Herzensprojekt. Bei der Viennale freut man sich sehr auf das Kommen von Christoph Waltz. Allerdings nicht ohne melancholische Gefühle. Denn, so der interimistische Festival-Direktor Franz Schwartz: „Christoph Waltz zur Viennale zu holen, war seit mehreren Jahren ein Herzensprojekt von Hans Hurch.“ Bekanntlich starb der langjährige Viennale-Chef am 24. Juli in Rom an den Folgen eines Herzinfarkts. So wird das Waltz-Gastspiel in Wien auch zum posthumen Gruß an Hurch.
Die Filmauswahl für das Tribute-Programm wurde von der Viennale in Abstimmung mit Christoph Waltz durchgeführt. Die folgenden Titel sind fixiert.
„Kopfstand“ (Österreich 1981). In dem Psychiatrie-Drama von Regisseur Ernst Josef Lauscher spielt der junge Christoph Waltz den Protagonisten Markus Dorn, der nach einer Kurzschlusshandlung in die Psychiatrie eingeliefert wird. In eine Institution also, in die man, so der Film, leicht hinein, aber nur schwer wieder herauskommt.
„Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“ (Deutschland 1996). Christoph Waltz spielt in diesem TV-Biopic den Schlagerstar Roy Black – bis heute eine der ungewöhnlichsten Rollen des Wieners. Der Film des österreichischen Regisseurs Peter Keglevic war ein Erfolg. Im
Lexikon des internationalen Films sprach man von einem „solide inszenierten Melodram, das durch den hervorragenden Hauptdarsteller einige beklemmende Akzente zu setzen weiß.“
„Inglourious Basterds“ (USA 2009). Die Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa in der Kriegs-Groteske von Quentin Tarantino machte den international bis dahin fast unbekannten Christoph Waltz aus dem Stand zum Hollywood-Star. Waltz wurde in Cannes als bester Darsteller ausgezeichnet und gewann 2010 seinen ersten Oscar. Quentin Tarantino schwärmte bei der „Basterds“-Weltpremiere in Cannes in höchsten Tönen von seiner Entdeckung Waltz, den er bei einem mühevollen Casting-Prozess in Berlin kennengelernt hatte: „Ohne Christoph hätte ich den Film gar nicht gemacht.“
„Der Gott des Gemetzels“ (Frankreich 2011). In der Regie von Roman Polanski bewies Waltz gemeinsam mit Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly, dass man auch auf engstem Raum großes Kino machen kann. Die Verfilmung des Bühnen-Welterfolgs von Yasmina Reza ist ein Kammerspiel, in dem zwei Ehepaare streitend übereinander herfallen, nachdem es zuvor einen handgreiflichen Krach zwischen ihren Söhnen gegeben hat. Die Presse-Reaktionen waren überwältigend – etwa jene in der Hamburger
Zeit: „Wenn man davon redet, dass hier ein Turnier unter (Schauspiel-)Großmeistern stattfindet, dann muss man auch sagen, wer es gewinnt. Es ist der Europäer Christoph Waltz“.
„Django Unchained“ (USA 2012). Der Western mit Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson war die zweite Zusammenarbeit von Christoph Waltz mit Quentin Tarantino – und der Film brachte ihm seinen zweiten Oscar ein. Der Wiener spielte den deutschstämmigen Kopfgeldjäger Dr. King Schulz, der den Sklaven Django (Foxx) befreite, um mit dessen Hilfe eine Gruppe von Gangstern festzusetzen. Der Film, der voller Anspielungen auf das Genre des Italo-Western steckt, machte auch den Autor und Regisseur Tarantino wieder zum Oscar-Besitzer: Er gewann, zum zweiten Mal nach „Pulp Fiction“ den Preis für das beste Original-Drehbuch.
„Big Eyes“ (USA 2014). Regie-As Tim Burton erzählt die wahre Geschichte eines millionenschweren Kunst-Betrugs in den Sechziger Jahren, der mit einem großen Ehedrama verbunden war. Christoph Waltz ist Walter Keane, der hochstaplerisch veranlagte Mann der naiven Künstlerin Margaret Keane (Amy Adams), deren Porträts von Kindern mit großen, traurigen Augen zum Mega-Verkaufserfolg werden. Allerdings gibt sich Keane als Maler der Bilder aus, während Margaret zurückgezogen im Atelier schuftet. Die FilmClicks-Kritik: „Christoph Waltz spielt den zwiespältigen Walter Keane mit der von ihm gewohnten Mischung aus verführerischem Charme und gut verhüllter Bösartigkeit. Er porträtiert einen begnadeten Menschenfänger, der, frei von jeglichen Skrupeln, sinistre Ziele hinter seinem Dauerlächeln verbirgt.“