World War Z

Vom Chaos-Dreh zum Welterfolg

30.06.2013
von  Anna Wollner
Brad Pitt (links) und Regisseur Marc Forster besprechen eine Szene am Set © Paramount
„World War Z", der neue Film mit Brad Pitt, wird zum Hit. Der heiße Action-Reißer über eine Zombie-Attacke hat bis zum 30. Juni schon 170 Millionen Dollar eingespielt. Damit findet ein Hollywood-Drama ein Happy End, das seine Schöpfer zwischendurch in den Abgrund zu reißen schien. Die sündteure Produktion (Kosten: mindestens 190 Millionen Dollar) stand unter keinem guten Stern. Höhepunkt der Irrungen: Das komplette Finale wurde nach dem Dreh gestrichen und durch eine neue Story ersetzt. Regisseur Marc Forster und Produzentin Dede  Gardner berichten im FilmClicks-Interview über die Odyssee von „World War Z".
Roman. Am Anfang stand ein Roman. Max Brooks, der Sohn von Kino-Legende Mel Brooks, schrieb 2005 den apokalytischen Endzeit-Thriller  „World War Z: An Oral History of the Zombie War“. Brad Pitt hielt die Druckfahnen schon 2005, ein Jahr vor dem Erscheinen des Buchs (deutscher Titel: „Operation Zombie"), in den Händen.

Pitts Produktionsfirma Plan B sicherte sich im Verein mit Paramount um eine Million Dollar die Filmrechte. Bis zum Drehstart vergingen noch Jahre, aber als 2011 die erste Klappe fiel, war das Drehbuch noch nicht komplett. Parallel zu den Dreharbeiten (Brad Pitt war als Hauptdarsteller und Produzent gleich doppelt gefordert) schrieben vier Autoren an der Vollendung des Skripts: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, Damon Lindelof und J. Michael Straczynski. Wenn einer gefeuert wurde, kam Ersatz.

Das sei nichts Ungewöhnliches, so Produzentin Dede Gardner: „Ein Film wie ,World War Z' ist ein echtes Mammutprojekt“, sagte sie im FilmClicks-Interview. „Bei Produktionen dieser Größenordnung geht allerhand schief, und Dinge und Ideen werden regelmäßig über den Haufen geworfen. Wir hatten einfach nur das Pech, dass alle Welt darüber berichtet hat“.

In der Tat griffen gerade englisch-sprachige Medien die Dreharbeiten immer wieder auf. Sie schrieben über jeden Schritt, jedes gedrehte Bild und jede Unpässlichkeit. Die hohe Aufmerksamkeit war mit Sicherheit auch dem Interesse am Megastar Brad Pitt geschuldet.
 
Zwischenfall. Im Herbst 2011 kam es in Europa zu einem Zwischenfall, der  durch die Medien ging. Bei einer Lieferung von Film-Waffen fehlten in Ungarn Papiere für den Zoll. „Waffen-Skandal!" titelte der Boulevard. „Keine Panik", sagte Didi Gardner: „Bei einem Filmdreh werden ständig Requisiten hin- und hergeschickt, Visa und Sondergenehmigungen müssen beantragt werden. Da gibt es viel Potential für Chaos. Aber anders, als in den Medien dargestellt, hat uns der Vorfall in Ungarn nicht aufgehalten. Nur die Aufregung drum herum. Das ungarische Team hat uns sicherlich keinen Gefallen getan, die Lokalpresse einzuschalten.“

Produzentin Dede Gardner ist das Lachen am Set manchmal auch vergangen © Paramount


Das größte Problem allerdings: Nach Abschluss der Dreharbeiten gefiel Regisseur Marc Forster („Ein Quantum Trost") das Ende von „World War Z" nicht mehr. Man hatte unter Millionen-Aufwand eine zwölfminütige Schlacht Zombie gegen Mensch aufgenommen. Schauplatz: Der Rote Platz in Moskau. Doch jetzt befand der Regisseur, dieser Showdown sei zu groß, zu epochal.

Auf der Kippe. Der komplette Film stand laut Forster auf der Kippe: „Wir wollten unbedingt das Ende neu drehen. Brad Pitt wollte es auch. Nur das Studio war der Ansicht, wir könnten unser Finale ja erstmal vor Publikum testen. Aber das wollte ich nicht. Es hat sich einfach nicht richtig angefühlt.“

Viele Special-Effects wurden im großen Finale gar nicht erst umgesetzt - sondern lieber neu gedreht. © Paramount


Forster durfte dann doch ein neues Ende drehen. Mit einer kleineren, intimeren Geschichte, die sich als Kontrapunkt zu den großen Action-Sequenzen besser in das Gesamtbild des Filmes fügte. Der Starttermin wurde von Herbst 2012 auf Sommer 2013 verschoben, das eh schon überzogene Budget noch einmal um 50 Millionen Dollar aufgestockt.

Dennoch sei der Nachdreh ein Schnäppchen gewesen, sagte Forster: „Es ging ja nicht nur darum, ein neues Finale zu filmen. Es ging auch um die ganzen visuellen Effekte, die wir für den ersten Showdown in der Post-Production nicht mehr umsetzen mussten. Das Geld, das wir hier sparen konnten, haben wir in den Nachdreh investiert.“

Fortsetzung. Für Sparsamkeit war Hollywood noch nie bekannt. Im Fall von „World War Z“ hat sich die Investition, wie sich jetzt weltweit an den Kinokassen zeigt, gelohnt. Der befürchtete Flop verwandelt sich in einen Erfolg. Und wie reagiert man in solchen Fällen in Hollywood? Richtig: Eine Fortsetzung von "World War Z" ist schon in Planung.