Österreichischer Filmpreis 2020

Ein Finale mit drei Damen

04.12.2019
von  Gunther Baumann
Zehn Nominierungen: Jessica Hausner (l.) mit Ben Whishaw und Emily Beecham am Set von „Little Joe“ © Christa Amadea
Das Rennen um den Österreichischen Filmpreis 2020 ist fest in weiblicher Hand. Jessica Hausner führt mit „Little Joe“ (zehn Nominierungen) das Starterfeld an, gefolgt von Marie Kreutzer mit „Der Boden unter den Füßen“  (sieben) und Sudabeh Mortezai mit „Joy“ (sechs). Diese drei Produktionen und ihre Regisseurinnen machen auch die Duelle um den besten österreichischen Film und um die beste Regie untereinander aus. Nach der Bekanntgabe der Nominierungen am 4. Dezember haben die 435 stimmberechtigten Mitglieder der Akademie des österreichischen Films, allesamt Filmschaffende, nun bis Jänner Zeit, um ihr Votum abzugeben. Die Verleihung des 10. Österreichischen Filmpreises findet dann am 30. Jänner 2020 im Auditorium Grafenegg in Niederösterreich statt. Inszenierung: Mirjam Unger. 
Sieben Nominierungen: „Der Boden unter den Füßen“ mit Valerie Pachner (l.) © Novotnyfilm

Spielfilm

„Der Boden unter den Füßen“ von Marie Kreutzer
Eminent wuchtiges und toll gespieltes Drama, in dem es um eine kühle Karrieristin (Valerie Pachner) geht, die aus der Bahn geworfen wird, als ihre psychisch labile Schwester (Pia Hierzegger) einen Suizidversuch unternimmt.

„Joy“ von Sudabeh Mortezai
Drama über die Situation von Afrikanerinnen in Wien, die als Prostituierte arbeiten, um zu überleben. „Joy“ ist eine eminent packende, analytisch beobachtete Spielfilm-Reportage über einen unheilvollen Kreislauf, der aus Armut, Sex, Gier, Betrug und Skrupellosigkeit gespeist wird.

„Little Joe“ von Jessica Hausner
Der Regisseurin Jessica Hausner ist mit „Little Joe“ – angesiedelt zwischen Science Fiction und sanftem Horror – eine unfassbar schöne und zugleich schreckliche Versuchsanordnung gelungen über das, was passiert, wenn die Wissenschaft zu weit geht.
 
Als bester Dokumentarfilm im Rennen: „Erde“ von Nikolaus Geyrhalter © NGF

Dokumentarfilm
„Bewegungen eines nahen Bergs“ von Sebastian Brameshuber
Eine afrikanische Parallel-Wirtschaft in der Steiermark, von der auch ungarische und einheimische Interessenten profitieren. Das ungarische KFZ–Händlerpaar beneidet Cliff, den nigerianischen Mechaniker, der bald seine nach Afrika geschickten Autoteile dort verkaufen wird. Ein ruhiger, poetischer, berührender Film, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.

„Erde“ von Nikolaus Geyrhalter
Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt - mit Schaufeln, Baggern oder Dynamit. Nikolaus Geyrhalter beobachtet in Minen, Steinbrüchen, und Großbaustellen Menschen bei ihrem ständigen Kampf, sich den Planeten anzueignen.

„Gehört, gesehen – Ein Radiofilm“ von Jakob Brossmann und David Paede
Über zwei Jahre hinweg stellte sich der Kultursender Ö1 dem Blick der Filmemacher Jakob Brossmann und David Paede und gewährte Einblicke hinter die Kulissen und Zugang zu sensiblen Diskussionen und Entscheidungen. Das Regie-Duo spürt der Herausforderung nach, Radio in einer Zeit zu machen, in der öffentlich-rechtliche Medien unter Druck geraten.

„Inland“ von Ulli Gladik
Der Film begleitet drei FPÖ-Fans vor und nach der Nationalratswahl: Eine Kellnerin, einen Arbeitslosen und einen kleinen Beamten. In roten Arbeiterfamilien sozialisiert, setzen sie jetzt ihre Hoffnungen auf die FPÖ. Alle drei haben großes Unbehagen gegenüber „den Ausländern“. Gleichzeitig sehnen sich nach einem besseren Leben für die „kleinen Leute“.
 
Kurzfilm
„Apfelmus“ von Alexander Gratzer
„Boomerang“ von Kurdwin Ayub
„Freigang“ von Martin Winter
 
Sechs Nominierungen: „Joy“ mit Joy Anwulika Alphonsus © Filmladen

Weibliche Hauptrolle
Joy Anwulika Alphonsus („Joy“)
Emily Beecham („Little Joe“)
Valerie Pachner („Der Boden unter den Füßen“)
 
Männliche Hauptrolle
Georg Friedrich („Kaviar“)
Valentin Hagg („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)
Tobias Moretti („Gipsy Queen“)
 
Weibliche Nebenrolle
Gerti Drassl („Ein wilder Sommer – Die Wachausaga“)
Kerry Fox („Little Joe“)
Pia Hierzegger („Der Boden unter den Füßen“)
Mavie Hörbiger („Der Boden unter den Füßen“)
 
Männliche Nebenrolle
Josef Hader („Nevrland“)
Wolfgang Hübsch („Nevrland“)
Heinz Trixner („Ein wilder Sommer – Die Wachausaga“)
 
Regie
Jessica Hausner  („Little Joe“)
Marie Kreutzer („Der Boden unter den Füßen“)
Sudabeh Mortezai („Joy“)
 
Drehbuch
Jessica Hausner& Geraldine Bajard („Little Joe“)
Sudabeh Mortezai („Joy“)
Hüseyin Tabak („Gipsy Queen“)
 
Kamera
Martin Gschlacht („Little Joe“)
Klemens Hufnagl („Joy“)
Leena Koppe („Der Boden unter den Füßen“)
Jo Molitoris („Nevrland“)
 
Kostümbild
Tanja Hausner („Little Joe“)
Christine Ludwig („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)
Carola Pizzini („Joy“)
 
Maske
Sam Dopona („Kaviar“)
Helene Lang & Roman Braunhofer („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)
Heiko Schmidt („Little Joe“)
 
Musik
Kyrre Kvam („Der Boden unter den Füßen“)
Karwan Marouf („Kaviar“)
Wolfgang Mitterer („Die Kinder der Toten“)
Judit Varga („Gipsy Queen“)
 
Schnitt
Gerd Berner („Nevrland“)
Peter Brunner („To The Night“)
Alarich Lenz („Nobadi“)
Karina Ressler („Little Joe“)

Szenenbild
Christoph Kanter („Kalte Füße“)
Conrad Moritz Reinhardt („Nevrland“)
Katharina Wöppermann („Little Joe“)
 
Tongestaltung
Pavel Cuzuioc, Simon Graf, Lenka Mikulová, Hjalti Bager-Jonathansson, Nora Czamler, Andreas Hamza, Eva Hausberger, Florian Kindlinger & Alexander Koller („Erde“)
Gregor Kienel, Rudolf Gottsberger & Thomas Pötz („Nevrland“)
William Edouard Franck, Philipp Mosser, Reinhard Schweiger & Bernhard Maisch  („Nobadi“)