Robin Williams verstorben

Der Glückspilz, der sein Glück nicht genießen konnte

12.08.2014
von  Gunther Baumann
„Good Morning, Vietnam“: Robin Williams in einer seiner größten Rolllen © Warner Bros.
Robin Williams ist tot. Die Filmwelt steht unter Schock. Der Kalifornier war einer der besten – und beliebtesten - Schauspieler unserer Zeit. Unzählige Zuschauer hat er mit seinen Komödien zum Lachen gebracht. Oder mit seinen Dramen zu Tränen gerührt. Der Kalifornier besaß fünf Golden Globes und einen Oscar – er war ein Mega-Star, vom Glück verwöhnt. Ein Mann der alles hatte. Nur eines nicht: Die Kontrolle über seine inneren Dämonen. Die Polizei geht, so die ersten Meldungen, davon aus, dass sich Robin Williams am 11. August selbst das Leben nahm. Seinen 63. Geburtstag  hatte er am 21. Juli in einer Alkohol-Entzugsklinik in Minnesota verbracht.
Laufbahn. Er wurde populär mit der Comedy-Serie „Mork vom Ork“. Er war der Garp in John Irvings „Garp und wie er die Welt sah“, er war der Radio-DJ Adrian Cronauer in „Good Morning, Vietnam“,  der den Schrecken des Krieges durch den Witz seiner Moderationen mildern wollte.
 
Robin Williams hat mit vielen Rollen Filmgeschichte geschrieben. 1989 begeisterte er seine Studenten (und das Kinopublikum) für Literatur: „Der Club der toten Dichter“.  1991 gab er erneut einen Literatur-Professor; doch diesmal einen, der sich nach einem Schicksalsschlag in eine Fantasie-Welt geflüchtet hatte: „König der Fischer“. 


 
Oscar. Nach „Mrs. Doubtfire“ und dem US-Remake von „Ein Käfig voller Narren“,  nach Komödien wie „Flubber“ und Dramen wie „Jack“  gewann er dann 1998 endlich seinen Oscar. In „Good Will Hunting“ spielte Williams einen Psychologen, der dem irrlichternden Titelhelden Will Hunting (Matt Damon)den Weg zu einem ausgeglichenen Dasein wies. „Das ist das erste Mal, dass ich wirklich sprachlos bin“, sagte er beglückt, als er seinen Academy Award entgegennahm.
 
Vielleicht hätte der Star in seinem eigenen Leben selbst einen Therapeuten wie diesen Sean Maguire brauchen können, den er in „Good Will Hunting“ spielte. Robin Williams, ein Sohn aus gutbürgerlichem Hause,  hatte Probleme damit, den plötzlichen Ruhm zu genießen, der ihn in seinen Zwanzigern überfiel.  Drogen und Alkohol wurden seine ständigen Begleiter. Der Tod von John Belushi, der mit 33 an einer Überdosis starb, löste die Wende aus. Williams ging auf Entzug. 20 Jahre lang blieb er clean.  Doch 2006 schlug die Alkohol-Sucht wieder zu.
 
Pointen. Für uns Journalisten war Robin Williams ein idealer Gesprächspartner. Interviews mit ihm wurden zu komödiantischen Shows, in denen der Star von einer Rolle in die nächste schlüpfte und ein spontanes Pointengewitter entfachte. Doch unvermittelt konnte er auch sehr ernst werden.

Ich werde nie ein Interview in Paris vergessen, in dem Williams im Outfit eines Clochards auftrat und plötzlich darüber zu sinnieren begann, ob es zu rechtfertigen sei, dass er mit seinem aktuellen Film (es war das Abenteuer „Jumanji“) zehn Millionen Dollar verdiente. Williams verhandelte das Problem quasi mit verteilten Rollen, er erhob Einwände und gab sich Recht, um schließlich zu entscheiden, dass der Millionen-Scheck in Ordnung sei: „Ich spiele das viele Geld fürs Studio ja wieder ein.“
 
Unvergesslich blieb für mich auch ein Pressegespräch zum Animationsfilm „Happy Feet“, in dem Williams 2006 die Rolle eines Pinguins namens Ramon sprach. Bei der Pressekonferenz wurde er zum glücklich improvisierenden und sprudelnden Stand-Up-Comedian, sobald das Wort an ihn fiel. Doch wenn sein Mikrofon abgeschaltet war, veränderte sich seine Mimik. Die Mundwinkel fielen herab, der Blick verlor sich im Nirvana. Robin Williams machte den Eindruck eines tief depressiven Mannes.
 
In den letzten Jahren hat Robin Williams intensiv weitergearbeitet. Einer seiner bemerkenswertesten Filme war 2013 der Publikums-Hit „Der Butler“, in dem Forest Whitaker den Bediensteten von sieben amerikanischen Präsidenten spielte. Williams porträtierte den Präsidenten und Weltkriegs-Helden Dwight D. Eisenhower.
 
Welterbe. Jetzt ist Robin Williams’ Stimme für immer verstummt. Die Filmszene trauert, die Filmfreunde trauern. Doch wir werden noch oft mit Williams lachen (und weinen) können: Sein großer Fundus wunderbarer Filme gehört zum Welterbe des Kinos.