14 Tage. Die Viennale 2016 wird 14 Tage lang für volles Programm in den Festival-Kinos sorgen. Um einen Tag weniger als in den vergangenen zwei Jahren. „Wir bekamen die Kritik, dass das Festival zu groß werde“, sagte Hans Hurch am 19. August  bei der Präsentation der ersten Programmvorschau. „Deswegen bieten wir heuer ein bisschen weniger Filme und Termine an. Und wir hoffen, dadurch publikumsfreundlicher zu sein.“ Nachsatz: „Mit 14 Tagen Dauer ist die Viennale auch weiterhin viel größer als die meisten anderen Festivals.“ Stimmt.
 
Die Programmplanung für den Herbst ist noch nicht abgeschlossen, aber die Grundzüge des Angebots stehen fest. Hans Hurch nannte beim Sommer-Pressegespräch erste Titel und Namen. Es sind einige ausgesprochen attraktive Filme darunter. Die wichtigsten, mit Kurzkommentar des Viennale-Direktors:
 
„Certain Women“ von Kelly Reichardt. Hurch: „Das ist ein Episodenfilm über Frauen im Robert-Altman-Stil. Mit Laura Dern, Kristen Stewart und Michelle Williams sehr prominent besetzt.“

„Miles Ahead“: Der grandiose Don Cheadle als Jazz-Star Miles Davis © Viennale

„Miles Ahead“ von und mit Don Cheadle. Hurch: „Ein wirklich tolles, auch musikalisch sehr schön gemachtes Biopic über den Jazz-Giganten Miles Davis, der von Don Cheadle gespielt wird.“
 
„Dark Night“ von Tim Sutton. Ein Film über den authentischen Fall eines Amokläufers, der 2012 in Aurora, Colorado, in einem Kino bei der lokalen Premiere von „The Dark Knight“ zwölf Menschen erschoss. Hurch: „Der Film ist halbdokumentarisch. Tim Sutton baut langsam und subtil den Horror dieser Nacht auf. Es ist ein Film über Gewalt, die aber nicht gezeigt wird.“

„Elle“: Isabelle Huppert im grimmigen Thriller von Altmeister Paul Verhoeven © Viennale

„Elle“ von Paul Verhoeven mit Isabelle Huppert. Hurch: „Dieser Thriller strahlt eine Brutalität und Kälte aus, dass es gespenstisch ist. Isabelle Huppert spielt eine Frau, die nach einer Vergewaltigung selbst zu einer Art Monster wird. Sie spielt das ganz toll.“
 
Die Viennale versucht, Isabelle Huppert zur Premiere nach Wien zu bringen. Die Chancen stehen vielleicht gar nicht so schlecht. „Sie ist noch immer beeindruckt,“ sagt Hans Hurch, dass wir ihr vor ein paar Jahren eine offizielle österreichische Briefmarke widmeten.“

Viennale-Stargast auf der Leinwand - und vielleicht auch live: Christopher Walken © Viennale

Christopher Walken. Der zweite Topstar, für den schon eine Suite in Wien bereitsteht, ist Christopher Walken. „Wir hoffen sehr, dass er zur Viennale kommt“, sagt der Viennale-Chef. „Seine Frau entscheidet das, denn Walken mag überhaupt nicht reisen. Er fliegt nicht gerne, hat kein Handy, keinen Computer. Das ist aber keine kokette Verweigerung. Wir werden alles tun, um ihn nach Wien zu kriegen. Denn wir planen dieses Programm schon seit 3 Jahren.“
 
„Dieses Programm“ ist der Christopher-Walken-Tribute, bei dem einige seiner wichtigsten Filme präsentiert werden, darunter „The Deer Hunter“, „King of New York“ oder „Catch Me If You Can“.  Hans Hurch gerät über den New Yorker ins Schwärmen: „Walken ist einer der größten und tollsten Schauspieler überhaupt. Nicht wegen seines gefährlichen, bedrohlichen Images. Er ist auch ein unglaublich witziger und selbstironischer Mann. Ein ausgebildeter Tänzer, und ein viel größerer Schauspieler als zum Beispiel Robert De Niro.“ Pause. „Der ist natürlich auch ein großartiger Schauspieler, und bei der Viennale jederzeit herzlich eingeladen.“

„Stille Reserven“ von Valentin Hitz: Science Fiction aus Österreich © Viennale

Österreich. Der österreichische Film wird bei der Viennale 2016 gut vertreten sein. „Da gibt es dieses Jahr eine ganze Reihe interessanter Produktionen.“ Das Filmfest präsentiert unter anderem den Berlinale-Erfolg „Kater“ in der Regie des Dramatikers Händl Klaus, dann „Mister Universo“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel (Hurch: „Der bisher schönste Film der beiden“) und „Stille Reserven“ von Valentin Hitz. „Ein Science-Fiction-Film. Das ist ein einfaches Genre, wenn man Geld hat. Mit wenig Geld muss man auf die Phantasie bauen. Das ist Valentin Hitz gut gelungen.“
 
Retrospektive. Die Viennale-Retrospektive, die wie immer in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum gestaltet wird, trägt dieses Jahr den Titel „Ein zweites Leben“.  Damit sind keine Wiedergeburten gemeint, sondern Filme, deren Thema in anderen Filmen variiert wird. „Verschiedene Flüsse aus einer Quelle“, kommentiert Hans Hurch. „Es wird Double Features und sogar Triple Features geben. Ein bisschen eine gewagte Geschichte.“
 
Ausführliche Informationen über alle Sektionen und Programme: www.viennale.at