Vertrag. Als kürzlich die neuerliche Vertragsverlängerung von Hans Hurch verkündet wurde, hörte man nicht nur Beifall aus der Film-Szene. Es gab auch vernehmliche Kritik. „Ich habe gemischte Reaktionen erwartet“, sagt der Viennale-Direktor dazu. „Ich verstehe die Kritik und die Tatsache, dass diese Entscheidung hinterfragt wird. Wenn es Leute gibt, die sagen, nach so langer Zeit wäre es interessant, eine andere Viennale mit anderen Aspekten zu machen, dann kann ich dem beipflichten.“
Das ändert freilich nichts daran, dass Hurch seine Arbeit fürs Filmfest sehr gerne fortsetzt. „Die Verlängerung war eine gemeinsame Entscheidung des Viennale-Kuratoriums, von Festival-Präsident Eric Pleskow und von mir. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny wollte es, und ich wollte es auch.“
Nur für eine volle Funktionsperiode von vier Jahren mochte Hurch nicht mehr kandidieren: „Die Verlängerung um zwei Jahre ging von mir aus. Irgendwann muss Schluss sein – die Viennale ist ja nicht mein Festival. Wir können die Zeit dazu nützen, den Wechsel mit einer gut vorbereiteten Ausschreibung in die Wege zu leiten.“
Schule des Sehens. Derzeit bereitet Hurch „gemeinsam mit meinem guten Team“ das Festival 2015 vor. Der Motto-Begriff der „Schule des Sehens“ bedarf dabei durchaus der Erläuterung. Diese Schule sei „nicht im Sinne einer didaktischen Anstalt, nicht im Sinne von Belehrung und Erziehung gemeint“, formuliert der Viennale-Chef. Sondern? „Im Sinne eines Laboratoriums, der Erkundung und Entdeckung, der Erfahrung und des Staunens. Eine Schule des Sehens und des Erkennens.“
Unter den ersten
Auteurs, deren Filme bei der Viennale 15 laufen, finden sich etliche Namen, die nur Cineasten ein Begriff sind. Da wären etwa die Spielfilm-Regisseure Corneliu Porumbuio (Rumänien), Gan Bi (China) oder Apichatpong Weerasethakul (Thailand) zu nennen, genauso wie die Dokumentaristen Jonathan Perel (Argentinien), Gerd Kroske (Deutschland) oder Silvana Landsmann (Israel).
Woody und Jaco. Ein Woody Allen, der seine schwarze Komödie „Irrational Man“ mit Joaquin Phoenix und Emma Stone besetzt hat, ist da fast eine glamouröse Ausnahme. Im Doku-Sektor bekommt ein weltberühmter Musiker ein filmisches Denkmal: „Jaco“ von Paul Marchand und Stephen Kijak widmet sich dem verstorbenen Bassisten Jaco Pastorius, dessen dunkle Sounds unter anderem den Klang von Joe Zawinuls legendärer Band Weather Report prägten.
Vom Viennale-Hauptprogramm mit seinen Spielfilmen und Dokumentationen wurden jetzt erst ein paar Appetithappen preisgegeben. Die Spezialprogramme hingegen sind schon fixiert. Tippi Hedren etwa, eine der Lieblingsschauspielerinnen von Alfred Hitchcock, wird mit einem Tributer unter dem Titel „Choreographie des Begehrens“ gewürdigt. Dem portugiesischen Regisseur Manoel de Oliveira, der 2014 noch den Viennale-Trailer gestaltete und heuer im Frühjahr im Alter von 105 Jahren starb, gilt die Reihe „How Green Was My Valley“.
Animals. Die Retrospektive, die von der Viennale gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum gestaltet wird, steht unter dem Motto „Animals“. Vom 16. Oktober bis 30. November laufen im Filmmuseum cineastische Klassiker mit Tier-Bezug, von „King Kong“ (1933) und „Bambi“ (1942) bis zu „Godzilla“ (1954) und Hitchcocks „The Birds (1963).
Ausführliche Informationen über alle Sektionen und Programme:
www.viennale.at