Eröffnung. Für die Eröffnung hat die Viennale 2015 „Carol“ von Todd Haynes ausgewählt: Eine edle Romanze mit einem starken gesellschaftlichen Aspekt. Die Kinoversion des Romans „The Price of Salt“ von Patricia Highsmith schildert die Liebe zwischen zwei Frauen im New York der 1950er Jahre. Lesbische Affären waren damals noch so tabu, dass die als Thriller-Autorin weltberühmte Highsmith das Buch 1952 unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlichte. Solche Geheimnistuerei ist gottlob seit langem vorbei. In Cannes kam der Film bei der Weltpremiere so gut an, dass Hauptdarstellerin Rooney Mara (sie verliebt sich auf der Leinwand in Cate Blanchett) mit der Silbernen Palme als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.
Finale. Auch im Abschlussfilm der Viennale, „Anomalisa“, geht es mehr um Privates statt um Politik. Oscar-Preisträger Charlie Kaufman („Being John Malkovich“) drehte zusammen mit Duke Johnson einen Trickfilm in Stop-Motion-Technik, der definitiv nicht kindertauglich ist. Es geht um Beziehungen, um Trennungen und sehr explizit auch um Sex. „Anomalisa“ begleitet einen erfolgreichen, aber vom Leben schwer gelangweilten Autor von Fachliteratur auf einer Dienstreise. Im Lauf des Trips begegnet dieser Mann einer gewissen Lisa, die sein Interesse weckt. So sehr, dass er kurzfristig sogar seine Familie für sie verlassen will. „Anomalisa“ ist ein eigenwilliges und sehr pointiertes Kino-Erlebnis geworden, im typischen, leicht verschrobenen Charlie-Kaufman-Stil. „Anomalisa“ gewann beim Festival Venedig den Großen Preis der Jury.
Hauptprogramm. In den 170 Filmen des Viennale-Hauptprogramms findet man wie gewohnt große Namen neben Neuentdeckungen. Zur ersten Kategorie gehören zum Beispiel Woody Allens Komödie „Irrational Man“ (mit Emma Stone und Joaquin Phoenix) oder die Wirtschafts-Thriller „A Most Violent Year“ von J. C. Chandor (mit Oscar Isaac und Jessica Chastain) und „99 Homes“ von Ramin Bahrani (mit Andrew Garfield und Laura Dern). Auch der Cannes-Sieger „Dheepan“ von Jacques Audiard und das faszinierende Kino-Essay „Francofonia“ von Alexander Sokurov bieten Filmkunst vom Feinsten.
Im Dokumentar-Bereich stechen Produktionen wie die Musikfilme „Janis: Little Girl Blue“ (über Janis Joplin) und „Jaco“ (über Jazzlegende Jaco Pastorius) hervor. Neben Joshua Oppenheimers Bürgerkriegs-Doku „The Look of Silence“ oder dem „No Home Movie“ der kürzlich verstorbenen Chantal Akerman verdient hier auch ein Film aus Österreich große Beachtung: Das Flüchtlings-Drama „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann.
Viennale-Direktor legt dem Publikum aber auch „Entdeckungen, Neues und Unbeklanntes“ ans Herz. Seine besondere Empfehlung gilt Filmen wie „La Fièvre“ von Safia Benhaim (Marokko), „Lu Bian Yew Can“/„Kaili Blues“ von Bi Gan (China), „Minotauro“ von Nicolas Pereda (Mexiko) oder der Doku „Toponimia“ von Jonathan Perel (Argentinien).
Tributes. Drei Tributes richten die Aufmerksamkeit auf ganz spezielle Filmkünstler. Unter dem Titel „Choroegraphie des Begehrens“ wird hier zunächst Tippi Hedren gewürdigt, die ja als Ehrengast nach Wien kommt. Bei einer Galavorstellung von Hitchcocks Thriller „Marnie“ wird sie am 29. Oktober aus ihrer Laufbahn erzählen. Die zwei weiteren Festival-Tributes ehren den mexikanischen Regisseur Raúl Perrone („The Last Of The Independents“) sowie den im Alter von 106 Jahren verstorbenen portugiesischen Regisseur Manoel de Oliveira, der 2014 noch den Viennale-Trailer drehte.
Retrospektive. Die traditionelle Viennale-Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum beginnt schon am 16. Oktober und steht dieses Jahr unter dem Titel „Animals“. Bis zum 30. November sind in dieser „Kleinen Zoologie des Kinos“ Filme zu sehen, in denen Tiere eine mehr oder minder große Rolle spielen. Hier ist Viennale-Ehrengast Tippi Hedren mit dem Hitchcock-Klassiker „The Birds“ am Start.
Internationalfeiertag. Am 26. Oktober begeht Österreich seinen Nationalfeiertag – bei der Viennale wird ein Internationalfeiertag draus. Das Gartenbau-Kino wird an diesem Tag zum Schauplatz von Filmen, die Flucht, Migration, Vertreibung und Fremde zum Thema haben. Der Bogen spannt sich von Charlie Chaplins „The Immigrant“ über „America America“ von Elia Kazan und „Last Shelter“ von Gerald Igor Hauzenberger bis zu „Gran Torino“ von Clint Eastwood.
MehrWert-Filmnacht. Der Viennale-Hauptsponsor Erste Bank lädt in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober (Zeitumstellung!) zu einem „Double Feature, wie es noch keines gab“. Gezeigt werden die beiden einzigen Filme, in denen Isabelle Huppert und Gérard Depardieu gemeinsam vor der Kamera standen: „Loulou“ von Maurice Pialat (1979) und „Valley of Love“ von Guillaume Nicloux (2015). Der Eintritt ist frei. Tickets gibt’s an den Viennale-Vorverkaufskassen sowie beim MehrWert-Gewinnspiel:
www.sponsoring.erstebank.at
Schauplätze, Tickets, Infos. Die Viennale bespielt wie immer die Wiener Innenstadt. Wichtigster Schauplatz ist das Gartenbau-Kino mit 750 Plätzen. Dazu kommen das Urania-Kino, das Stadtkino im Künstlerhaus und das Metro-Kino mit seiner Zweit-Spielstätte, dem Eric-Pleskow-Saal, im neuen Kinokulturhaus. Als quasi assoziiertes Kino wird auch das Filmmuseum in der Albertina genutzt, wo die Viennale-Retrospektive „Animals“ gezeigt wird.
Für Diskussionen, Präsentationen und die allabendlichen Partys hat vom 22. Oktober bis 5. November das Viennale Festivalzentrum (Wien 1., Dominikanerbastei 11) geöffnet. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen und Konzerten ist frei.
Der Ticketverkauf beginnt am 17. Oktober um 10 Uhr. Einzelkarten kosten 9 Euro. Bei Abnahme von mindestens zehn Karten zahlt man 8,50 Euro pro Ticket, ab 20 Karten sind es dann 7,80 Euro.
Karten im Vorverkauf gibt es im Metro Kinokulturhaus (17. 10. – 5. 11.), im Viennale-Kiosk am Schottentor (17. – 24. 10.), im Gartenbau-Kino (17. – 21. 10.) sowie im Stadtkino im Künstlerhaus (17. – 18. 10.). Natürlich sind die Kassen aller Festival-Kinos bei allen Vorstellungen geöffnet.
Darüber hinaus kann man Tickets auch telefonisch über die Freeline
0800 664 014 des Viennale-Sponsors A1 bestellen (Bezahlung mit Kreditkarte). Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, Tickets via
www.viennale.at online zu erwerben.
Alle detaillierten Programm- und Termin-Informationen:
www.viennale.at