Österreichischer Filmpreis 2020

Vier Preise: Viel Freude für „Joy“

30.01.2020
von  Gunther Baumann
Österreichs Film des Jahres: „Joy“ mit Joy Anwulika Alphonsus, der besten Hauptdarstellerin © Filmladen
Bester Film, beste Hauptdarstellerin, beste Regie und bestes Drehbuch: Das Migrations- und Sexarbeits-Drama „Joy“ von Sudabeh Mortezai ist der große Gewinner bei den Österreichischen Filmpreisen 2020, die am 30. Jänner im Auditorium Grafenegg vergeben wurden. Je drei Preise gab es für Gregor Schmidingers Drama „Nevrland“ (Beste männliche Nebenrolle, Kamera und Ton)  sowie für Jessica Hausners SciFi-Thriller „Little Joe“ (Maske, Szenenbild und Schnitt).  Der Preis für die beste Dokumentation wurde ex aequo an Nikolaus Geyrhalter („Erde“) und Ulli Gladik („Inland“) verliehen.  Regisseur Andreas Schmied gewann mit der Callboy-Komödie „Love Machine“ die neue Kategorie für den publikumsstärksten Kinofilm (139.177 Besucher in Österreich).  Neun der 17 Auszeichnungen gingen an Frauen.
Spielfilm
Gewinnerfilm:
„Joy“ von Sudabeh Mortezai
Drama über die Situation von Afrikanerinnen in Wien, die als Prostituierte arbeiten, um zu überleben. „Joy“ ist eine eminent packende, analytisch beobachtete Spielfilm-Reportage über einen unheilvollen Kreislauf, der aus Armut, Sex, Gier, Betrug und Skrupellosigkeit gespeist wird.
Ebenfalls nominiert:
„Der Boden unter den Füßen“ von Marie Kreutzer
Eminent wuchtiges und toll gespieltes Drama, in dem es um eine kühle Karrieristin (Valerie Pachner) geht, die aus der Bahn geworfen wird, als ihre psychisch labile Schwester (Pia Hierzegger) einen Suizidversuch unternimmt.
 „Little Joe“ von Jessica Hausner
Der Regisseurin Jessica Hausner ist mit „Little Joe“ – angesiedelt zwischen Science Fiction und sanftem Horror – eine unfassbar schöne und zugleich schreckliche Versuchsanordnung gelungen über das, was passiert, wenn die Wissenschaft zu weit geht.
 
Dokumentarfilm
Gewinnerfilm:
„Erde“ von Nikolaus Geyrhalter
Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt - mit Schaufeln, Baggern oder Dynamit. Nikolaus Geyrhalter beobachtet in Minen, Steinbrüchen, und Großbaustellen Menschen bei ihrem ständigen Kampf, sich den Planeten anzueignen.
Gewinnerfilm:
„Inland“ von Ulli Gladik
Der Film begleitet drei FPÖ-Fans vor und nach der Nationalratswahl: Eine Kellnerin, einen Arbeitslosen und einen kleinen Beamten. In roten Arbeiterfamilien sozialisiert, setzen sie jetzt ihre Hoffnungen auf die FPÖ. Alle drei haben großes Unbehagen gegenüber „den Ausländern“. Gleichzeitig sehnen sich nach einem besseren Leben für die „kleinen Leute“.
Ebenfalls nominiert:
„Bewegungen eines nahen Bergs“ von Sebastian Brameshuber
Eine afrikanische Parallel-Wirtschaft in der Steiermark, von der auch ungarische und einheimische Interessenten profitieren. Das ungarische KFZ–Händlerpaar beneidet Cliff, den nigerianischen Mechaniker, der bald seine nach Afrika geschickten Autoteile dort verkaufen wird. Ein ruhiger, poetischer, berührender Film, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.
 „Gehört, gesehen – Ein Radiofilm“ von Jakob Brossmann und David Paede
Über zwei Jahre hinweg stellte sich der Kultursender Ö1, dem Blick der Filmemacher Jakob Brossmann und David Paede und gewährte Einblicke hinter die Kulissen und Zugang zu sensiblen Diskussionen und Entscheidungen. Das Regie-Duo spürt der Herausforderung nach, Radio in einer Zeit zu machen, in der öffentlich-rechtliche Medien unter Druck geraten.
 
Kurzfilm
Gewinnerfilm:
„Freigang“ von Martin Winter
Ebenfalls nominiert:
„Apfelmus“ von Alexander Gratzer
„Boomerang“ von Kurdwin Ayub

Weibliche Hauptrolle
Gewinnerin:
Joy Anwulika Alphonsus („Joy“)
Ebenfalls nominiert:
Emily Beecham („Little Joe“)
Valerie Pachner („Der Boden unter den Füßen“)
 
Bester Hauptdarsteller: Tobias Moretti in „Gipsy Queen“ © Dor Film

Männliche Hauptrolle
Gewinner:

Tobias Moretti („Gipsy Queen“)
Ebenfalls nominiert:
Georg Friedrich („Kaviar“)
Valentin Hagg („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)

Weibliche Nebenrolle
Gewinnerin:

Pia Hierzegger („Der Boden unter den Füßen“)
Ebenfalls nominiert:
Gerti Drassl („Ein wilder Sommer – Die Wachausaga“)
Kerry Fox („Little Joe“)
Mavie Hörbiger („Der Boden unter den Füßen“)
 
Männliche Nebenrolle
Gewinner:

Josef Hader („Nevrland“)
Ebenfalls nominiert:
Wolfgang Hübsch („Murer – Anatomie eines Prozesses“)
Heinz Trixner („Ein wilder Sommer – Die Wachausaga“)

Beste Regie, bestes Drehbuch: Sudabeh Mortezai („Joy“) © Filmladen

Regie
Gewinnerin:

Sudabeh Mortezai („Joy“)
Ebenfalls nominiert:
Jessica Hausner  („Little Joe“)
Marie Kreutzer („Der Boden unter den Füßen“)

Drehbuch
Gewinnerin:

Sudabeh Mortezai („Joy“)
Ebenfalls nominiert:
Jessica Hausner& Geraldine Bajard („Little Joe“)
Hüseyin Tabak („Gipsy Queen“)

Kamera
Gewinner:

Jo Molitoris („Nevrland“)
Ebenfalls nominiert:
Martin Gschlacht („Little Joe“)
Klemens Hufnagl („Joy“)
Leena Koppe („Der Boden unter den Füßen“)

Kostümbild
Gewinnerin:

Christine Ludwig („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)
Ebenfalls nominiert:
Tanja Hausner („Little Joe“)
Carola Pizzini („Joy“)
 
Maske
Gewinner:

Heiko Schmidt („Little Joe“)
Ebenfalls nominiert:
Sam Dopona („Kaviar“)
Helene Lang & Roman Braunhofer („Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“)

Musik
Gewinner:

Wolfgang Mitterer („Die Kinder der Toten“)
Ebenfalls nominiert:
Kyrre Kvam („Der Boden unter den Füßen“)
Karwan Marouf („Kaviar“)
Judit Varga („Gipsy Queen“)
 
Schnitt
Gewinnerin:

Karina Ressler („Little Joe“)
Ebenfalls nominert:
Gerd Berner („Nevrland“)
Peter Brunner („To The Night“)
Alarich Lenz („Nobadi“)

Szenenbild
Gewinnerin:

Katharina Wöppermann („Little Joe“)
Ebenfalls nominiert:
Christoph Kanter („Kalte Füße“)
Conrad Moritz Reinhardt („Nevrland“)

Tongestaltung:
Gewinner:

Gregor Kienel, Rudolf Gottsberger & Thomas Pötz („Nevrland“)
Ebenfalls nominiert:
Pavel Cuzuioc, Simon Graf, Lenka Mikulová, Hjalti Bager-Jonathansson, Nora Czamler, Andreas Hamza, Eva Hausberger, Florian Kindlinger & Alexander Koller („Erde“)
William Edouard Franck, Philipp Mosser, Reinhard Schweiger & Bernhard Maisch  („Nobadi“)
 
Publikumsstärkster Kinofilm
Gewinner:
„Love Machine“ von Andreas Schmied