Viennale 2018

Die Bilanz: 315 Vorstellungen und 93.200 Besucher

08.11.2018
von  Gunther Baumann
Ihr Programm kam beim Publikum gut an: Die neue Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi © Viennale / Newald
Ein gelungener Start für Eva Sangiorgi, die neue Direktorin der Viennale. Zu den 315 Vorstellungen des Wiener Filmfestivals, das am 8. November endete, kamen 93.200 Besucher. 2017 hatte man 91.700 Zuschauer gezählt. Eva Sangiorgi äußerte sich erfreut über die positive Entwicklung – nicht nur, was die Zahlen betrifft: „Ich bin überwältigt, was die Energie und Wärme betrifft, die ich bei der Viennale empfunden habe. Die außergewöhnliche Atmosphäre, über die alle unsere Gäste gesprochen haben, schafft dauerhafte Verbindungen zur Stadt und zum Festival.“  Bei der Abschlussgala der Viennale wurden wie stets die Preise vergeben. FilmClicks präsentiert die Gewinner.
„Joy“ von Sudabeh Mortezai © Viennale

Wiener Filmpreis
- Bester österreichischer Film
„Joy“ von Sudabeh Mortezai (Österreich 2018)

Jury-Begründung: „Die Wiener Regisseurin Sudabeh Mortezai erzählt direkt und ungeschönt die Geschichte der Nigerianerin Joy, die in Wien als Prostitutierte im System von Frauenhandel und sexueller Ausbeutung ums Überleben kämpft. Dabei entlarvt die Regisseurin die Mechanismen und die Brutalität dieses Systems und erzeugt mit den großartigen Laiendarstellerinnen eine Authentizität und Intensität, die unter die Haut geht.“

„Murer – Anatomie eines Prozesses“ von Christian Frosch © Filmladen

Wiener Filmpreis - Spezialpreis der Jury
„Murer – Anatomie eines Prozesses“ von Christian Frosch (Österreich / Luxemburg 2018)

Jury-Begründung: „Der Spielfilm schildert das Gerichtsverfahren gegen den österreichischen NSDAP-Funktionär Franz Murer, auch bekannt als der Schlächter von Wilna aufgrund der Vernichtung von fast 80.000 Juden. ,Murer – Anatomie eines Prozesses‘ porträtiert sehr eindrücklich den unaufgearbeiteten österreichischen Nationalsozialismus der Nachkriegszeit, der – man kann es nicht anders sagen – bis heute fortwirkt. Die Jury empfindet den Film daher als wichtiges gegenwärtiges Dokument, das aufklärend wirkt.“

„What You Gonna Do When The World’s On Fire?“ von Roberto Minervini © Viennale

Standard-Viennale-Publikumspreis
(Preis für einen Film,der in Österreich noch keinen Verleih hat. Findet der Film einen Verleih, ist der Kinostart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Tageszeitung „Der Standard“ verbunden)
„What You Gonna Do When The World’s On Fire?“ von Roberto Minervini (Italien / USA / Frankreich 2018)
Jury-Begründung: „In wuchtiger Schwarz-Weiß-Bildästhetik lässt der Regisseur eine generationsübergreifende Dokumentation über Gerechtigkeit, Würde und den Kampf gegen Rassismus entstehen. Der Film ist ein wertvoller Beitrag zum öffentlichen Diskurs über die strukturelle Diskriminierung von AfroamerikanerInnen in den USA.“

 
„Chaos“ von Sara Fattahi © Viennale

MehrWert-Filmpreise der Erste Bank
(Aufenthalte in New York einschließlich Werkpräsentation im Anthology Film Archive)
„Chaos“ von Sara Fattahi (Österreich / Syrien / Libanon / Katar 2018)
Jury-Begründung: „Drei Frauen, die an unterschiedlichen Orten gestrandet sind, versuchen ihre tödlichen Verluste und Traumata, die sie während des Krieges in Syrien erleiden mussten, zu verarbeiten. ,Chaos‘ ist eine Meditation über das Schweigen und die Stille.“
 
„Styx“ von Wolfgang Fischer © Viennale

„Styx“ von Wolfgang Fischer (Deutschland / Österreich 2018)
Jury-Begründung: „Eine Segelreise wird für eine Ärztin zur existenziellen Herausforderung. Zwischen Seerecht und behördlicher Anordnung trifft die Frau eine finale Entscheidung. Der Film lässt auch dem Zuschauer keinen Ausweg und zwingt ihn, sich dem Problem zu stellen und eine Entscheidung zu treffen.“
 
„Ne Travaille Pas (1968 – 2018)“ von César Vassyié © Viennale

FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik

„Ne Travaille Pas (1968 – 2018)“ von César Vassyié (Frankreich 2018)
Jury-Begründung: „Sensation, Sexualität, Verwirrung, Performance, Beharrlichkeit, Widerstand… Dies sind nur einige Begriffe, um die pulsierende Spannung in unserem Siegerfilm zu beschreiben. Sie lassen uns über das kreative Potenzial von 1968 und dessen heutiges Echo nachdenken.“