Eröffnung. Zur Eröffnung hatte Viennale-Chef Hans Hurch „Amour Fou“ ausgewählt, das Künstlerdrama von Jessica Hausner über den lebensüberdrüssigen Heinrich von Kleist. Viennale-Präsident Eric Pleskow kommentierte diese Wahl in einer Grußbotschaft so: „Das Festival mit einem Film über einen todessehnsüchtigen Dichter zu eröffnen, der mit einem Doppelselbstmord endet - das ist irgendwie typisch Hurch!“ Amüsierter Applaus. Doch keine Angst: Die Viennale 2014 steckt randvoll mit quicklebendigem Kino.
„Auf einer Vielzahl von Viennale-Vorstellungen steht schon das Schild ausverkauft.“ Mit diesen Worten eröffnete Andreas Mailath-Pokorny seine Eröffnungsrede. Wiens Kulturstadtrat weiter: „Das ist ein gutes Zeichen. Die Frage, warum die Viennale?, erübrigt sich. Weil das Publikum die Filme stürmt.“
Mailath-Pokorny streute dem Festival und seinem Publikum Rosen. „Wir leben in einem Überfluss bewegter Bilder – aus dem Fernseher, aus dem Computer, aus dem Smartphone“, sagte er. „Dem steht ein Festival wie die Viennale entgegen. Hier muss man sich entscheiden, hinzugehen, etwas zu riskieren, andere Sichtweisen kennenzulernen. Die Viennale ist ein Aufruf zur Toleranz in Zeiten der Intoleranz. Das ist nicht wenig in einem Zeitalter der Polarisierung.“
Die Polarisierung ist freilich auch ein Element der Kunst, und darauf hinzuweisen, gehört bei Viennale-Chef Hans Hurch zum guten Ton. „Kulturpolitik ist in Österreich zur Krisenbeseitigung geworden“, sagte er. „Die größte kulturpolitische Leistung des Jahres ist die Entlassung des Burgtheater-Direktors. Ich möchte eine Situation beklagen, in der die Kulturpolitik nicht mehr auftaucht. Ich behaupte, die Politik ist darüber nicht unfroh. Und etliche Journalisten finden Kulturpolitik langweilig.“
Der Ex-Journalist Hurch zählt sich nicht zu dieser Gruppe: „Ich möchte eine deutlich definierte Kulturpolitik, die sagt, welche Kunst sie haben will. Dies ist kein Plädoyer für eine abgehobene Kunst, sondern für eine, die ihren eigenen Gesetzen folgt, die nicht unbedingt unterhaltsam ist und die anders sein kann, als es der Markt verlangt. Die Kunst schafft ihre eigene Welt, von der aus das Publikum die Welt betrachten kann. Deswegen muss sie gefördert werden.“
Den Eröffnungsfilm „Amour Fou“ von Jessica Hausner (regulärer Kinostart: 6. November) bezeichnete Hurch als „besonders schönen, berührenden und auch komischen Film. Er macht die Türe auf zu diesem Festival“.
Der in den USA lebende Viennale-Präsident Eric Pleskow, 90, der auf Anraten seiner Ärzte daheim blieb, will die Tür zum Festival noch oft durchschreiten: „Ich habe vor, noch ein paar Jährchen auf dieser Welt zu bleiben“, ließ er in seiner Grußbotschaft wissen. „Ich möchte in dem neuen Kinosaal sitzen, der nach mir benannt ist (im Metro-Kino/Kinokulturhaus, Anm.) I’ll be back“.