Viennale 2016

Die Bilanz: 14 Tage mit 92.300 Besuchern und 154 ausverkauften Vorstellungen

03.11.2016
von  Gunther Baumann
Die Gewinnerin des Wiener Filmpreises im Spielfilm-Genre: Regisseurin Barbara Eder © Viennale / Tuma
Bilanz der Viennale 2016: An den 14 Festival-Tagen wurden insgesamt 92.300 Besucher gezählt. Das sind zwar um 1.800 weniger als 2015, doch durch die Verkürzung des Festivals um einen Tag sank die Zahl der angebotenen Plätze um 8.000 Tickets. Die Auslastung kletterte somit von 76,4 auf 82,3 Prozent. Die Zahl der ausverkauften Vorstellungen stieg von 123 auf 154. Kommentar von Viennale-Chef Hans Hurch: „Das diesjährige Festival war für mich zu meinem 20jährigen Jubiläum ein ganz besonderes Geschenk. Selten wurde eine Viennale sowohl vom Kinopublikum als auch von der internationalen Kritik durchgehend so positiv und teilweise begeistert angenommen.“ Bei der Abschlussgala des Festivals am 2. November wurden wie immer die Preise vergeben. FilmClicks präsentiert die komplette Gewinnerliste.
Wiener Filmpreis
(Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von je 11.000 Euro)

Wiener Filmpreis (bester Spielfilm): „Thank You For Bombing“ von Barbara Eder © Filmladen

Spielfilm: „Thank You For Bombing“ von Barbara Eder (Österreich 2015)
Jury-Begründung: „Es ist die Geschichte von drei KriegsreporterInnen während ihres Einsatzes in Afghanistan, die in drei spannend erzählten Episoden lose zusammengeführt werden. Neben diesen persönlichen Narrationen wirft der Film vor allem medien- und gesellschaftsanalytische Fragen auf. Es geht also darum, echte Information von propagandistischer Desinformation unterscheidbar zu machen.“

Wiener Filmpreis (Beste Dokumentation): „Holz Erde Fleisch“ von Sigmund Steiner © Stadtkino Verleih

Dokumentation: „Holz Erde Fleisch“ von Sigmund Steiner  (Österreich 2016)
Jury-Begründung: „Sigmund Steiner, selbst Bauernsohn, begleitet in seinem essayistischen Dokumentarfilm drei Männer bei der Arbeit im Wald, auf dem Feld und auf der Alm. Dabei gibt er einen sensiblen Einblick in ihre Gedankenwelt, schafft eine Metaebene des Vater-Sohn-Konflikts, der sich als roter Faden durch den Film zieht. Die Behutsamkeit, mit der Steiner mit seinen Protagonisten umgeht, spürt man in jeder Minute.“

Standard-Publikumspreis: „Under The Shadow“ von Babak Anvari © Viennale

Standard-Viennale-Publikumspreis
(Preis für einen Film, der in Österreich noch keinen Verleih hat. Findet der Film einen Verleih, ist der Kinostart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Tageszeitung „Der Standard“ verbunden)
„Under The Shadow“ von Babak Anvari (Iran / Jordanien / Katar / Großbritannien 2016)
Jury-Begründung: „Das Gespenst des Terrors geht um, unsichtbar, unfasslich. Aus historischer Begebenheit heraus erwächst eine häusliche Fiktion, die äußeren und inneren Krieg kurzschließt und zwischen Konkretheit und verstörender Allgemeinheit oszilliert. Das Böse wandert mit dem Wind, heißt es einmal – dieser Film stürmt die Wahrnehmung, fließt formal ineinander, jeder Filmmoment sitzt; ein cineastischer Trip, dem man sich nicht entziehen kann und will.“

MehrWert-Preis: Ruth Goubran (Erste Bank, 2. v l) mit Katharina Copony, Tizza Covi, Rainer Frimmel © Viennale / Tuma

MehrWert-Filmpreis der Erste Bank
(je ein Aufenthalt in New York. Werkpräsentation in New York. Unterbringung, Reisekosten und finanzieller Zuschuss)
Spielfilm: „Mister Universo“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel  (Österreich / Italien 2016)
Jury-Begründung: „Ein charmanter, empathischer und zugleich optimistischer Film, der durch Sympathie und Authentizität der ProtagonistInnen überzeugt. Eine Geschichte wie das Leben selbst. Ein junger Mann nimmt das Verschwinden seines Talismans zum Anlass, den Alltag hinter sich zu lassen. Er fährt quer durch Italien auf der Suche nach dem ehemaligen Mister Universum, um seinen Glücksbringer zurückzuholen. Eine außergewöhnliche Spurensuche als feinsinnige Entdeckungsreise mit magischen Momenten.“
 
Dokumentation: „Moghen Paris – und sie ziehen mit“ von Katharina Copony (Österreich / Italien 2016)
Jury-Begründung: „Ein Film, der uns auf eine atmosphärische Reise einlädt, beginnend mit uralten Korkeichen führt er behutsam zu einem Karnevalumzug in einem sardischen Bergdorf. Es ist die filmische Übersetzung eines magischen Vorganges. Die Magie zeigt sich in der sozialen Praxis des Karnevals, die sich in der Form einer Bewegung hin zum kollektiven Rausch entwickelt. Es ist eine lebendige, mitreißende Wandlung in einem Gefüge, die nicht in der Erinnerung eingeschrieben, aber dennoch im Handeln der Menschen sichtbar wird.“
 
FIPRESCI-Preis: „Bodkin Ras“ von Kaweh Modeiri © Viennale

FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritik

„Bodkin Ras“ von Kaweh Modeiri (Niederlande / Belgien 2016)
Jury-Begründung: „Das Auftauchen eines mysteriösen Fremden in einer schottischen Kleinstadt legt bei den Einheimischen Gefühle der eigenen Entfremdung frei. Der Film beeindruckt in der Art und Weise, wie es ihm gelingt, die verschiedenen Facetten des gesellschaftlichen Ausgeschlossenseins zu thematisieren. Regisseur und Autor Kaweh Modiri überschreitet die dünne Linie zwischen Fiktion und Dokumentarischem.“
 




Interview
„Die Viennale hat international ein starkes Standing“
Viennale-Chef Hans Hurch leitet das Wiener Filmfest 2016 zum zwanzigsten Mal. Im großen FilmClicks-Interview spricht er über das Programm und die Stars der Viennale sowie über die finanzielle Lage des Festivals. Mehr...